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Windrad: Gemeindliches Einvernehmen verweigert

Wenn es um große Energieprojekte geht, reicht ein Blick in Unterlagen oft nicht aus – das fanden auch die Zapfendorfer Gemeinderäte, als sie sich mit dem Repowering der bestehenden Windkraftanlage bei Sassendorf befassten. Zwar lagen der Verwaltung mehr als tausend Seiten Material vor, doch im Gremium blieb der Wunsch nach Transparenz und persönlicher Vorstellung des Vorhabens deutlich hörbar.

Die bisherige Anlage in Sassendorf stammt aus den 1990er Jahren, misst rund 100 Meter Gesamthöhe und bewegt sich damit in einer Größenordnung, die heute eher als moderat gilt. Die neue Anlage, errichtet von den Stadtwerken Bamberg [6], soll dagegen auf knapp 250 Meter anwachsen – ein Sprung, der sich massiv auf das Landschaftsbild auswirkt. Der Regionalplan weist Vorranggebiete aus, in denen Windkraft konzentriert werden soll. Der geplante Standort in Sassendorf liegt jedoch 110 bis 120 Meter außerhalb dieser Vorrangfläche.

Hinzu kommt ein zweiter Punkt, der Gewicht hat: Das nächstgelegene Wohngebiet in Lauf befindet sich nur etwa 900 Meter entfernt – der Regionalplan verlangt jedoch mindestens 1.000 Meter Abstand. Aus Sicht der Gemeinde wäre ein Repowering am gleichen Standort daher problematisch, weil ein früherer, rechtlich „überholter“ Zustand dadurch dauerhaft zementiert würde.

Erschließung nicht geklärt

Besonders kritisch wurde im Gremium die geplante Erschließung betrachtet. In den Unterlagen stehe lediglich, der Transport der Anlagenteile solle „voraussichtlich großräumig von Norden her“ über die Autobahnausfahrt Zapfendorf und die Kreisstraße BA 1 erfolgen, so Bürgermeister Michael Senger. Welche Wege genau genutzt würden, welche Eigentümer betroffen sind und ob es dazu rechtsgültige Vereinbarungen gibt – all das bleibe offen. Damit sei die Erschließung nicht gesichert, betonte die Verwaltung. Für ein Bauvorhaben dieser Größe müsse der Betreiber nachweisen, dass alle Wege dauerhaft nutzbar sind – inklusive vertraglich gesicherter Dienstbarkeiten auf Privatgrundstücken, falls erforderlich. Genau diese Nachweise fehlen jedoch. Auch für die Stromeinspeisung, die über den Anschluss des PV-Parks Leimershof laufen soll, gibt es laut Gemeinde noch keine gesicherte vertragliche Grundlage.

Hinzu kommt ein praktisches Problem: Eine Zufahrt durch Sassendorf sei wegen der engen Ortslage ausgeschlossen. Da viele der öffentlichen Feldwege aus den 1960er-Jahren stammen und nicht heutigen Belastungen entsprechen, wären zudem Ausbauvereinbarungen erforderlich – auch diese fehlen bislang.

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Zusätzliche Kritik aus dem Gremium

Mehrere Gemeinderäte monierten, dass das Projekt bisher nicht vorgestellt wurde. Andreas Hoffmann (ZuZ) äußerte Zweifel, dass der Beschluss auf Basis der bisherigen Informationen tragfähig sei, und drängte darauf, dass der Gemeinderat das Projekt direkt von den Stadtwerken erläutert bekommt. Raimund Oswald (Grüne/Soziales Zapfendorf) fragte nach den realistischen Einflussmöglichkeiten des Marktes – und erhielt von Bürgermeister Senger die Einschätzung, dass man das Vorhaben nicht grundsätzlich verhindern werde, aber die Stadtwerke „liefern müssen“. Das Gespräch mit dem Betreiber sei daher zwingend nötig.

Am Ende stand ein klares Ergebnis: Das gemeindliche Einvernehmen wird versagt, und zwar aus zwei Gründen: Widerspruch zu den Zielen des Regionalplans (Abstand, Lage außerhalb der Vorrangfläche) sowie fehlende gesicherte Erschließung (Zuwegung und Stromeinspeisung nicht nachgewiesen). Zusätzlich fordert der Markt Zapfendorf ein ausführliches Gespräch mit den Stadtwerken und eine transparente Präsentation des Vorhabens im Gemeinderat. Der Beschluss fiel einstimmig.

Baugebiet „Unterleiterbach West“: So sieht die Planung aus

Zuvor hatten Vertreter des Planungsbüros Höhnen & Partner die Erschließungsplanung für das neue Baugebiet „Unterleiterbach West“ [7] vorgestellt. Vorgesehen sind 28 Baugrundstücke, die vollständig im Trennsystem entwässert werden. Ein Regenrückhaltebecken mit rund 110 Kubikmetern Volumen soll das Niederschlagswasser kontrolliert in den Leiterbach abführen.

Das Gebiet wird über die Lichtenfelser Straße im Süden und die Michael-Küchel-Straße im Norden angebunden. Eine Tempo-30-Zone ist für das gesamte Areal vorgesehen. Im Zuge der Maßnahme soll auch die Straße „In der Hut“ gepflastert werden, bisher ist hier nur Schotter aufgebracht. Da es sich um eine Ersterschließung handelt, werden die Anwohner an den Kosten beteiligt. Die Ausschreibung der Tiefbauarbeiten soll Anfang 2026 erfolgen, der Baubeginn ist für das zweite Quartal geplant. Der Marktgemeinderat stimmte der vorgestellten Planung geschlossen zu.

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So soll das Baugebiet aussehen. Rechts verläuft die Lichtenfelser Straße. Quelle: Höhnen & Partner

Bewerbung um Förderprogramm für das Schwimmbad

Zum Schluss stand das Freibad Aquarena im Mittelpunkt. Der Bund hat eine neue Förderrunde zur „Sanierung kommunaler Sportstätten“ aufgelegt, bei der Zapfendorf erneut mit einer Projektskizze für die energetische Erneuerung des Freibads ins Rennen gehen will. Der Kostenrahmen liegt bei gut 3,19 Millionen Euro, rund 45 Prozent könnten durch Bundesmittel gedeckt werden.

Die eingereichte Skizze entspricht weitgehend jener aus den Jahren 2022 und 2023, als das Vorhaben jedoch nicht berücksichtigt wurde. Nun soll ein neuer Versuch gestartet werden – der Beschluss dazu fiel bei einer Gegenstimme.