Kurz vor der Stichwahl: Verwirrung um E-Mails, Bettlaken, Zusammenhalt

Nein, das hat es in der bald vierjährigen Geschichte von Nachrichten am Ort noch nicht gegeben. Weit über 40 Kommentare sind mittlerweile unter unserem Artikel „Zapfendorf: Stichwahl wird nötig“ zu lesen. Am Sonntag fällt nun die endgültige Entscheidung, wer Josef Martin und Matthias Schneiderbanger als neuer Bürgermeister beerbt. Wie ist die Stimmung? Was sagen die beiden Kandidaten?

Weit über 50, teilweise fast 70 Prozent der wahlberechtigten Bürger aus den Umlandgemeinden, mit Ausnahme von Unterleiterbach, gingen am 28. Juni 2015 wählen, aber nur 46 Prozent der Zapfendorfer. Das will eine Gruppe aus Zapfendorf nicht so stehen lassen, und ruft aktuell mit Transparenten in Form von Bettlaken dazu auf, wählen zu gehen. Auch für den ortsansässigen Kandidaten Volker Dittrich machen sie mit dieser Aktion Stimmung. Eine der Organisatorinnen bestätigte unserer Onlinezeitung, dass Dittrich selbst damit nichts zu tun hatte. Natürlich habe man ihn aber gefragt, ob er einverstanden sei. Aus wenigen Laken wurden viele – und mittlerweile hängen in Zapfendorf und sogar in einigen Gemeindeteilen solche Banner. Rund 70 sollen es sein. Aus dem Rathaus wurde uns bestätigt, dass die Aktion an sich in Ordnung und nicht anmeldungspflichtig ist, da die Bettlaken auf Privatgrund hängen und es sich um keine dauerhafte Werbeaktion handelt.

Entschieden ist die Stichwahl am Sonntag keineswegs, darüber sind sich sicher alle einig. 80 Prozent der Oberleiterbacher und 72 Prozent der Sassendorfer Wähler hatten sich am Sonntag vor einer Woche für Klaus Lachmann entschieden. In Lauf waren es „nur“ 40 Prozent, Lachmanns schwächstes Ergebnis in den Ortsteilen, in Zapfendorf bekam er rund 26 Prozent. Dittrich lag im Hauptort bei rund 32 Prozent, in Lauf bekam er 27 Prozent, in Sassendorf nur drei Prozent.

Bettlaken Zapfendorf 2015 (9)
Mit einer durchaus umstrittenen Aktion rufen Bürger dazu auf, wählen zu gehen und …

Bettlaken Zapfendorf 2015 (6)
… den heimischen Kandidaten zu unterstützen.

Der Ton hat sich geändert, und: definiere „Zusammenarbeit“

Für Aufsehen sorgte, dass das Umland wohl die CSU ins Boot holen wollte. Ausgangspunkt ist eine E-Mail an den CSU-Marktgemeinderat und Fraktionsvorsitzenden Dr. Christopher Rosenbusch, in der ein Verantwortlicher des Umlands dafür wirbt, die „jüngste Vergangenheit hinter uns zu lassen, um für das Wohl der Markgemeinde Zapfendorf zu handeln“. Im weiteren Verlauf des Mailverkehrs heißt es dann: „Im Falle einer ‚Zusammenarbeit‘ sind wir bereit, über die Besetzung des 2. Bürgermeisters zu sprechen.“ Ausgelegt wurde das dem Umland so: Der CSU-Ortsverband soll Kandidat Lachmann bei der Stichwahl unterstützen, und erhält im Gegenzug dafür den Posten des 2. Bürgermeisters. Den hat aktuell Siegfried Bauer vom Umland inne.

