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Innensanierung des Rathauses – eine Chance für mehr Bürgernähe in Breitengüßbach?

Pünktlich im Festjahr erstrahlt das Breitengüßbacher Rathaus in neuem Glanz. Nun werden die Planungen für den nötigen Innenausbau konkreter. Die Gemeinderäte äußerten Bedenken über den von Verwaltung und Architekt angebotenen Baubeginn und auch ein Kompromiss zwischen Bürgernähe und gebotener Diskretion im Tagesgeschäft der Rathausmitarbeiter sollte ihrer Meinung nach noch in die Planungen einfließen.

Nachdem die Außensanierung des Breitengüßbacher Rathauses abgeschlossen ist, stellte der verantwortliche Architekt Christian Eichler auf Wunsch von Bürgermeister Reiner Hoffmann dem Gemeinderat einen kurzen Sachstandsbericht über die bisher angefallen Kosten für die nun fertiggestellten Bauabschnitte 2 und 3 sowie die aktuellen Pläne für den Bauabschnitt 4, den Innenausbau, vor. Eichler erläuterte, dass die für die Außensanierung zwar um 20.000 Euro über den angesetzten Kosten liegen, aber ein Taubenschutz (5.000 Euro) und die danach nötigen Innenputzarbeiten (15.000 Euro), die nicht durch den Bauhof realisierbar waren, diese zusätzlichen Kosten rechtfertigen. Insgesamt werden sich die Kosten für Bauabschnitt 2 und 3 auf etwa 390.000 Euro belaufen.

Gemeinderat will Baubeginn nicht überstürzen

Nun stünden durch rechtliche Vorgaben für öffentliche Gebäude die Einrichtung eines Aufzuges für die Gewährleistung der Barrierefreiheit in allen Stockwerken, Brandschutz sowie Maßnahmen zu Energieeinsparung und Schallschutz sowie im Lüftungs- und Sanitärbereich an. Um allgemein das Rathaus auch für Bürger besser nutzbar zu machen, werde vor allem im Erdgeschoss sowie im 2. Obergeschoss die bestehende Raumaufteilung geändert. Im 2. Obergeschoss entsteht mit einem vielfältig nutzbaren Sozialraum ein Raum für die Bürger, etwa für Ausstellungen. Im Erdgeschoss wird ein repräsentativer Raum geschaffen, der zum Beispiel für Trauungen genutzt werden soll.

[6]Durch eine Neuordnung der Räume wird das Erdgeschoss offener gestaltet
(zum Vergrößern anklicken).

Die eigentlich für das Erdgeschoss geplante Infotheke, die in großen Verwaltungsgebäuden den Bürgern eine erste Anlaufstelle für Informationen bieten sollte, wurde in Absprache mit der Verwaltung und  den Mitarbeitern wieder gestrichen, um die nötige Diskretion zu gewährleisten, wie Eichler auf Nachfrage erläuterte. Eine erste Orientierung können den Bürgern durch einen Infopoint gegeben werden. Manfred Herl (SPD) und Bernhard Pfister (SPD) sahen in der Nichtrealisierung eines offenen Informationsbüros eine vertane Chance für die Verwaltung, sich bürgernah und offen zu präsentieren. „An der Infothek werden keine intimen Gespräche geführt, sondern Formulare abgeholt“, meinte Bernhard Pfister. Dem widersprach Geschäftsstellenleiter Stefan Neubauer: „Eine Infotheke oder offenes Bürgerbüro ist für Breitengüßbach nicht sinnvoll, das Rathaus ist überschaubar. Auch braucht es für Formulare immer Sachpersonal, das berät.“ Als Beispiel nannte er das Einwohnermeldeamt, in dem bei Gesprächen auch sensible Daten besprochen würden. Einen Kompromissvorschlag äußerte Dr. Harald Schuberth (SPD), der den Einsatz von Glastüren zumindest für ein Büro vorschlägt. Mittels einer Beschriftung könne dies als Informationsstelle ausgewiesen werden. Die nötige Diskretion für Gespräche wäre somit auch gewährleistet. Dieser Vorschlag wurde von Gemeinderat, Architekt und Bürgermeister positiv aufgenommen und wird in die weiteren Planungen einfließen.

