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Windkraft in Sassendorf: „Wir springen nicht auf die Goldgräberstimmung auf!“

Durch die Vorranggebiete für Windkraftanlagen, die im fortgeschriebenen Regionalplan enthalten sind, werden Investoren angezogen, die neue Windparks planen und bauen wollen. In Sassendorf präsentierte ein solcher mögliche Pläne für bis zu vier weitere Windräder– mit einer Nabenhöhe von 140 Metern. Das bisherige Sassendorfer Windrad ist in etwa halb so hoch.

Wolfgang Kropp vom Projektierer EnergieVisionFranken aus Bamberg und sein Mitarbeiter René Puschert stellten sich am 9. Juli im Rahmen einer Informationsveranstaltung in Sassendorf den Fragen der Bürger. Dabei ging es vornehmlich um die Mindestabstände der möglichen neuen Windräder zu den Ortschaften Sassendorf und Lauf. Dass das Thema auf breites Interesse stößt, bewies der Andrang im Sassendorfer Gemeinschaftshaus, das mit über 100 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Bürgermeister Josef Martin erläuterte zu Beginn die Geschichte der Windkraft in Sassendorf, die Intentionen des Regionalplans Oberfranken West und dessen erste Planentwürfe. Wolfgang Kropp wies auf die Erfolgsgeschichte des Bürgerwindrads in Sassendorf hin: „Die bestehende Anlage läuft einwandfrei, die Kredite sind mittlerweile vollständig abbezahlt.“ Anschließend zeigte René Puschert die ersten Entwürfe eines Windparks mit insgesamt bis zu fünf Windkraftanlagen bei Sassendorf. Er erklärte die notwendigen Maßnahmen, um die Belastungen für die Anwohner zu minimieren, etwa eine Abschaltautomatik, die ab einem gewissen Einfallswinkel der Sonne die Windräder automatisch abschaltet.

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Das Gemeinschaftshaus war bei der Veranstaltung sehr gut besucht.

Windräder sind als Bürgerwindräder gedacht

Jede der neuen Anlagen hätte eine Leistung von drei Megawatt, eine Nabenhöhe von 140 Metern und einen Rotordurchmesser von 120 Metern. Damit wären sie in etwa doppelt so groß und leistungsfähig wie das bestehende Windrad. Wichtig war Puschert die Beteiligung der Bevölkerung: „Wir springen nicht auf die allgemeine Goldgräberstimmung auf, sondern haben langjährige Erfahrung mit Windprojekten.“ So soll es erneut möglich sein, dass sich die Bürger finanziell an den Windkraftanlagen beteiligen und nach Abzahlung der Kredite von den Einnahmen profitieren. Damit würde die Wertschöpfung in der Region verbleiben.

Dennoch äußerten einige Bürger ihre Bedenken, etwa fallende Immobilienpreise, insbesondere an den Ortsrändern von Sassendorf und Lauf. Skeptisch gesehen wurde auch, dass im Planentwurf die Windanlagen am östlichen Rand des Vorranggebietes vorgesehen waren und somit nur knapp den Abstand von 1.000 Metern zur Wohnbebauung einhalten. Wolfgang Kropp begründete dies mit dem im Wald in Richtung Autobahn stark abfallenden Untergrund – hier verliere eine Anlage bis zu 100 Metern an Höhe, niemand könne dort wirtschaftlich ein Windkraftwerk betreiben. Außerdem wäre eine Rodung in Teilbereichen unabdingbar.

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René Puschert (stehend) zeigte die ersten Planentwürfe.

Noch bis 27. Juli Zeit für Widersprüche und Anregungen

Sollten in Sassendorf drei zusätzliche Windräder gebaut werden, könnte der kleine Windpark bis zu 4.500 Drei-Personen-Haushalte versorgen. Bis 27. Juli können betroffene Bürger noch ihre Einwendungen und/oder Anregungen vorbringen. Ansprechpartner ist hier die Geschäftsstelle des regionalen Planungsverbandes im Landratsamt Bamberg. Bürgermeister Martin wünschte sich abschließend von den Grundstückseigentümern innerhalb des Vorranggebietes, auf Schnellschüsse und Alleingänge zu verzichten. Es sei wünschenswert, nicht mit verschiedenen Projektpartnern zusammenarbeiten zu müssen, sondern einen Ansprechpartner zu haben. Die Grundstückseigentümer sollten sich daher bei Fragen an die Gemeinde wenden.

 

In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir detailreich über die Vorranggebiete für neue Windkraftanlagen berichtet. Viele Infos zum Thema finden Sie daher auch in den folgenden Artikeln: 

Johannes Michel