Der erwähnte Mailverkehr verbreitete sich in den letzten beiden Tagen wie ein Lauffeuer in Zapfendorf, auch im sozialen Netzwerk Facebook. Unserer Onlinezeitung wurde er ebenfalls gesendet. Harald Hümmer, Gemeinderat und Sprecher des Vereintes Umlands, hinterließ zum Artikel „Zapfendorf: Stichwahl wird nötig“ hier bei Nachrichten am Ort daraufhin folgenden Kommentar:

Zapfendorf ist EINE MARKTGEMEINDE. Zapfendorf geht NUR GEMEINSAM.
Weit über 200 Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Zapfendorf, Kirchschletten, Lauf, Oberleiterbach, Oberoberndorf, Roth, Reuthlos, Sassendorf und Unterleiterbach waren bei der Nominierung von Klaus Lachmann anwesend. Jede/r Zapfendorfer/in war stimmberechtigt. Mittlerweile hat er die absolute Mehrheit des Gemeinderates über Parteigrenzen hinweg von seinen Konzepten und seiner Person überzeugt.
Wir profitieren ALLE von einem STARKEN HAUPTORT ZAPFENDORF: Schule, Vereine, Kindergärten, Seniorenheim, Gemeindebücherei, Aquarena, Bahnhof, Geschäfte, … Aus diesem Grund fallen auch die Abstimmungen diesbezüglich im Gemeinderat meistens einstimmig aus. Und somit habe ich nach dem Ausscheiden des CSU-Kandidaten das Gespräch mit der größten vertretenen Partei und Gruppe, der CSU, gesucht. Themen sollten vor allem sein: Gründe für unsere Unterstützung von Klaus Lachmann und seiner Punkte, u.a. das städtebauliche Entwicklungskonzept und der Umbau nach dem Bahnausbau vom Vereinsgelände des SV Zapfendorf 1920 e.V., zukünftige Besetzung vom zweiten und dritten Bürgermeister, welche vom Gemeinderat gewählt werden – sofern diese verzichten oder die Amtszeit von sechs Jahren beendet ist, Zusammenarbeit bzw. Zusammenschluss von Parteien sowie Gruppen.
Wir machen keine Geschäfte, sondern suchen das Gespräch – denn: Zapfendorf ist EINE MARKTGEMEINDE. Zapfendorf geht NUR GEMEINSAM.
Die CSU hat einen fairen und guten Wahlkampf geführt, nunmehr ein Gespräch abgelehnt und damit Ihr Heraushalten bei der Stichwahl unterstrichen.

Und Gemeinderat Dr. Christopher Rosenbusch antwortete binnen kurzer Zeit:

Für die CSU-Fraktion im Gemeinderat möchte ich betonen, dass wir auch weiterhin Sachfragen mit allen anderen Mitgliedern des Gemeinderats gemeinsam lösen wollen. Gesprächen werden wir uns niemals verschließen.
Richtig ist, dass Herr Hümmer nach der ersten Runde der Bürgermeisterwahl Kontakt zu mir aufgenommen hat und für den Fall einer „Zusammenarbeit“ Gespräche über die Besetzung des Zweiten Bürgermeisters angeboten hat.
Seitens der CSU wollen wir derzeit jedoch nur über Sachfragen, nicht aber über Posten sprechen. Wir haben den nach unserer Meinung besten Kandidaten für die Wahl des Ersten Bürgermeisters aufgestellt. Die Bürger waren anderer Meinung, was ihr gutes demokratisches Recht ist. Von unserer Seite aus gibt es nun keine Veranlassung, den aus unserer Sicht nur zweitbesten Kandidaten – wer immer das sein mag – zu unterstützen. Deshalb hat die CSU auch keine Wahlempfehlung ausgesprochen. Dies wäre auch gar nicht ohne eine Befragung der Mitglieder möglich, was in der Kürze der Zeit nicht organisiert werden kann. Die Bürger sind auch mündig genug, eine Entscheidung selbständig zu treffen.
Eine mögliche Verknüpfung einer Unterstützung des Kandidaten Lachmann mit der Besetzung des Postens des Zweiten Bürgermeisters haben wir zurückgewiesen. Eine solche Verknüpfung hätten die Bürger zu Recht als „Gemauschel“ empfunden. So etwas ist mit uns nicht zu machen. Im Übrigen haben wir amtierende weitere Bürgermeister, die für die Dauer der Wahlperiode des Gemeinderates gewählt sind, also bis 2020.
Nicht richtig ist, dass uns vom Vereinten Umland Gespräche über die von Herrn Hümmer genannten konkreten Sachfragen angetragen wurden. Diese Sachfragen können nicht innerhalb einer Woche vor der Bürgermeisterwahl gelöst werden. Für solche Gespräche stehen aber wir jederzeit – mit welchem Bürgermeister auch immer – zur Verfügung.
Wichtig ist aber auch, dass alle Bürger verstehen, dass wir mit allen Gemeindeteilen zusammengehören und wir mehr das Gemeinsame als das Trennende sehen sollten.

