Wahlkampf? Diesmal nicht nötig …

Vielleicht haben Sie es noch gar nicht mitbekommen, aber am 12. März findet in Rattelsdorf die Bürgermeisterwahl statt. Allerdings gibt es nur einen Kandidaten – zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten. Was sind die Besonderheiten einer solchen Wahl? Wie steht es allgemein um den Markt Rattelsdorf? Wir haben mit Bruno Kellner (Vereintes Umland) gesprochen und auch die anderen Parteien und Wählergruppen befragt.

Außerhalb der Regel finden in Rattelsdorf die Bürgermeisterwahlen statt. Hintergrund ist, dass ich 2005 Gerhard Jäger (SPD) aus gesundheitlichen Gründen zurückzog und so Neuwahlen notwendig wurden. Bürgermeister Bruno Kellner scheint vieles richtig zu machen. Denn eine Wechselstimmung gibt es in Rattelsdorf nicht. Und somit gilt als sicher, dass Kellner bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 12. März, für eine dritte Amtszeit wiedergewählt wird. Bürgermeister ist er seit 2005, bei der Wahl 2011 musste er gegen den SPD-Kandidaten Reinhard Schmid in die Stichwahl und gewann mit rund 57 Prozent der Stimmen. Wir haben mit Bruno Kellner kurz vor der Wahl gesprochen.

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Nachrichten am Ort: Herr Kellner, seit 2005 sind Sie Bürgermeister in Rattelsdorf. Nun kandidieren Sie für eine dritte Amtsperiode. Was war für Sie der Hauptgrund, sich erneut zur Wahl zu stellen?

Bruno Kellner: Schon seit Jahrzehnten habe ich Freude am Umgang mit Menschen. Daher nehme ich auch den Begriff „Bürgernähe“ wörtlich. In den kommenden Jahren möchte ich so weiterhin den Markt Rattelsdorf nach vorne bringen.

Aus den anderen Parteien und Wählergruppen fand sich kein Kandidat für das Bürgermeisteramt, einen Wahlkampf gab es daher erst gar nicht. Eigentlich schade, oder?

Dass die anderen Fraktionen keine Kandidaten stellen, kann ich nicht beeinflussen. Ich gehe aber davon aus, dass meine politische Arbeit eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung gefunden hat.

In den vergangenen Jahren mussten sich Bürgermeister, Verwaltung und Marktgemeinderat sehr viel mit dem Thema ICE-Ausbau beschäftigen. Die Baustelle neigt sich nun dem Ende zu – weitere Baustellen allerdings sind im Gange, ob Schule, Torhaus oder Ärztezentrum. Wie steht es um diese Projekte und welche kommen in den nächsten Jahren möglicherweise noch dazu?

Die wichtigsten Großprojekte haben Sie bereits angesprochen. Das Torhaus befindet sich im Sanierungsprozess, das Ärztezentrum ist in der Planungsphase. Auch an der Schule wird schon gebaut, den Mehrgenerationenplatz an der alten B4 setzen wir nun um. Natürlich gibt es in den Folgejahren noch Weiteres zu tun, etwa den Ausbau der Gemeindeverbindungsstraße Rattelsdorf – Zapfendorf, eine noch bessere Breitbandversorgung, den Umbau des Bürgerhauses in Medlitz, die Sanierung des Badesees Ebing, aber auch Projekte wie „Leben in der Heimat“ für altersgerechtes Wohnen.

Auf welche Themen werden Sie aktuell im Markt Rattelsdorf besonders oft angesprochen – wo drückt die Bürger vielleicht der Schuh?

Viele Bürgerinnen und Bürger beschäftigt der Heimatgedanke. Sie möchten weiterhin, auch im höheren Alter, in ihrer Heimat leben können.

Ein „heißes Eisen“ in Rattelsdorf ist der Mehrgenerationenplatz, über den lange im Marktgemeinderat beraten wurde. Trotz einiger Tiefschläge wie das Ausbleiben von EU-Fördermitteln wird er nun kommen. Warum haben Sie an diesem Projekt festgehalten?

