In der vergangenen Woche hat unsere Redaktion ein Gastbeitrag zum Erhalt der Grünfläche zwischen Rattelsdorf und Ebing [6] erreicht, den wir auch veröffentlicht haben. Nun äußert sich Otto Schobert, der zu den Bebauungsinteressenten der Fläche gehört, zur Aufstellung des Bebauungsplans Altes Bahnhofgelände.
Nachdem es bereits mehrere Berichte gegen mögliche Veränderungen am alten Bahnhofsgelände gab, nutze auch ich die Möglichkeit, das Thema aus meiner Sicht zu beleuchten. Da bei der Informationsveranstaltung am 13.07.2017 in Rattelsdorf [7] in der alten Schulturnhalle nur etwa zwei Prozent der Bürgerinnen und Bürger des Marktes Rattelsdorf anwesend waren, soll hiermit auch der Großteil der Bürger meine Sicht der Dinge erfahren, damit sich alle ein objektives Bild machen können.
Mein Name ist Otto Schobert, ich komme aus Ebing, bin Unternehmer und Marktgemeinderat im Markt Rattelsdorf. Einerseits befähigt mich das kommunale Amt mit entsprechendem Wissen hierzu, zu diesem Thema Stellung zu nehmen. Auf der anderen Seite bin ich einer der Bewerber für ein Grundstück auf dem geplanten Gebiet des alten Bahnhofs in Rattelsdorf. Eigentlich wären dies nun zwei verschiedene Sichtweisen, aus verständlichen Gründen ähneln sich jedoch meine beiden Meinungen dazu.
Kurz zur Historie: Ich bin 1992 in die Selbständigkeit gegangen und habe mein kleines Unternehmen bis heute auf 15 Mitarbeiter ausgebaut. Dies erfolgte bisher in selbst errichteten Büros im ehemaligen Wohnhaus in Ebing. Beim Start damals vor 25 Jahren konnte niemand erahnen, dass diese Räumlichkeiten in einem Wohngebiet eines Tages nicht mehr ausreichen würden. Aktuell ist das jedoch so. Um weiter konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir den seit ein paar Jahren eingeschlagenen Wachstumspfad weiterverfolgen, was am aktuellen Standort leider nicht mehr funktioniert. Deshalb habe ich mich im Dezember 2016 auf die Suche nach Flächen für einen Neubau eines Bürogebäudes gemacht. Die Voraussetzung war beziehungsweise ist, dass das Grundstück eine Gewerbefläche ist und sich (deswegen) auch nicht in einem Wohngebiet befinden soll, entsprechende Erschließung – vor allem hinsichtlich Internetanschluss – muss vorhanden und das Grundstück letztlich auch kurzfristig verfügbar sein. Leider sind alle in Frage kommenden Flächen / Gebäude aus verschiedenen Gründen für uns deswegen keine Option – zumal es so gut wie gar keine gab.
Im Zuge der Aufplanung des Geländes für das Ärztehaus sind wir dann auf die große Fläche am alten Bahnhofgelände Rattelsdorf gestoßen. Diese Fläche war übrigens früher noch größer, bis im westlichen Teil ein Mehrfamilienwohnhaus seinen Platz gefunden hat. Die beiden Orte Rattelsdorf und Ebing wachsen hier im jeweiligen Randbereich zusammen, so dass an dieser Stelle generell etwas Neues im Entstehen ist. Die früher gewollte Trennung der Orte wird auf höherer politischer Ebene nicht mehr gewünscht. Im weiteren Verlauf war es nun notwendig, eine mögliche Bebauung der restlichen Fläche zu prüfen und dann einen entsprechenden Bebauungsplan erstellen zu lassen. Erste Sondierungen gemeinsam mit den Fachbehörden im Landratsamt im Januar ergaben, dass es seitens des Amtes grünes Licht für die weitere Bearbeitung geben wird. Dies geht außerdem einher mit der Tatsache, dass die sogenannte innerörtliche Verdichtung vorangetrieben werden soll, so die Marschrichtung der Regierung aus München.
