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Nach vielen Sitzungen: Entscheidung in Sachen Schulhaus Rattelsdorf gefallen

Kaum eine Sitzung des Marktgemeinderats Rattelsdorf kommt aktuell ohne das Thema Schule aus. Viel wurde schon diskutiert, über Neubau, Standortverlagerung, Generalsanierung. Gutachten wurden eingeholt, Vorplanungen erstellt. Nun forderten mehrere Gemeinderäte, dass endlich entschieden werden müsse. Und so kam es dann auch …

In der letzten Sitzung des Marktgemeinderats Ende März [6] hatte Architekt Stefan Paptistella erstmals näher ein neues Konzept vorgestellt: Eine Sanierung mit einem Teilneubau. Was noch fehlte, war eine Kostenberechnung und damit die Frage: Lohnt eine Sanierung überhaupt? Oder wäre ein kompletter Neubau nachhaltiger? Bürgermeister Bruno Kellner verkündete gleich am Anfang: „Heute liegt ein belastbares Konzept mit belastbaren Zahlen vor.“

Doch zunächst kam Biologe Michael Link zu Wort, der in den vergangenen Monaten das Schulhaus auf Schadstoffe untersucht hatte. Denn sowohl bei einer Sanierung als auch bei einem Abbruch spielen Schadstoffe eine wesentliche Rolle – für Schüler und Personal oder für die Bauarbeiter. Klar ist nach Links Untersuchung die PCB-Belastung in den Fugen mit einer Nachweisbarkeit von PCB in der Raumluft, wobei sämtliche Grenzwerte eingehalten werden. „Hinnehmbar wäre das schon, schön ist es aber nicht“, meinte Link. Im mittleren Gebäudeteil, der aus den 1960er/1970er-Jahren stammt, fanden sich auch Asbest belastete Betonplatten. „Die Befürchtung, dass auch im neueren Bereich aus den 1980er Jahren Asbestplatten verbaut wurden, hat sich aber nicht bestätigt“, so Bürgermeister Kellner. Statiker Alois Lunz von Lang Ingenieure aus Ebermannstadt stellte ebenfalls seine Untersuchungsergebnisse vor: Im Bau aus den 1980er Jahren gibt es, bis auf die hohe Luftfeuchtigkeit im Keller, die sich mit einer Lüftung beheben ließe, keine Probleme, Schwachpunkte hat der ältere Mittelteil des Schulgebäudes.

Schule Rattelsdorf April 2015 [7]
Der mittlere Teil des Schulhauses mit dem Haupteingang soll abgerissen werden.

Eigenanteil der Gemeinde: rund 3,5 Millionen Euro

Belastet und statisch problematisch ist somit der Teil der Schule, der nach Plänen von Architekt Paptistella ohnehin abgerissen werden soll. An seine Stelle soll ein kleinerer Neubau mit einer Gesamtfläche von 640 Quadratmetern treten, der Klassenzimmer mit angeschlossenen Gruppenräumen beinhaltet. In diesem Zuge würde der Haupteingang in die Schulstraße verlegt, der Neubau bekäme einen Aufzug. Überarbeitet würde auch das Dach. Nicht betrachtet hat Paptistella bislang die Turnhalle und ihre Vorräume.

Und dann kam der wesentliche Punkt: Die Vorstellung der Kosten. Paptistellas Variante mit der Sanierung des Gebäudeteils aus den 1980er Jahren, dem Abriss des Mittelteils und dem neuen Anbau lag bei rund sechs Millionen Euro (Eigenanteil Gemeinde 3,5 Millionen Euro), ein kompletter Neubau der Schule würde 7,5 Millionen Euro kosten (Eigenanteil Gemeinde 5,6 Millionen Euro). Das Problem: Die Regierung von Oberfranken fördert einen Neubau mit einem Maximalbetrag von 2,3 Millionen Euro, so dass ein Komplettneubau mit höheren Kosten für die Gemeinde verbunden wäre. Bei einer Sanierung liegt die Förderung etwas höher.

Schule Rattelsdorf Abriss-Neubau April 2015 [8]
Gelb: Diese Teile fallen dem Abriss zum Opfer. Auch das Dach soll teilweise erneuert werden. Rot: Der neue Anbau.

Schule Rattelsdorf Plan EG April 2015 [9]
So könnte die Schule dann im Erdgeschoss eingeteilt sein.

Unter diesen Gesichtspunkten stieg der Gemeinderat in die Diskussion ein. Sabina Sitzmann-Simon (CSU) beklagte eine fehlende Wirtschaftlichkeitsberechnung sowie eine fehlende mögliche Aufplanung des Grundstücks – sollte die Schule an einen anderen Standort verlegt werden. Paptistella entgegnete, das Gebäude sei kompakt geplant und hinke von den Betriebskosten her einem Neubau nicht hinterher. Eine Aufplanung des Grundstücks sei nicht beauftragt gewesen. Mehrere Räte, unter anderem Reinhard Schmid (SPD) und Andreas Schmittwolf (CWU), drängten auf eine Abstimmung und das Ende der Debatte. „Wir können immer weitere Gutachten beauftragen, ob wir die Schule Richtung Ebing verlagern, oder auch den alten Supermarkt abreißen. Wir müssen aber mal vorankommen“, meinte Schmid. Mit neun zu fünf Stimmen entschied sich der Gemeinderat dann abschließend für die Lösung Teilabriss, Teilneubau und Sanierung. Die Schule bleibt damit, wo sie ist.

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Dringende Maßnahmen zur Erhaltung des Torhauses

Ein zweites Sanierungsthema stand ebenfalls auf der Tagesordnung der Sitzung vom 28. April 2015: Der Dauerbrenner Torhaus. „Es gilt, das denkmalgeschützte historische Gebäude zu erhalten, da es ortsprägend ist“, so Bürgermeister Kellner. Geplant ist auf lange Sicht, vier Ferienwohnungen einzubauen, mit einer Gesamtfläche von 128 Quadratmetern. Die Kosten für einen solchen Ausbau lägen, so Architekt Bernhard Badum, bei knapp über einer Million Euro.

Badum stellte auch wichtige Sofortmaßnahmen vor, zum Beispiel die Belüftung des Sandsteins in der Tordurchfahrt und entlang des gesamten Gebäudes. Einstimmig beschloss der Gemeinderat, zunächst Arbeiten mit einem Volumen von 250.000 Euro durchführen zu lassen und parallel abzuklären, welche Förderungen für den Erhalt des Gebäudes möglich sind. Als Fördergeber sind etwa die Oberfrankenstiftung und die Stiftung der Sparkasse angedacht.

Rücklagen verschwinden

Auch der Haushaltsentwurf, der an die Fraktionen zur Beratung verwiesen wurde, kam auf die Agenda. Im laufenden Jahr wird aufgrund von teuren Baumaßnahmen wie der Erneuerung der Ortsdurchfahrt Höfen/Höfenneusig die Rücklage von 1,7 Millionen Euro wohl aufgebraucht, wobei die Gemeinde noch ohne Neuverschuldung auskommt. Der aktuelle Schuldenstand liegt bei 453.000 Euro.

Plangrafiken: Architekturbüro Paptistella