Vor einigen Jahren wurde eine Spielplatzkommission gegründet, die dieses Projekt unter hoher Bürgerbeteiligung mit entwickelt hat. Es soll eine Begegnungsstätte für Jung und Alt entstehen, möglicherweise als Leuchtturm-Projekt im nördlichen Landkreis. Und auch für Radwanderer am nahen Radweg könnte er als Begegnungsstätte dienen.

Wo sehen Sie die Herausforderungen für den Markt Rattelsdorf in den kommenden Jahren, wo liegen Stärken und vielleicht auch Schwächen?

Wir haben solide Finanzen, optimale Angebote für die Kinder mit einem neuen Kindergarten, einer neuen Krippe und bald einem sanierten Schulhaus, wo wir auch eine Hortbetreuung anbieten. Es gibt Brauereien und funktionierende Gaststättenbetriebe mit Biergärten, die auch viele Gäste aus Nah und Fern anlocken. Nicht zu vergessen die Abtenberghalle als Magnet für viele überregionale Veranstaltungen, Historie wie das historische Zentrum in Rattelsdorf rund um den Marktplatz, viele Kirchen und Traditionsfeste in den Gemeindeteilen, reges Vereinsleben von ca. 80 Vereinen und Gruppierungen. Und auch unsere Lage, wenige Autominuten vom Bamberger Autobahnkreuz entfernt mit dem landschaftlichen Reiz von Itz und Main darf nicht vergessen werden. Die Schwächen ergeben sich unter anderem aus dem demografischen Wandel mit der Frage „Wohnen in der Heimat“ für Senioren, außerdem müssen wir in Sachen Ebinger Badesee mit dem Seentherapiekonzept weiterkommen.

In den Nachbargemeinden waren die Wahlkämpfe zuletzt geprägt vom Thema „Transparenz“. Stichworte: Dialog mit den Bürgern, offenes Rathaus, schnelle Veröffentlichung von Beschlüssen, aktuelle Internetseite. Wie stehen Sie hierzu?

Die Transparenz haben wir in Rattelsdorf im Wesentlichen bereits umgesetzt. Transparenz und Bürgernähe nehme ich, wir bereits am Anfang dargelegt, wörtlich.

Ganz konkret – in einem Satz: Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?

In zwölf Jahren erfolgreicher Kommunalpolitik (auch über meine Funktionen als Kreisrat und Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler) wurden viele wichtige Projekte gemeinsam mit dem Marktgemeinderat realisiert. Diese Arbeit möchte ich gerne fortführen.

Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Rattelsdorf und seinem Umland besonders? Haben Sie einen „Lieblingsplatz“?

Im Sommer entspanne ich gerne in einem der Biergärten in unseren Gemeindeteilen.

Bruno Kellner, 60 Jahre, ist in der Marktgemeinde geboren und aufgewachsen, weiterhin im Markt Rattelsdorf wohnhaft. Vor der Tätigkeit als Bürgermeister war er in einer Führungsposition in der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg beschäftigt. Er ist der Wählergemeinschaft Vereintes Umland (VU) zugehörig.


Bruno Kellner bei der Einweihung des neuen Kindergartens vor zwei Jahren.

Das sagen die anderen Parteien und Wählergruppen

Warum haben die anderen im Marktgemeinderat vertretenen Parteien und Wählergruppen keine eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt? Nachrichten am Ort hat nachgefragt – im Folgenden dokumentieren wir die Antworten, die unsere Redaktion erreicht haben:

Manfred Reindl, CWU: In der CWU Rattelsdorf findet sich derzeit aus beruflichen beziehungsweise privaten Gründen kein Bürgermeisterkandidat. Dies ist weder für noch gegen einen Bürgermeister Bruno Kellner zu werten. Die CWU Rattelsdorf konzentriert sich in ihrer Gemeindearbeit auf Fach- und weniger auf Personalthemen. Die aktuelle Zusammenarbeit der CWU mit dem Bürgermeister Bruno Kellner kann zu vielen Themen als gut bezeichnet werden.