Der Zeitplan, den Eichler für die komplette Innensanierung ausgearbeitet hat, umfasst sechs Monate, wobei hier die Zeit für die Auslagerung und Umzug der Verwaltung in Ausweichräume, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten, bereits eingerechnet ist. Bei einer Bauausführung 2013 rechnet Eichler mit ca. 600.000 Euro für den gesamten Innenausbau. Alois Ludwig (CSU) und Dr. Harald Schuberth merkten an, dass die Außensanierung sehr gut gelungen sei. Der Gemeinderat richtete aber die Frage an den Architekten, ob der angestrebte Baubeginn im März 2013 nicht etwas vorschnell sei. Bernhard Milsch (FWZ) gab zu bedenken, dass 2013 auch die Bürgermeisterwahl anstehe. Aus der Diskussion wurde klar: Der Gemeinderat möchte nicht überstürzt handeln. Ein Entschluss über den konkreten Baubeginn wurde nicht gefasst. Daher beschloss das Gremium, Umbaumaßnahmen und die nötige Auslagerung der Verwaltung erstmal gut zu planen und die Maßnahmen frühzeitig auszuschreiben.

Aufwertung zum Grundzentrum

Als nächsten Tagesordnungspunkt stellte Stefan Neubauer die für Breitengüßbach wichtigen Änderungen durch die Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms Bayern (LEP) dem Gemeinderat vor. Nach dem Programm liegt Breitengüßbach im Verdichtungsraum und sei damit weniger eingeschränkt in seiner Entwicklung, was die Einwohnerzahl und Gewerbeansiedelungen betrifft. Das Programm sieht in Zukunft nur noch drei Unterscheidungen in Grundzentren, Mittelzentren und Oberzentren vor. „Breitengüßbach erfährt dadurch eine Aufwertung vom Kleinzentrum zum Grundzentrum. Vorteil: Einzelhandelsprojekte sind nun bis zu einer Größe von 1.200 Quadratmetern– vorher waren es lediglich 799.

Der Gemeinderat äußerte einhellig, dass solche Planungen den Zielen der Siedlungsstruktur, die eigentlich „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ vorsehen, widersprechen. So bekomme Breitengüßbach keine Einzelhandelsläden in das Ortszentrum zurück. Auch die Verordnung zur Verkehrsinfrastruktur, die vorsieht, dass das regionale Verkehrswegenetz auf die zentralen Orte hin geführt werde, wurde mit Unverständnis quittiert. Ist doch Breitengüßbach – wie auch umliegende Gemeinden wie Baunach und Hallstadt (Anm. der Redaktion) – dabei, den Durchgangsverkehr aus den Orten auf Umgehungsstraßen zu verlagern. Manfred Herl (SPD) fragte an, ob dieses Programm in absehbarer Zeit irgendwelche Folgen habe, da zum Beispiel auch das „Bayernnetz für Radler“ weiterentwickelt werden solle, die Lücken aber ja schon seit 20 Jahren bekannt sind und nichts passiert ist. Bürgermeister Reiner Hoffmann führte die auf das leidige Problem zurück, dass in die Umsetzung der Verordnungen zu viele Behörden und Auflagen hineinspielen, von daher werden viele Projekte zu spät oder nie verwirklicht. Neubauer empfahl dem Gemeinderat die Verordnung zur Kenntnis zu nehmen, wie andere Gemeinden auch, da „man sowieso nichts ändern könne“. Dem folgte das Gremium einstimmig.

Text: Lena Thiem. Plan: Dipl.-Ing. Christian Eichler (Planungsstand 22.02.2010)