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Entscheidung: Wieder mit Live-Ticker

Um 18 Uhr schließen am Sonntag die Wahllokale, und dann wird sehr schnell bekannt sein, wer neuer Bürgermeister der Marktgemeinde Zapfendorf wird. Nachrichten am Ort begleitet die Auszählung wieder mit einem Live-Ticker auf der Facebookseite.

In den vergangenen beiden Wochen und auch an diesem Wochenende absolvier(t)en Klaus Lachmann und Volker Dittrich noch mehrere Veranstaltungen und waren auch bei der Kirchweih präsent. Wie sehen die beiden diese Zeit? Wir haben nachgefragt …

Klaus Lachmann: Am Sonntag endet die für mich sehr intensive Wahlzeit, welche mir sehr viele schöne Momente bescherte – besonders gefallen haben mir die Tage rund um die Zapfendorfer Kerwa und die mir gegenüber gezeigte Aufgeschlossenheit der Bürger. Mir ist in dieser Zeit nochmals bewusst geworden: Das Amt des Bürgermeisters würde ich mit Freude und Elan gerne ausüben. Dabei werde ich nun über Parteigrenzen hinweg von der absoluten Mehrheit im Gemeinderat unterstützt. Natürlich wurde der Ton nach der Stichwahl anders, aber weiterhin fair. Es wird knapp, aber ich bin nach den vielen positiven Gesprächen mit den Bürgern des Marktes Zapfendorf und dem Umland sehr zuversichtlich. Die Entscheidung liegt bei der Bürgerschaft.

Volker Dittrich: Zuerst einmal möchte ich mich bei den beiden ausgeschiedenen Bürgermeisterkandidaten, Werner Porzner und Stefan Kabitz, für Ihren fairen Wahlkampf bedanken. Und natürlich bei den Bürgerinnen und Bürgern, die mit ihrer Wahl dafür gesorgt haben, dass ich in die Stichwahl einziehen durfte. Besonders herzlich bedanke ich mich für die vielen positiven Stimmen, für die tatkräftige Teilnahme an Veranstaltungen und der zurzeit laufenden Initiative „Bettlaken“. Soviel Engagement und Gemeinschaftsgefühl muss auch nach dem 12. Juli weitergetragen werden. Als besondere Aktion möchte ich die Zapfendorfer Kirchweih mit fünf Tagen Feiern und Unterhaltung von Donnerstag bis Montag hervorheben, die eine Vielzahl von positiven Kontakten und Dialogen möglich machte. Abschließend möchte ich alle Bürgerinnen und Bürger der Marktgemeinde zur gemeinsamen Stichwahl am Sonntag 12. Juli aufrufen, damit eine hohe Wahlbeteiligung ein repräsentatives Ergebnis liefert.

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5 Kommentare

  1. Der von Herrn Michel erwähnte Mailverkehr wurde von Herrn Werner Porzner weitergeleitet und zwar an seine CSU-Freunde, aber auch unter anderem an die beiden Kandidaten Volker Dittrich und Herrn Lachmann, zusammen mit diesen Kommentaren:

    „Hallo Volker, für Dich sind diese Informationen natürlich vor allem bestimmt, da Deine Chancen unzulässig geschmälert werden sollten. Sicher eine gute Lektion für das Amt, welches Du anstrebst.“

    „Hallo Herr Lachmann, gerecht bei der Wahl soll es für alle zu gehen und dazu gehört, Informationen über solche „Angebote“ von Ihrer Seite an Dritte auch allen Beteiligten zugänglich zu machen – vielleicht hat man aber auch „vergessen“ Sie zu informieren, dann sind Sie es jetzt.“

    Darauf kann sich nun jeder selbst seinen Reim machen.

    Zapfendorfer geht zur Wahl!
    46 % Wahlbeteiligung sind eine Kapitulationserklärung!

  2. Mit welcher Begründung tritt Herr Bauer zurück, weil der 2.Bürgermeister wird ja nicht neu gewählt, oder doch?
    Er hat sein Amt in den letzten Wochen (dachte ich) ganz gut gemeistert!? Wäre sehr schade, wenn er es die nächsten fünf Jahre nicht zu Ende führt! Oder wusste Herr Bauer von diesem unmoralischen Angebot gar nichts?