Selbst das wichtige Thema Naturschutz konnte nach einem Besuch der unteren Naturschutzbehörde vor Ort beleuchtet werden, es sind keine wichtigen oder besonders schützenswerten Vorkommnisse hinsichtlich Fauna / Flora zu erkennen gewesen. Beim Baumbestand ist es so, dass der ein oder andere Baum sowieso entfernt oder versetzt werden müsste. Der eine Grund hierfür sind angeblich vorhandene Schäden und Verletzungen an den Bäumen, der andere Grund sind die parallel zum Radweg verlaufenden Leitungen, zu denen gewisse Mindestabstände einzuhalten sind, da sonst Leitungsschäden durch Baumwurzeln zu erwarten wären (siehe auch Aussage von Herrn Kutzner am Infoabend). Die entsprechend nötige Ausweisung von Ausgleichsflächen und Schaffung von Ersatzpflanzungen nach den Bautätigkeiten verstehen sich natürlich von selbst. Der Marktgemeinderat wurde danach entsprechend eingebunden, dem zwei Varianten der Aufplanung vorgestellt wurden: Einmal eine vollständige Aufplanung des Areals für Gebäude und einmal eine Variante mit Ausweisung von öffentlichen Parkflächen, die bei größeren Veranstaltungen in der Abtenberghalle genutzt werden können um verkehrstechnisch „brenzlige“ Situationen zu vermeiden, die in der Vergangenheit aufgetreten sind.
Neben der Aufplanung des Areals für das Ärztehaus und nun auch dem Gelände am alten Bahnhof macht es nur Sinn, sich auch die verkehrstechnische Situation dieser künftigen Geschäftsstraße anzusehen. Deswegen sollen zwei Querungshilfen (auf Höhe der Abtenberghalle und am neuen Einkaufsmarkt) vorgesehen werden, die es vor allem Kindern und Senioren wesentlich einfacher machen werden, die Straße zu queren. Dieser Fußgänger- und Fahrradverkehr wird sicherlich mit dem neuen Ärztezentrum nicht weniger, weshalb gleich mit angedacht wurde, auf der südlichen Seite der Kreisstraße einen weiteren Geh- und Radweg zu errichten. Letztlich soll für das Gewerbegebiet „Im Stock“ ein Linksabbiegerstreifen vorgesehen werden.
Der Marktgemeinderat entschied sich dann einstimmig für eine Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplans mit öffentlichen Parkflächen und für die Ausweisung eines „eingeschränkten Gewerbegebietes“. Dies bedeutet, dass nur minimale gewerbliche Emissionen zugelassen sind und sich dementsprechend nur absolut „leise Gewerbe“ ansiedeln können.
Die Arbeiten, die bei uns im IT-Systemaus anfallen, können sicherlich zu den emissionsärmsten gewerblichen Tätigkeiten gezählt werden, die es gibt. Großteils sitzen wir am Schreibtisch, telefonieren mit Kunden und führen ab und zu Fernwartungen auf deren Systemen durch. Außerdem kommt es vor, dass wir mit dem Auto zum Kunden fahren oder mal der Paketdienst vorbeikommt und eine Lieferung bringt oder abholt. Am meisten Geräusche erzeugt lediglich ein kleines Außengerät unserer Klimatisierung für den Serverraum. Dieses Außenteil ist jedoch so leise, dass man dies in ein paar Metern Entfernung gar nicht mehr hört. Vergleichbar ist die Anlage mit einer Wärmepumpe, die aus Umweltgründen staatlich gefördert und heutzutage häufig eingesetzt wird – natürlich auch in Wohngebieten. Zu den Nutzungszeiten: Diese genannten Emissionen treten tagsüber in der Regel zwischen 7 und 17 Uhr auf, wobei es durchaus auch mal sein kann, dass am Abend etwas länger gearbeitet wird – mit genau gleicher Schallemission wie am Tag, nämlich so gut wie keiner. Tagsüber, während der üblichen Arbeitszeit, ist im Wohngebiet meist nicht viel Betrieb. Und am Abend, wenn man ausspannen möchte, sind wir Büroleute schon wieder verschwunden. Dies stellt ein ideales Nutzungsszenario dar.
Wie soll das Gebäude aussehen? Die zahlreichen Stimmen die verlauten lassen, dass angeblich eine große Halle / Betonklotz mit 50 Meter Länge, 20 Meter Breite und neun Meter Höhe gebaut werden soll, sind schlichtweg falsch. Wir planen ein zweigeschossiges Bürogebäude mit einem flachen Dach (evtl. sogar ein Flachdach), damit wir nur so hoch bauen, wie es unbedingt sein muss. Für den Start sind ca. 20 Arbeitsplätze geplant, was ungefähre Abmessungen von 25 x 13 Meter nötig macht. Damit wir uns nicht gleich wieder einschränken, sehen wir eine mögliche Erweiterung Richtung Westen vor, hier können dann nochmals in einem eventuellen zweiten Schritt ca. 100 Quadratmeter Grundfläche dazu kommen. Natürlich bekommt das Gebäude eine ordentliche Fassade mit viel Fensterflächen. Im Außenbereich werden wir die geplanten textlichen Festsetzungen hinsichtlich Begrünung vollumfänglich umsetzen. Von einem Betonklotz beziehungsweise einem Schandfleck wird jedoch keine Rede sein.
