- Nachrichten am Ort - https://nachrichtenamort.de -

Im Stadtrat: „St. Magdalena“ wird mit Anbau erweitert – Reiterhof und Verein möglicherweise „am Ende“?

Die Tagesordnung ließ eine „gewöhnliche“ Stadtratssitzung am 8. Oktober 2013 in Baunach annehmen. Unter anderem sollte endgültig über die Erweiterung der Kindertagesstätte St. Magdalena entschieden werden. Auf der Tagesordnung stand auch die mögliche Aufstellung eines Flächennutzungs-, Landschafts- und Bebauungsplans für einen Reiterhof. Schon beim Betreten des Sitzungssaals wurde aber deutlich: Hier geht es heute um etwas Besonderes…

Beginnen wir dennoch mit dem „Standard“. Nach Problemen mit der Regierung von Oberfranken hatte Architekt Stefan Paptistella neue Entwürfe für die Erweiterung der Kindertagesstätte St. Magdalena dabei – die mittlerweile dritte Variante nach der Ablehnung der Regierung für einen kompakten Anbau hinter dem Bestandsgebäude und einer von den Stadträten kritisierten „Boxenlösung“ (siehe Grafiken). Vorgesehen ist nun, rechts neben dem Kindergarten ein eingeschossiges Gebäude anzubauen, in dem zwei Krippengruppen untergebracht werden können. Damit wächst die Nutzfläche um 225 Quadratmeter. Im Bestandsgebäude sind Umbauarbeiten im Untergeschoss, wo künftig der Hort einziehen soll, sowie im Erd- und Obergeschoss notwendig. Zusammen mit den neuen Außenanlagen soll die Erweiterung etwa 875.000 Euro kosten, zwischen 300.000 und 400.000 Euro stellt die Regierung aller Voraussicht nach als Förderung bereit. Über die zu verwendeten Materialien (Holzverkleidung?) muss die Stadt noch entscheiden. Mit dem einstimmigen Entscheid des Stadtrates für die Erweiterung ist nun der Weg frei für die Förderanträge an die Regierung und für den Bauantrag.

KiTa St. Magdalena Variante 1, 2013 [6]
Planung 1: Architekt Stefan Paptistella wollte zunächst direkt ans Gebäude anbauen (gelb markiert).

KiTa St. Magdalena Variante 2, 2013 [7]
Planung 2: Die Regierung von Oberfranken empfand den Entwurf als zu klein. Heraus kam eine „Boxenlösung“.

PowerPoint-Präsentation [8]
Planung 3: So sollen Bestandsgebäude und Erweiterung nach dem Beschluss aussehen.

Reiterhof von Pferdepartner Franken: Nachbarn fühlen sich gestört

Und nun zurück auf Anfang. Ein genaues Zählen war zwar nicht möglich, aber rund 100 Personen dürften den Baunacher Sitzungssaal schon bevölkert haben. Sie waren allerdings nicht wegen der Kindergarten-Erweiterung gekommen, sondern wegen des Flächennutzungs-, Landschafts- und Bebauungsplans für einen Reiterhof. Den meisten Baunachern und aufmerksamen Lesern von Nachrichten am Ort dürfte klar sein: Es geht um den Reiterhof des Vereins Pferdepartner Franken am Örtleinsweg.

Stadtrat Baunach 08-10-2013 [9]
Blick in den Sitzungssaal vom Pressetisch…

Monika Calnbach, Leiterin der Baunacher Bauverwaltung, verlas den Sachverhalt. 2008 hatte die Stadt demnach einem Antrag auf Nutzung einer Holzlagerhalle am Ende des Örtleinswegs für die Haltung von vier Pferden zugestimmt, mit dem Hinweis, dass es sich bei diesem Grundstück um eine Erweiterungsfläche für mögliche Wohnbebauungen handelt und dass das Grundstück daher mittelfristig mit einem Bebauungsplan belegt werden kann. Die Nachbarn stimmten damals der Pferdehaltung zu. Zwischenzeitlich hat sich die Anzahl der Pferde auf 16 erhöht, ein Verein wurde gegründet, Reitunterricht wird gegeben und es fehlen der Anschluss ans Trink- und Abwassernetz sowie Parkmöglichkeiten. Für den dauerhaften Erhalt an diesem Standort, so Calnbach, werde die Aufstellung eines Flächennutzungs- und Bebauungsplanes notwendig, was den Bau einer separaten Zufahrt aus Richtung Godeldorf und der oben genannten fehlenden Einrichtungen nach sich ziehe. Die Kosten dieser Planung (und auch den Bau) müsse der Verein tragen. Die Stadt Baunach übernehme bei öffentlichem Interesse zwar 15 Prozent der Investitionskosten, dennoch könne sich der Verein ein solches Planverfahren nicht leisten. Zudem sei sehr wahrscheinlich, dass es aufgrund von Einwendungen der Nachbarn zu keinem positiven Abschluss käme.

St. Georgen Ritt Baunach 2013 [10]
Im Stadtleben und überregional ist der Verein auch durch den St.-Georgen-Ritt bekannt.

Ortstermin bei Pferdepartner Franken, Juli 2013 (15)
Die heutige Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (Mitte)  besuchte den Verein im Juli.

Einig waren sich Stadträte und Bürgermeister in der anschließenden Diskussion über die positive Arbeit des Vereins, die in den vergangenen Jahren die Stadt bereichert habe. Bürgermeister Ekkehard Hojer wies darauf hin, dass bei der Aufstellung eines Bebauungsplans der Verein (finanziell) am Ende sei und empfahl daher, diese abzulehnen. So könne man Zeit gewinnen, um für den Reiterhof einen Alternativstandort zu finden. Gudrun Stößel (SPD) kritisierte, dass gegenüber der Familie Hohlstein, die den Verein aufbaute, keine negativen Stimmen von den Nachbarn geäußert wurden, während aktuell Beschwerden beim Landratsamt Bamberg aufliefen. „Wir können heute den Aufstellungsbeschluss fällen und die Zuhörer im Saal wären zufrieden. Das böse Erwachen käme dann aber in einem halben Jahr durch die Einsprüche im Verfahren.“ Und Stadtrat Reinhold Schweda (CSU) erkannte das Engagement des Vereins an, meinte aber: „Es macht einen Unterschied, ob ich privat Pferde halte oder ob sich ein großer Verein etabliert.“ Er schlug ein Treffen mit den Fraktionsvorsitzenden und der Vereinsleitung vor, um eine einvernehmliche Lösung, etwa im Rahmen eines anderen Standorts, zu finden.

Wird dem Verein der Todesstoß versetzt?

Etwas anders sah das Stadtrat Peter Großkopf (SPD): Es sei noch gar nicht sicher, ob die Stadt die Flächen jemals zur Erweiterung brauche und ob die Grundstückseigentümer überhaupt bereit seien, diese dann auch zu verkaufen. „Dies müssten wir erst einmal abklären, bevor wir dem Verein den Todesstoß versetzen.“ Sein Antrag auf Vertagung wurde allerdings knapp negativ beschieden. Bei einer Gegenstimme lehnte der Stadtrat abschließend die Änderung des Flächennutzungs- und Landschaftsplans ab, die Aufstellung eines Bebauungsplans „Reiterhof“ sogar einstimmig. Bürgermeister Hojer nahm in den Beschluss auf, dass zusammen mit der Stadt eine Alternativlösung erarbeitet werden soll. Wie lange der Verein auf der aktuellen Basis weiterarbeiten kann, ist damit aber offen.

Johannes Michel. Grafiken: Architekt Paptistella