Im Titelbild: Im Süden von Reckendorf sorgt eine Ampel für eine Einbahnregelung durchs Wohngebiet.
Der Ärger über die Vollsperrung der Hauptstraße und deren Auswirkungen war in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Reckendorf deutlich spürbar. Die Mitglieder des Gremiums kritisierten nicht nur das Verhalten vieler Fahrerinnen und Fahrer, die sich trotz Sperrung durch den Ort drängen – sondern auch die Informationspolitik.
Im Zentrum der Diskussion stand der aktuelle Stand der Sanierungsarbeiten in der Hauptstraße. Seit mehreren Monaten ist die Ortsdurchfahrt wegen der Erneuerung von Kanal- und Wasserleitungen vollständig gesperrt, Anlieger dürfen passieren oder die lokalen Umleitungen nutzen – alle anderen sollen Reckendorf an sich weiträumig umfahren. Doch viele Auto- und LKW-Fahrer, vor allem Pendler, ignorieren die Sperrung.
Bürgermeister Manfred Deinlein informierte in der Sitzung über den aktuellen Bauzeitenplan: Der erste Bauabschnitt für die Erneuerung von Kanälen und Leitungen von Norden bis zur Eidelsgasse sei so gut wie abgeschlossen, wodurch die Sperre der Hauptstraße nach Süden verlegt werden kann. Damit seien wichtige Infrastrukturen wie der Einkaufsmarkt, die Schule und der Kindergarten wieder besser erreichbar. Ab dem Herbst folgt dann der zweite Abschnitt mit Sanierung der Gehwege und der Fahrbahn, der laut Plan bis etwa Ende 2026 fertiggestellt werden soll – was Deinlein aber als unrealistisch bezeichnete. Vorgesehen sei, die Gehsteige immer einseitig herzustellen, der Verkehr könne durch eine Ampelregelung fast auf der gesamten Strecke vorbeigeführt werden. Lediglich eine kürzere Vollsperrung sei während der Arbeiten im mittleren Abschnitt nötig. Die Ausschreibungen dafür könnten in Kürze starten, wenn die Förderzusagen der Regierung von Oberfranken vorliegen.
Regelmäßiges Treffen soll Abhilfe schaffen
Doch dieser Zeitplan war nicht das Hauptthema – vielmehr entlud sich Unmut über die Kommunikation rund um das Projekt. Mehrere Gemeinderatsmitglieder kritisierten, dass sie vom Ablauf der Baustelle, von Verkehrsregelungen oder vom weiteren Vorgehen zu wenig und vor allem erst aus den Medien erfahren hätten.
Im ersten Bauabschnitt geht es um die Kanäle und Wasserleitungen, die Fahrbahn wird erst später komplett saniert.
„Wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt“, monierte etwa zweiter Bürgermeister Jürgen Baum (WBFW). „Wir lesen Dinge in der Zeitung, bevor sie bei uns im Gremium zur Sprache kommen.“ Auch Markus Sippel (WBFW) forderte, dass der Gemeinderat als Vertreter der Bürgerinnen und Bürger frühzeitig informiert und einbezogen werden müsse – nicht erst auf Nachfrage. Konkret bezog sich die Diskussion besonders auf Treffen mit Anwohnerinnen und Anwohnern der Hauptstraße, über die der Gemeinderat nicht Bescheid wusste. Hartwig Pieler (CSU) betonte, dass es bei einem so großen Vorhaben nicht nur punktuelle Updates brauche – und er schlug ein regelmäßiges Treffen der Gemeinderäte mit dem Bürgermeister abseits von Sitzungen vor. Bürgermeister Deinlein verwies auf die laufende Baustellenkoordination mit Planern, Behörden und Baufirma und betonte, dass er sich bemühe, den Rat stets auf dem aktuellen Stand zu halten. Der Idee des regelmäßigen Treffens stimmte er zu – es soll wöchentlich im Anschluss an seine Sprechstunde stattfinden.
Schlussendlich ging es auch um die Gewerbetreibenden, die in besonderem Maße unter der Baustelle leiden. „Für mache ist die Baustelle durchaus existenzgefährdend“, so Jürgen Baum. Daher sollte dieses Thema besonders im Auge behalten werden.
Macht eine Verkehrsüberwachung Sinn?
In einem weiteren Tagesordnungspunkt wurde klar: Die Durchfahrt durch die Baustelle in der Hauptstraße zu kontrollieren, ist keine Aufgabe der Gemeinde und kann auch von ihr nicht an eine kommunale Verkehrsüberwachung delegiert werden. Lediglich die Überwachung des fließenden (Geschwindigkeit) und ruhenden Verkehrs (Parken) ist möglich. Bei zwei Gegenstimmen beschloss das Gremium daher, über die Baunach-Allianz mit weiteren Anliegergemeinden der B279 über die Gründung eines Zweckverbands zur Verkehrsüberwachung nachzudenken. Zunächst soll das Interesse abgefragt und dann dem Gemeinderat wieder berichtet werden. Auch Erfahrungswerte aus Zapfendorf, wo es eine kommunale Verkehrsüberwachung gibt, sollen eingeholt werden.
Auch Tempo 30 wurde erneut diskutiert. In Baunach sei dies nun in einem Teilabschnitt realisiert, laut Bürgermeister Deinlein sei das auch in Reckendorf vorgesehen.
Neue Stellplatzsatzung einstimmig beschlossen
Neben dem Baustellenthema verabschiedete der Gemeinderat auch eine neue Stellplatzsatzung. Hintergrund ist eine Gesetzesänderung auf Landesebene: Die bisherige Regelung in Reckendorf, nach der beispielsweise bei größeren Wohnungen drei oder vier Stellplätze nachgewiesen werden mussten, ist ab Oktober nicht mehr zulässig.
Die neue Satzung, die auf Empfehlungen des Bayerischen Gemeindetags basiert, beschränkt sich auf das künftig zulässige Maß von maximal zwei Stellplätzen pro Wohneinheit. Um weiterhin Regelungen zur Zufahrt und Gestaltung treffen zu können, tritt die neue Satzung noch vor Fristablauf in Kraft.

