Von außen ist das Breitengüßbacher Rathaus nach der Sanierung ein echtes Schmuckstück geworden – auch wenn hier und da über die rote Überdachung des Eingangs gestritten wird. Innen sieht es allerdings ganz anders aus: WC-Anlagen funktionieren nicht mehr, es fehlen ein Aufzug und auch Brandschutzdecken. In der Gemeinderatssitzung vom 26. Februar 2013 stellte Architekt Christian Eichler, unterstützt von Mitarbeiterin des Ingenieurbüros ecoplan, die Maßnahmen in Sachen Innensanierung vor. Die Kosten waren den Gemeinderäten allerdings deutlich zu hoch.
Trockenlegung, Außensanierung und Neubau des Eingangsbereichs mit einem behindertengerechten Zugang: Drei der vier Bauabschnitte am Rathaus in Breitengüßbach sind bereits abgeschlossen. Vor fünf Jahren wurden die verschiedenen Bauabschnitte erarbeitet, auch die noch ausstehende Innensanierung. Damals lagen die Kostenberechnungen auf Basis einer Schätzung bei Brutto 672.000 Euro.
Im Rahmen der Sanierung soll das Rathaus nach Plänen von Eichler ein vollkommen neues Bild erhalten. Hinter dem Eingang könnte ein Infopoint mit Touchscreen-PC die Besucher empfangen und erste Informationen über die Gemeinde darstellen. Die Büros im Erdgeschoss würden neu angeordnet, eine Aufzugsanlage böte Barrierefreiheit. Auch das Trauzimmer soll überarbeitet werden. Geringe Eingriffe wären im ersten Stock fällig, hier ginge es nur um eine Flurabtrennung aus Brandschutzgründen sowie um einen neuen Kopier- und Abstellraum. Der Sitzungssaal im zweiten Stock stünde ebenfalls im Fokus, außerdem ein großer ein Sozialraum. Im Dachgeschoss könnten Registraturen und die Lüftungsanlage untergebracht werden.
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So könnte der neue Eingangsbereich im Rathaus aussehen. In der Mitte der Infopoint, entlang der Treppe eine Zeitachse mit der Darstellung der Gemeindegeschichte („Kunst am Bau“).
Neue Heizung und Elektrik
Wichtig wird auch eine neue Heizanlage sein. Aufgrund der geringeren Anschaffungs- und Wartungskosten sieht die Planung eine Gasbrennwertheizung vor, der aktuelle Heizkessel ist für das nun gedämmte Gebäude überdimensioniert. Durch eine zentrale Lüftung soll das gesamte Gebäude jederzeit mit Frischluft versorgt werden, eine Wärmerückgewinnung würde Verluste minimieren. Ausgetauscht werden müsste auch die gesamte Elektroinstallation. Neue Lampen, Verkabelungen für Strom und EDV sowie Medientechnik stellen damit einen großen Kostenfaktor der Gesamtsanierung dar – über 200.000 Euro könnten hier anfallen.
Eichler gab zum Ende der Präsentation eine vollständige Kostenübersicht. Durch Steigerungen der Baukosten seit 2008 um etwa 20 Prozent sowie eine genauere Begutachtung des Gebäudes entstünden Kosten in Höhe von 1,275 Millionen Euro. Mit eingerechnet sind auch Abbrucharbeiten, eine Ersatzlösung für die Bauzeit (ca. drei Monate), der Dachgeschossausbau, notwendige Brandschutzdecken und eine neue Möblierung. Damit summieren sich die Gesamtsanierungskosten auf knapp 1,5 Millionen Euro. „Der Neubau eines vergleichbaren Gebäudes hätte etwa 1,7 Millionen Euro gekostet. Das zeigt, dass sich die Sanierung, auch bei einer wie gerade vorgestellten Maximallösung, auf jeden Fall rechnet“, erläuterte Eichler.
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Das Rathaus heute, nach der Außensanierung.