Hans-Jürgen Scheerbaum, CSU: Im Gemeindegebiet gibt es drei CSU-Ortsverbände (Rattelsdorf, Ebing, Mürsbach). Die Mitglieder der CSU Ebing sind für die Ebinger Liste im Gemeinderat. Dass kein Ortsverband einen Kandidaten nominiert hat, kann weder als Pro noch als Kontra in Sachen Bruno Kellner gewertet werden. Dass es keinen Kandidaten gibt, ist rein beruflichen und persönlichen Gründen geschuldet. Da der Bürgermeister in Rattelsdorf hauptamtlich tätig ist, müsste man – im Erfolgsfall – seinen bisherigen Beruf wohl aufgeben. Auch die Finanzierung eines Wahlkampfes spielt eine Rolle. Außerdem, und das ist ja aus den Berichten aus dem Gemeinderat ablesbar, werden die meisten Fachthemen mit großer Mehrheit im Gemeinderat abgearbeitet. Personalthemen sind zurzeit in Rattelsdorf eher nebensächlich.

Christine Jäger, SPD: Dass wir keinen eigenen Kandidaten zur Bürgermeisterwahl stellen, bedeutet für uns nicht eine Unterstützung von Bruno Kellner. Als SPD haben wir bei der letzten Bürgermeisterwahl vor sechs Jahren mit Reinhard Schmid einen kompetenten Gegenkandidaten gestellt und einen engagierten Wahlkampf gegen Bruno Kellner geführt. Leider unterlag unser Kandidat dem Amtsinhaber damals in der Stichwahl knapp. Für die nun anstehende Wahl konnten wir leider aus persönlichen Gründen keinen Kandidaten / keine Kandidatin finden. Wir weisen jedoch gerne darauf hin, dass jeder Bürger natürlich trotzdem die Möglichkeit hat, eine(n) ihm geeignet erscheinende(n) Kandidatin(en) auf den Stimmzettel zu schreiben und zu wählen.

Andreas Schneiderbanger, Ebinger Liste: Wir haben lange nach einem Kandidaten für das Bürgermeisteramt gesucht. Bei dieser Wahl war aber niemand bereit, gegen einen amtierenden Bürgermeister zu kandidieren. Keineswegs sind wir immer mit den Vorschlägen und Vorhaben von Bruno Kellner einverstanden, letztendlich entscheidet aber der Gemeinderat.

Das Wahlergebnis gibt’s natürlich bei Nachrichten am Ort

Wie ist das eigentlich, wenn es nur einen Kandidaten gibt? Während es in einigen Bundesländern bei Bürgermeisterwahlen mit nur einem Kandidaten die Möglichkeit besteht, „Ja“ oder „Nein“ anzukreuzen, ist das in Bayern nicht der Fall. Im „Gesetz über die Wahl der Gemeinderäte, der Bürgermeister, der Kreistage und der Landräte“ heißt es lediglich: „Wird kein oder nur ein Wahlvorschlag zugelassen, wird die Wahl ohne Bindung an eine vorgeschlagene sich bewerbende Person durchgeführt.“ Das bedeutet konkret: Jeder Bürger hat die Möglichkeit, entweder den auf dem Stimmzettel vorgegebenen Kandidaten durch Ankreuzen zu wählen, kann aber auch, wie Christine Jäger von der SPD es in ihrer Stellungnahme (siehe oben) beschrieben hat, einen ihm geeignet erscheinenden anderen Kandidaten auf den Stimmzettel schreiben.

Das Wahlergebnis sollte am Sonntag, 12. März ab etwa 19.00 Uhr feststehen. Nachrichten am Ort ist natürlich für Sie dabei und wird das Ergebnis sowohl hier auf der Internetseite als auch über die sozialen Netzwerke bekanntgeben. Bis Mittwoch, 8. März, ist es für Wahlberechtigte noch möglich, Briefwahlunterlagen zu beantragen. Das geht auch online. Sie benötigen dazu den Wahlschein, der postalisch versendet wurde.

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