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„Ich bedaure, dass wir heutzutage den Geschmack verloren haben…“

MIT GROSSER BILDERGALERIE!

Rund 300 Äpfel- und Birnensorten lassen sich in der Obstsortenanlage in Lauf bei Zapfendorf bestaunen. Über acht Stationen führt der Rundweg, knapp zwei Kilometer lang. Als Außenstation der Bamberger Landesgartenschau [6] wird er zurzeit auch von Gruppen besucht. Nach Wunsch des Zapfendorfer Marktgemeinderates führten die Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege durch die Anlage.

1.400. Eine stolze Zahl. Einst waren im bäuerlichen Anbau etwa 1.400 Apfel- und Birnensorten verbreitet – für jeden Zweck gab es ein Obst: Zum Essen, Saftpressen, Brennen, Kochen. „Im Supermarkt haben wir heute, wenn wir Glück haben, die Auswahl zwischen acht Apfelsorten. Und die schmecken fast gleich. Ich bedaure, dass wir heutzutage den Geschmack verloren haben“, sagte Kreisfachberater Uwe Hoff und redete den etwa 40 Teilnehmern der Führung ins Gewissen, regionale Produkte und nicht Äpfel aus Südtirol oder gar Chile zu kaufen. „Bis zu 20 Mal wird das Obst aus Südtirol gespritzt“, verriet Kreisfachberaterin Claudia Kühnel.

Vor bald 25 Jahren entstand die Idee, in Lauf eine Obstsortenanlage anzulegen. Grundlage war die Sammlung des Gartenbau-Ingenieurs Dr. Othmar Bayer aus Plankenfels, der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege wählte weitere Sorten aus. Seit zwölf Jahren wird die Laufer Anlage durch eine weitere Fläche in der Nähe von Roth ergänzt.

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Alexandra Klemisch (links) erklärt, warum Grünstreifen entlang der Äcker schützenswert sind.

500 Jahre Obstgeschichte

Im Rahmen der Führung standen die verschiedensten Themen rund ums Obst auf dem Programm: Von den Sorten, die teilweise über 500 Jahre alt sind, bis zur Veredelung, Ernte und Weiterverarbeitung. Wert legten die Kreisfachberater aber auch auf die Natur, in der die Obstbäume gedeihen. Kreisfachberaterin Alexandra Klemisch erklärte, warum Wildbienen äußerst wichtig sind, vom Menschen aber kaum beachtet werden. Rund um die Obstwiesen in Lauf hat sich über die Jahre ein Lebensraum für über 3.000 verschiedene Tierarten entwickelt, sie bilden damit eine ökologische Nische und ein Rückzugsgebiet.

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Gemäht wird nur ein Streifen, im Rest der Wiese kann sich die Natur entfalten.

Bürgermeister Josef Martin, der die Führung eröffnete und begleitete, freute sich über den Vorschlag der Kreisfachberater, im Oktober eine Apfelverköstigung anzubieten. Uwe Hoff hatte zuvor auf die unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen hingewiesen, die vielen heute gar nicht mehr bekannt sind. Eine Gelegenheit zum Bestaunen der vielen Sorten ist auch der Apfelmarkt des Landkreises, der in diesem Jahr am 14. Oktober in Breitengüßbach [9] stattfindet. Selbstverständlich können Interessierte auch jederzeit durch die Laufer Obstsortenanlage wandern – übrigens ein Freizeittipp für alle, die Natur erleben wollen. Wer mehr als die zwei Kilometer zurücklegen möchte, hat die Möglichkeit, die Strecke über einige „Umwege“ zu erweitern, etwa über Sassendorf, Roth und Lauf.

Johannes Michel

 

Fotografische Eindrücke von der Führung durch die Laufer Obstsortenanlage finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen der Galerie einfach auf ein beliebiges Foto klicken, zum Beenden der Anzeige genügt ein Klick auf das geöffnete Bild)…