Vorschlag: Varianten vorstellen, fraktionsübergreifenden Beschluss fassen
Nach Eichlers Ausführungen äußerte sich zuerst Bürgermeister Reiner Hoffmann: „600.000 Euro sind im Haushalt für die Innensanierung eingestellt. Wir werden uns also einschränken müssen. Wichtig für ein öffentliches Gebäude sind aber Ausstattungen wie behindertengerechte WCs und auch ein Aufzug. Es wäre unverantwortlich, das Gebäude so zu belassen, wie es aktuell ist.“ Eichler wies darauf hin, dass die aktuelle Kalkulation von keiner Eigenleistung der Gemeinde, etwa durch den Bauhof, ausgehe. Einzelne Bauabschnitte, also die Aufteilung der Sanierung auf mehrere Jahre, machten aber keinen Sinn.
Gemeinderat Rainer Klehr (Unabhängiger Bürgerblock, UBB) stellte die Frage: „Was ist wirklich notwendig, um die Verwaltung gut aufzustellen?“ Eichler entgegnete, der könne sich vorstellen, zwei Sanierungsvarianten zu präsentieren, die auch verschiedene Ausstattungsvarianten böten. Bernhard Pfister (SPD) bezeichnete die Kosten als „viel zu hoch. Wir sollten bis nach der Bürgermeisterwahl warten und der neue Bürgermeister soll dann mit den Fachplanern überlegen, wie sich die Kosten sinnvoll reduzieren lassen.“ Alois Ludwig (CSU) empfahl, den Bauausschuss miteinzubeziehen. „Alle Fraktionen sollten den Beschluss tragen und sich einbringen.“ Auch er sprach sich für die Erarbeitung mehrerer Varianten aus.
Bernhard Milsch (Freie Wählergemeinschaft Zückshut) machte direkte Einsparungs-Vorschläge: „Ein Ersatzgebäude braucht es nicht, wir können hier die Turnhalle nutzen. Parkettböden würde ich streichen, ebenso die Umzugskosten.“ Er ergänzte, einer Sanierung nur dann zuzustimmen, wenn ihm ein Finanzplan für die Investitionen der Gemeinde in den nächsten Jahren sowie eine Übersicht des aktuellen Schuldenstands vorlägen. Bürgermeister Hoffmann nahm die Diskussion auf und einstimmig wurde die Innensanierung des Rathauses an den Finanz- sowie Bauausschuss überwiesen. Dort sollen weitere Diskussionen geführt werden, bevor der detaillierte Sanierungsplan erneut Thema im Gemeinderat sein wird.
Weiterer Tagesordnungspunkt: ICE-Ausbau
Wenig Neues brachte die Information der beiden Bürgerinitiativen „Das bessere Bahnkonzept“ und „Bahnsinn Bamberg“. Stefan Kabitz („Das bessere Bahnkonzept“) erläuterte, worauf die Gemeinde im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens, das im Sommer 2013 laufen soll, achten müsse. Besonders Ersatzbrücken und Fahrwege für die Baustellen-LKWs würden gerne vergessen. Armin Moritz von „Bahnsinn Bamberg“ sollte erläutern, ob Breitengüßbach sich der Bamberger Initiative für eine Umfahrung (im Falle Breitengüßbachs eine Westumfahrung entlang der A73) anschließen solle. Die eigentliche Antwort blieb Moritz aber schuldig. Die Probleme: Die Planfeststellung in diesem Sommer – Breitengüßbach ist hier früher dran als Bamberg. Und: Sollte Breitengüßbach eine Umfahrung für die ICEs erhalten, müsste die Bahn keine baulichen Veränderungen an der Bestandsstrecke vornehmen und Güter- und Regionalzüge würden weiterhin ohne Schallschutz durch Breitengüßbach fahren.
Johannes Michel. Grafiken Rathaus und neuer Eingangsbereich: Architekturbüro Eichler