MIT BILDERGALERIE!
„Nach vielen Terminen in Berlin und Brüssel freue ich mich, hier in Franken endlich wieder unter ordentlichen Menschen zu sein“, sagte Bayerns Finanzminister Dr. Markus Söder bei seinem Auftritt in Unterleiterbach am Montagabend. Er legte den Zuhörern nahe, trotz aller Probleme auf Bayern und Deutschland stolz zu sein. Regionale Impulse gab er in seiner Rede allerdings nicht.
Gut besucht war das Unterleiterbacher Festzelt am Sportplatz, allerdings deutlich weniger gut, als man beim Auftritt eines bayerischen Finanzministers erwarten würde: Viele Plätze blieben leer – und echte Stimmung kam selten auf. Letzteres lag vor allem an der verhältnismäßig kurzen Rede von Markus Söder, nach knapp 40 Minuten hatte er einen Rundumschlag in Sachen Euro, Griechenland, Schulden und Kritik an den linken Parteien abgearbeitet.
„Staaten werden heute bewertet wie Unternehmen, und daher haben Schulden einen ganz anderen Stellenwert als noch vor einigen Jahren“, sagte Söder und zeigte Wege auf, wie sich die Eurokrise lösen lassen könnte. Wichtig war ihm: „Der Weg führt nicht über Tricks, die Staaten müssen ihre Schulden selber zahlen.“ Damit sprach er sich deutlich gegen die aktuell diskutierten Eurobonds aus, also gegen die Vergemeinschaftung der europäischen Schulden. Auch Griechenland kam nicht gut weg – das Land brauche erst einmal „State Building“, den Aufbau funktionierender staatlicher Institutionen. Dass Deutschland aktuell in Europa weniger gut wegkommt, sprach Söder ebenfalls an: „Wenn man nur beliebt ist, wenn man alle immer zum Essen einlädt, ist die Freundschaft nicht viel wert.“
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Dr. Markus Söder neben Landrat Dr. Günther Denzler.
Thomas Silberhorn: Wertschöpfung muss in der Region bleiben
Der politische Abend im Festzelt war der Abschluss der Feierlichkeiten zu „125 Jahre Krieger- und Soldatenkameradschaft Unterleiterbach“ [7]. Armin Morgenroth, Vorstand des Vereins, hatte die Gäste begrüßt, Thomas Silberhorn, CSU-Bundestagsabgeordneter, überbrückte die Zeit bis zum Eintreffen von Markus Söder. Er hob die heutige Rolle der Kriegervereine hervor: „Die Bürger sollten die Konflikte in der Welt nicht nur aus den warmen Wohnzimmern kennen.“ Außerdem könne man sich heute nicht mehr hinter den Vereinigten Staaten verstecken, sondern habe mit der Bundewehr eine wichtige internationale Rolle inne.
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Vor der Bühne: Ehrengäste und politische Vertreter.
Er sprach auch regionale Themen an. Beim ICE-Ausbau verwies er auf die anstehenden Gespräche zwischen den neuen Bahn-Verantwortlichen und den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden, die in Kürze anstehen. Zur Energiewende erläuterte er die Idee der Regionalwerke und positionierte sich als Verfechter der Wertschöpfung in der Region: „Dort, wo die Belastung entsteht und das Geld erwirtschaftet wird, muss auch die Wertschöpfung ankommen. Wir müssen uns unabhängig machen vom Ausland und von großen Versorgern.“ Der Zapfendorfer Gemeinderat hatte kürzlich den Beitritt zu den Regionalwerken des Landkreises Bamberg abgelehnt [9].
[10]Kommentar: Zu wenig!
Was soll der Besucher eines Festzeltes von einem politischen Abend erwarten? Viele Bürgerinnen und Bürger meiden derartige Veranstaltungen, weil sie genau wissen: Reden allein bringt nichts. Insofern sind sich Festzelt und Fernsehstudio gar nicht so unähnlich. Auch in den politischen Talkshows im Fernsehen wird viel geredet, ändern wird sich dadurch aber erst einmal nichts.
Dr. Markus Söder, der schon viele politische Funktionen inne hatte (Europa-, Gesundheits-, Umwelt- und nun Finanzminister), positioniert sich seit Monaten für einen Austritt Griechenlands aus dem Euro. Er hasst Schulden und will in den kommenden Jahren sogar, einmalig in der Geschichte, geliehenes Geld zurückzahlen und so den bayerischen Haushalt weiter entlasten. Das ist lobenswert. Nur: In Unterleiterbach, Zapfendorf und in der Region gibt es andere Themen, die an einem solchen Abend eine Rolle spielen müssen.
Für ICE-Ausbau und Radwege-Netz mussten Thomas Silberhorn und Heinrich Rudrof herhalten. Klar: Sie kennen sich in der Region besser aus. Söder allerdings überging die Themen einfach. Damit hat er es sich etwas zu leicht gemacht. Denn Festzelt und Fernsehstudio haben doch einen Unterschied: Die Rede im Festzelt wird nicht landes- oder bundesweit übertragen, sondern soll die Zuhörer vor Ort ansprechen. Söders Worte dagegen hätten jederzeit in eine Talkshow oder in ein Festzelt in Nürnberg, Würzburg oder Regensburg gepasst. Ortsunabhängig, sozusagen. Für Unterleiterbach und die Region ist eines klar: Das war zu wenig!
Johannes Michel
Fotos vom Besuch von Finanzminister Söder in Unterleiterbach finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen der Galerie einfach auf ein beliebiges Foto klicken, zum Beenden der Anzeige genügt ein Klick auf das geöffnete Bild)…