Das gesamte Gelände wird durch eine entsprechend sanfte Bebauung mit den von der unteren Naturschutzbehörde geforderten Maßnahmen eher aufgewertet, da es mit der Nutzung auch eine entsprechend regelmäßige Pflege erfährt. Zum konkreten Flächenverbrauch: Die aufzuplanende Gesamtfläche beträgt ca. 13.300 Quadratmeter. Die Summe der Baufenster, die maximal mit Gebäuden bebaut werden darf, beträgt in Summe aufgerundet 1.500 Quadratmeter. Die „Parkfläche“ (dieser Begriff kann durchaus zweideutig verstanden werden) ist hier nicht berücksichtigt, da diese – wie von Herrn Kutzner beschrieben – weitgehend grün bleibt. Wenn man nun noch entsprechende Park- und Wegeflächen auf den drei Grundstücken einrechnet kommt man auf einen gut gerechneten Wert von ca. 15 Prozent Flächenverbrauch. Die „grüne Lunge“ bleibt also nach wie vor mit 85 Prozent der jetzigen Fläche erhalten, nur dass diese dann entsprechend anspruchsvoller gestaltet und regelmäßig gepflegt wird!
Diese bisherigen Informationen hätte sich übrigens jeder Bürger bei den entsprechenden Sitzungen selbst holen können und hier muss ich dem Bürgermeister beispringen: Bei keiner der Sitzungen war auch nur ein Bürger anwesend. Alle Diskussionen und Beschlüsse bezüglich dieser Aufplanung waren öffentlich, was mich zum nächsten Punkt „Gschmäckle“ bringt. Bei der Informationsveranstaltung wurde seitens eines Bürgers argumentiert, dass die ganze Angelegenheit ein „Gschmäckle“ hat.
Weder im Gemeinderat, noch von uns (thefi.com) wurden Dinge verheimlicht oder nur hinter vorgehaltener Hand kommuniziert. Es wurde auch zu keiner Zeit ein eventuell vorhandener Vorteil genutzt. Deswegen gibt es übrigens nun auch diesen Artikel, weil ich damit offensiv in die Kommunikation gehen möchte, damit sich jeder ein eigenes Bild von der Situation machen kann.
Bin ich denn nun als gewählter Marktgemeinderat benachteiligt? Ich kann nicht erkennen, dass ich mir etwas zu Schulden kommen ließ – ganz im Gegenteil. Dies sieht der Großteil der Bürger im Markt Rattelsdorf wohl ähnlich, anders kann ich mir die umwerfende Zustimmung bei der letzten Marktgemeinderatswahl (ich erhielt von allen aufgestellten Kandidaten die meisten Stimmen) nicht erklären. Ich habe bei entsprechenden Entscheidungen immer das Wohl des Bürgers und der Gemeinde im Blick und darauf sogar beim Amtsantritt einen Eid geschworen. Weshalb wird hier völlig unbegründet von „Klüngelei“ gesprochen? Oder wird einfach bewusst provoziert?
- Ja, die Idee zur Aufplanung des Gebietes kam wohl von mir als Geschäftsmann und nicht als Marktgemeinderat. Diese Idee hätte aber auch von jedem anderen Bürger kommen können.
- Wird das Areal ausschließlich für uns aufgeplant? Nein, neben unseren Investitionsgedanken besteht auch für andere Investoren die Möglichkeit, hier tätig zu werden, was wohl nach den letzten Veröffentlichungen recht schnell passieren wird. Und gegen weitere, leise Gewerbe, die gegebenenfalls auch im Zusammenhang mit dem Ärztezentrum stehen könnten, ist wohl nichts einzuwenden. Ideen und Vorschläge gibt es genug, egal ob Fahrschule, Blumenladen, Frisör, ergänzende medizinische Angebote oder beispielsweise ein tagsüber betriebenes Café als Bürgertreffpunkt – viele weitere interessante Möglichkeiten nicht ausgeschlossen.
