Eine echte Entsorgung war das damals nicht

Schon seit rund zwei Jahren dürfen die landwirtschaftlichen Flächen nördlich von Rattelsdorf nicht mehr bewirtschaftet werden, Hinweisschilder weisen auf ein Betretungsverbot hin. Der Grund: 25 Sprengtrichter eines ehemaligen Sprengplatzes für Munition aus dem Zweiten Weltkrieg verteilen sich auf eine Fläche von 20 Hektar. Bewusst waren diese Dimensionen niemanden, auch wenn die Örtlichkeit bekannt war.

Als die Alliierten nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Muna in Breitengüßbach räumten, stießen sie auf eine große Anzahl an Munition, teilweise fertig montiert mit Zünder, teilweise ohne Zünder, teilweise halbfertig montiert. Mit dabei: Handgranaten, Bomben, aber auch Granaten für Flakgeschütze zur Flugzeugbekämpfung, Durchmesser: einige Millimeter bis hin zu 8,8 Zentimetern. Diese Munition sollte unschädlich gemacht werden – auf einem Sprengplatz in Rattelsdorfer Gemeindegebiet.

Dazu wurde die Munition aufgehäuft und kontrolliert gesprengt. Nur: Eine sachgerechte Entsorgung war das in keiner Weise. Und so lagert auf dem Areal auch heute noch teilweise scharfe Munition, in einer Tiefe von 40 Zentimetern in der Fläche, in den Sprengtrichtern wird bis zu einer Tiefe von sieben Metern untersucht. Da sich die Munition durch die Explosionen im Rahmen der Vernichtung verteilt haben kann, wird in einem 500-Meter-Radius um die Sprengtrichter gesucht. Beauftragt ist dafür eine Fachfirma, die das Gelände in Quadrate eingeteilt hat. Seit Montag, 14. Mai, wurde so rund ein Hektar Fläche geräumt, Sprengungen waren nicht nötig.


Dr. Henning Juntunen (Landratsamt), Landrat Johann Kalb und Bürgermeister Bruno Kellner schauen auf die Karte des 20 Hektar großen Gebietes.

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Aktion läuft bis Ende des Jahres

Für die Grundstückseigentümer bedeutet dies, dass die Flächen weiterhin nicht nutzbar sind. Immerhin müssen sie sich finanziell nicht an der Kampfmittelräumung beseitigen, die kostet immerhin rund 3,5 Millionen Euro. Die Flächen waren vielen heutigen Eigentümern im Rahmen der Flurbereinigung in den 1970er Jahren zugeteilt worden – vom Ausmaß der unter der Erde liegenden Munition wusste niemand. Dass es hier einen Sprengplatz gab, war hingegen bekannt. Verwunderlich ist daher, dass nicht schon früher eine genauere Untersuchung angeordnet wurde, etwa als die Flurbereinigung durchgeführt wurde.

Bis Ende des Jahres soll das gesamte Areal munitionsfrei sein. Für Dr. Henning Juntunen, Bereichsleiter Sicherheit, Ordnung und Verbraucherschutz am Landratsamt Bamberg, bedeutet die Räumung auch das Sammeln von Erfahrung. Denn im Landkreis gibt es weitere solcher Sprengplätze, etwa in Teuchatz. Und Landrat Johann Kalb, der ebenfalls zur Besichtigung am 18. Mai 2018 gekommen war, nannte die Aktion „historisch“ – insbesondere, weil es gelungen sei, dass die Räumung für die Landwirte und Eigentümer kostenfrei sein wird. Im vergangenen Jahr sah es noch so aus, dass die zehn Eigentümer einen Großteil der Kosten hätten tragen müssen – sie gingen dagegen auch juristisch vor.

 

Tipp zum Weiterlesen: Im Rahmen der Bahnbaustelle gab es ebenfalls viele Untersuchungen und Funde, vor allem in Zapfendorf, wo 1945 ein Munitionszug der Wehrmacht bei einem Luftangriff explodierte. Mehr dazu im Artikel Sprenggranaten, Waffenteile, Munition.

 

In unserer Bildergalerie finden weitere Fotos vom Ortstermin am Sprengplatz Rattelsdorf (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der Ecke oben wählen).

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Ein Kommentar

  1. Das das heute erst Relevant wird,?das war doch im Dorf bekannt,das die Amys alles wegeschmißen haben in den Auen und Wäldernrund um Rattelsdorf,wir haben es aufgesammelt als kinder und in die Itz geschmißen-aber nicht nur Munition sondern auch Lebensmittel(Milchpulver-Schokolade-Kaugummi etc–und im Caffe Ritzer haben die Amys Ziggaretten und Wisky verkauft–als man für den $ noch 4,65 DM bekam °°!!!

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