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Viel Arbeit in der Bücherei, oder: „Warum dürfen wir nur Romane einbinden?“

MIT BILDERGALERIE!

„Wir bräuchten viel mehr Platz“, sagt Gudrun Stößel, zweite Bürgermeisterin der Stadt Baunach und zugleich aktiv im Team der Stadtbücherei. Und diesen Platz bekommt die Bücherei auch, wenn sie vom Heimatmuseum ins neue Bürgerhaus „Lechnerbräu“ umziehen wird. Momentan werden tausende Bücher und Medien katalogisiert, gereinigt und neu eingebunden. Zehn ehrenamtliche Helferinnen haben schon über 2.000 Arbeitsstunden geleistet.

Langsam aber sicher rückt der Umzug immer näher. Zwar wird die Eröffnung des Bürgerhauses Lechnerbräu [6] nicht, wie beabsichtigt, noch in diesem Jahr stattfinden, möglichst bald in 2013 soll es aber so weit sein. Und darauf arbeiten die Damen in der Bücherei seit Monaten hin und freuen sich, bald in auch optisch ansprechenden Räumen die Besucher begrüßen zu dürfen. Denn momentan türmen sich Bücherstapel und die Bewegungsfreiheit ist deutlich eingeschränkt. Vier Bücherflohmärkte haben schon für etwas „Entlastung“ gesorgt.

„Seit seinem Amtsantritt habe ich unseren Bürgermeister gelöchert, dass Baunach eine neue Stadtbücherei bekommt. Auch der Stadtrat musste überzeugt werden. Als das einmal geschafft war, ging es, wie immer in Baunach, recht schnell.“ So wurde es für die Architekturbüros, die sich um den Auftrag für die Sanierung der Lechnerbräu bewarben, zur Bedingung, auch die Bücherei mit einzuplanen. Am 6. November 2009 war dann die Entscheidung gefallen und das Büro Brückner & Brückner aus Würzburg bekam zu den Zuschlag, das Gebäude wurde gekauft und die Abbrucharbeiten begannen im Frühjahr 2011.

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Gudrun Stößel (links) und Heidi Allin beim Katalogisieren und Einbinden.

Erfahrung trifft Teamgeist

Seit 27. Oktober 2011 ist die Stadtbücherei, im Erdgeschoss des Heimatmuseums beheimatet, geschlossen. In der Lechnerbräu wird sie einen zweiten Raum bekommen und von 100 auf 240 Quadratmeter Fläche wachsen. Dies ermöglicht ein deutlich größeres Medienangebot als bisher. Durch die Kooperation mit dem St. Michaelsbund und der Stadt Baunach, die zusammen 50.000 Euro an Fördergeldern und ein jährliches Budget bereitstellen, wächst die Lesevielfalt. Natürlich werden Bücher aus dem bisherigen Bestand eingearbeitet, Ziel ist es aber, auch moderne Literatur und Medien präsentieren zu können. „Eine öffentliche Bücherei muss auch optisch ansprechen“, sagt Heyke Koch, 25 Jahre lang Mitarbeiterin der Stadtbücherei Bamberg und heute „Chefin“ des Baunacher Teams. „Buchcover aus den 1970er Jahren kommen heute einfach nicht mehr gut an.“ Auch die Öffnungszeiten sind ein Thema, denn bisher war die Bücherei nur einmal pro Woche für zwei Stunden offen – und gerade die jungen Besucher und Familien fehlten.

Kochs Erfahrung in der Bibliotheks- und Büchereiarbeit ist für die Neuausrichtung in Baunach von unschätzbarem Wert. Sie koordiniert die Katalogisierung der Medien und gibt auch beim Einbinden der Bücher (alle erhalten eine Schutzfolie) Tipps. „Am Anfang habe ich den Damen nur Romane gegeben, denn die lassen sich am einfachsten einbinden. Und irgendwann kam dann die Frage: ‚Warum dürfen wir nur Romane einbinden?‘ – und dann waren die schwierigeren Bücher an der Reihe.“ Und nun sind sich die Mitarbeiterinnen einig: „Das Einbinden macht am meisten Spaß!“

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Heyke Koch bringt langjährige Erfahrung aus der Stadtbücherei Bamberg mit.

Günstige Jahresbeiträge sollen vor allem Familien fürs Lesen begeistern

Einen Schwerpunkt des Angebots wird mit einem Anteil von 30 Prozent die Kinder- und Jugendliteratur bilden. „Es ist schade, wenn Kinder keine Chance haben, an Bücher heranzukommen, etwa, weil es sich die Eltern nicht leisten können“, sagt Gudrun Stößel. Weitere zehn Prozent werden die weiteren Medien wie DVDs und CDs ausmachen, hier ist das Team gerade dabei, noch aktuelle Bestände einzukaufen.

Im Februar 2012 begann die Arbeit, mittlerweile ist ein Großteil der alten und neuen Bücher katalogisiert. Nach der Neueröffnung soll der Katalog der Bücherei online abrufbar sein, so dass Bestellungen und Reservierungen sowie Verlängerungen auch von zu Hause möglich sind. Zum Angebot werden auch 25 verschiedene Zeitschriften gehören. Für einen Familienbeitrag von 14 Euro pro Jahr kann die Bücherei dann unbegrenzt genutzt werden, für Erwachsene beträgt der Jahresbeitrag 8 Euro, Kindern unter sechs Jahren sind frei. Für Non-Book-Medien wird ein kleiner Aufschlag berechnet werden.

Heyke Koch, Heidi Allin, Katharina Colaco, Gudrun Stößel, Heidi Bayer, Christine Hess, Dagmar Weiß mit Tochter Julia und Gabi Wacker mit Tochter Hannah suchen für das kommende Jahr noch Verstärkung. „Etwa 25 Mitarbeiter wären für die neue Bücherei optimal“, sagt Heyke Koch. „Dann könnte man sich die Zeiten untereinander optimal einteilen.“ Wenn die Bücherei einmal in die neuen Räume umgezogen ist und wenn sie inhaltlich und optisch genauso ansprechend wird wie die jetzigen Mitarbeiterinnen erzählen, dann steht einem Zuwachs im Team nichts entgegen. Da sind wir uns sicher…

Johannes Michel

 

Eindrücke von der Büchereiarbeit in Baunach finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen der Galerie einfach auf ein beliebiges Foto klicken, zum Beenden der Anzeige genügt ein Klick auf das geöffnete Bild) …