  3. Frau Müller,

    man weiss es nicht!

    Kann sein, dass es sich um einen Alleingang des Herrn Hümmer handelte, kann aber auch sein, dass die Umlandfraktion, vielleicht auch die SPD eingeweiht waren.

    Der 2 Bürgermeister wird definitiv vom Gemeinderat gewählt. Dieser Posten ist normalerweise noch auf Jahre vergeben.

    Was bedeutet, dass der Deal die Notwendigkeit des vorzeitigen Rücktritts des Herrn Bauer erfordert hätte.

    Dies zumindest lässt vermuten, dass Herr Bauer eingeweiht war.

  4. Es gab kein Angebot über die Besetzung über den Posten des zweiten Bürgermeisters, ein unmoralisches schon gar nicht – sondern Gesprächsbereitschaft über Sachthemen und Positionen.

    Sachfragen, welche das Umland diskutieren wollte, sind auch immer mit Personen, welche diese vertreten und sich dafür einsetzen, verbunden. Ich erkenne die gute Arbeit der CSU, insbesondere auch vom dritten Bürgermeister sowie dem Fraktionsvorstand und das MIteinander im Gemeinderat zwischen allen Parteien und Gruppierungen an. Hier jedoch von Geschäften und Verknüpfung zu reden ist verkehrt. Derartige Gespräche über Personen und Sachfragen gab es erst im Jahr 2014 und in vielen nachfolgenden Gemeinderatssitzungen: Personen und Sachfragen gehören in gewissen Maße eben zusammen.

    Wir wissen alle, dass unser zweiter Bürgermeister Herr Bauer das Amt in den letzten Monaten anders vorgestellt hat. Ihm gehört unser Dank und in Anerkennung seiner Leistung wäre es falsch über die neue Besetzung jetzt unsererseits Nachzudenken – außer es gäbe die zwingende rechtliche oder gesundheitliche Notwendigkeit. Somit gilt unser Gesprächsangebot weiterhin und war diesbezüglich auch mindestens bis 2020 angelegt.

    Kurzum: Ich bin eben überzeugt, dass unsere Sachfragen in der Marktgemeinde Zapfendorf am besten von Klaus Lachmann angegangen und umgesetzt werden.

    Das wichtigste ist nun aber, dass möglichst viele von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen – egal wer am Ende gewinnt. Nur vom MItmachen lebt unsere Demokratie – dazu gehören auch Gespräche, der Austausch und das Verhandeln um einen Kompromiss:

    Ohne einen solchen Kompromiss und ohne Gespräch hätte die Wahl der zweiten und dritten Bürgermeister 2014 sicher anders ausgesehen… Das ist keine Schande, sondern gut und demokratisch. Wir haben somit dadruch bewiesen: Wir handeln und reden gemeinsam: CSU, SPD, Umland, … Einfach mal die Abstimmungsergebnisse der Sitzungen anschauen.

  5. Herr Hümmer,

    Sie schreiben: „Es gab kein Angebot über die Besetzung über den Posten des zweiten Bürgermeisters, ein unmoralisches schon gar nicht – sondern Gesprächsbereitschaft über Sachthemen und Positionen.“

    Erlauben Sie mir festzustellen, dass Sie damit Herrn Dr. Rosenbusch, den Vorsitzenden der CSU-Gemeinderatsfraktion der Lüge bezichtigen, denn der schrieb, wie wir alle wissen:

    „Richtig ist, dass Herr Hümmer nach der ersten Runde der Bürgermeisterwahl Kontakt zu mir aufgenommen hat und für den Fall einer “Zusammenarbeit” Gespräche über die Besetzung des Zweiten Bürgermeisters angeboten hat.“

    und

    „Nicht richtig ist, dass uns vom Vereinten Umland Gespräche über die von Herrn Hümmer genannten konkreten Sachfragen angetragen wurden.“

    und

    „Eine mögliche Verknüpfung einer Unterstützung des Kandidaten Lachmann mit der Besetzung des Posten des Zweiten Bürgermeisters haben wir zurückgewiesen. Eine solche Verknüpfung hätten die Bürger zu Recht als “Gemauschel” empfunden. So etwas ist mit uns nicht zu machen.“

    Jeder Bürger soll sich selbst ein Bild machen und glauben wem er will.

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