- Und schließlich: Werde ich bei einem möglichen Grundstücksverkauf bevorteilt? Nein, der Marktgemeinderat orientiert sich wie üblich an den aktuellen, öffentlich bekannten Bodenrichtwerten für den Landkreis Bamberg, die auch für einen Grundstücksverkauf an andere Gewerbetreibende in der letzten Zeit (z.B. Golden Care) herangezogen wurden.
Ich kann hier beim besten Willen keine Anzeichen für das vielgenannte „Gschmäckle“ finden. Natürlich stehe ich als Marktgemeinderat entsprechend in der Öffentlichkeit und in der Pflicht. Ein Nachteil darf mir daraus aber auch nicht entstehen.
Generell bin ich immer für eine sachlich geführte Diskussion zu haben, wir leben ja in einer Demokratie in der jeder seine Meinung vortragen darf. Diese können dann auch gerne kontrovers diskutiert werden und am Schluss entscheidet die Mehrheit des gewählten Gremiums. Wenn aber unsachliche und bewusst falsche Behauptungen in Umlauf gebracht werden, die teilweise an mich persönlich gerichtet waren, habe ich keinerlei Verständnis mehr. Außerdem ist es sehr traurig, dass deswegen auch jahrzehntelange Freundschaften auf den Prüfstand gestellt werden müssen.
Natürlich verstehe ich die direkt betroffenen Anwohner in der Angerstraße, da es durch eine mögliche Bebauung zu Sichtbeeinträchtigungen und der Änderung von bestimmten Gewohnheiten kommen wird. Wenn die Aufstellung eines Bebauungsplans jedoch rechtlich komplett in trockenen Tüchern ist, alle Fachbehörden grünes Licht geben und der Marktgemeinderat entsprechende Beschlüsse fasst, weshalb sollte ich dann zurückziehen und das Feld anderen Investoren überlassen? Dass sich hier früher oder später eine Geschäftsstraße etablieren könnte, würde sicher auch im Interesse vieler Bürger und Bürgerinnen sein.
Zur Wiederholung: Wenn alternative Flächen zum ehemaligen Bahngelände zur Verfügung stehen, die in unseren Anforderungskatalog (Gewerbefläche, Gewerbegebiet, erschlossen, guter Internetanschluss, kurzfristig verfügbar und so weiter) passen, sind wir gerne bereit, diese entsprechend zu prüfen. Wie bereits aufgeführt haben wir dies bereits zu Beginn unserer Überlegungen durchgeführt und sind leider nicht fündig geworden. Es kann jedoch durchaus sein, dass uns damals auch nicht alle möglichen Flächen bekannt waren.
Als verlässlicher Arbeitgeber finden inzwischen alleine sechs Bürger direkt aus dem Markt Rattelsdorf Arbeit und Entlohnung bei uns. Darauf bin ich als Arbeitgeber stolz, der Markt kann es sicher auch sein. Die Suche nach Arbeitskräften in der nächsten Umgebung wollen wir in den nächsten Jahren entsprechend ausbauen. Neben der Bereitstellung von Arbeitsplätzen zahlen wir natürlich auch entsprechend Gewerbesteuer, mit der die ein oder andere Investition im Markt Rattelsdorf getätigt oder zumindest kofinanziert werden kann. Andere Nachbargemeinden haben zwischenzeitlich ebenfalls Interesse angemeldet (ein IT-Systemhaus ist ein Wunschkandidat für viele Gemeinden). Als zuverlässiger und bodenständiger Einwohner im Markt Rattelsdorf würde ich sehr gerne mein hier aufgebautes Unternehmen in meiner Heimatgemeinde weiterführen. Und da mir solche Äußerungen eventuell im Mund herumgedreht werden können: Dies ist ausdrücklich keine Drohung, sondern letztlich eine unternehmerische Abwägung der Möglichkeiten mit einer entsprechenden Entscheidung am Ende des Prozesses. Der Entschluss für einen Standort außerhalb der Marktgemeinde würde mir persönlich jedoch sehr schwer fallen.
Ich hoffe, dass ich mit diesen bewusst offenen und umfangreichen Informationen zu einer weiteren sachlich fundierten und ruhigen Diskussion beitragen kann. Natürlich wird meine und auch die Meinung anderer weiter diskutiert werden. Und egal welche Entscheidung letztlich getroffen wird, nicht jeder wird damit einverstanden sein. Aber sollte das unsere Demokratie, auf die wir so stolz sind, nicht zulassen?
Otto Schobert, Geschäftsführer [ thefi.com ] GmbH & Co KG, Marktgemeinderat Markt Rattelsdorf
