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Vom Denkmalschutz bis Tempo 30

Im Titelbild: Am Marktplatz 10 befindet sich eine ehemalige Gastwirtschaft. Das Gebäude wurde von der Gemeinde erworben. Wie geht es hier weiter?

Vielfältige Themen hatte der Marktgemeinderat Rattelsdorf kurz vor den Sommerferien zu beraten. Es standen unter anderem die Zukunft des Feulner-Anwesens am Marktplatz, Perspektiven für das Schulgebäude in Ebing und Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung auf dem Programm.

Das erste Thema der Sitzung war die Vorstellung des Unternehmens „Die Denkmalschutz Immobilie“, vertreten durch Sandra Weckmar und Volkmar Schneider. Im Zentrum des Interesses stand das Feulner-Gelände am Marktplatz 10 – eine alte, im Besitz der Gemeinde befindliche Brauerei mit historischer Substanz, aber auch starkem Sanierungsbedarf.

Die Referenten machten deutlich: Das Gebäude ist zwar baulich in einem problematischen Zustand – insbesondere Umbaumaßnahmen früherer Jahre und Sanierungsstau hätten sichtbare Schäden hinterlassen –, doch gäbe es zugleich viel Erhaltenswertes: Stuckdecken, Fachwerkstrukturen und ein insgesamt spannendes Ensemble. „Ein Objekt mit Seele“, wie Weckmar betonte, das jedoch „jemanden braucht, der viel Liebe und auch viel Geld mitbringt“.

Für eine ernsthafte Entwicklung seien Investitionen in Millionenhöhe notwendig, unabhängig von der künftigen Nutzung. Die Gemeinde müsse sich deshalb grundlegende Gedanken machen: Welche Bedarfe gibt es? Ist eine kulturelle, gastronomische oder gemischte Nutzung denkbar? Allein ein Gaststättenbetrieb dürfte Investoren kaum anziehen – hier brauche es überzeugende Konzepte und eventuell öffentliche Begleitung. Das Unternehmen bot an, den Markt Rattelsdorf sowohl bei der Investorensuche als auch bei einer eigenständigen Projektentwicklung zu unterstützen. Grundlage wäre eine detaillierte Voruntersuchung – diese wäre förderfähig, mache aber insbesondere dann Sinn, wenn schon eine klare Zielsetzung vorliegt. Der Gemeinderat nahm den Vortrag zur Kenntnis und beauftragte Bürgermeister Hans-Jürgen Scheerbaum einstimmig, entsprechende Angebote für Vermarktung oder Beratung beim Unternehmen einzuholen.

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Auch von Außen sind am Gebäude zahlreiche Schäden erkennbar.

Ebinger Schule als „Dritter Ort“

Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung war der aktuelle Stand in Sachen Machbarkeitsstudie für das ehemalige Schulgebäude in Ebing [7]. Architekt Stefan Schlicht vom Büro „Schlicht, Lamprecht und Kern“ informierte über die bisherigen Ergebnisse.

In der Vergangenheit fanden fünf Workshops mit Bürgerinnen und Bürgern statt. Diese brachten eine Vielzahl an Ideen und Bedarfen zutage – von der Nutzung durch die Gemeinde selbst über Räume für Vereine, VHS-Angebote und die Ebinger Bücherei bis hin zu einem kleinen Café. Letzteres sei nicht als eigenständiger Gastronomiebetrieb gedacht, sondern als Zusatzangebot im Zusammenhang mit der Bücherei. Diese ist derzeit noch im Pfarrhaus untergebracht.

Ziel sei die Schaffung eines sogenannten „Dritten Ortes“ – eines öffentlichen Raums zwischen Zuhause und Arbeitsplatz, der zum Verweilen, Lernen und Begegnen einlädt. Im Erdgeschoss könnte zudem ein Veranstaltungsraum entstehen, darüber hinaus im restlichen Gebäude Räume für Musik, Jugendarbeit und Weiterbildung. Die Städtebauförderung signalisiere grundsätzlich Unterstützung – mit Förderquoten von mindestens 60 Prozent, setze aber ein übergreifendes Konzept für das gesamte Areal voraus. Auch die Entwicklung des hinteren Bereichs des Grundstücks, hier hatte sich in der Junisitzung [8] das Unternehmen Exsos vorgestellt, welches Interesse am Bau einer Einrichtung für Senioren hätte, muss ins Gesamtkonzept einbezogen werden.

Die Untersuchung der Bausubstanz brachte keine gravierenden Mängel zutage. Bürgermeister Scheerbaum wies jedoch auf die finanziellen Herausforderungen hin. Einen Beschluss fasste der Rat an diesem Abend nicht, man wolle zunächst weiter beraten.

Dorferneuerung Freudeneck – Sanierung der Dorfstraße

Die geplante Sanierung der Dorfstraße in Freudeneck kann nicht wie geplant ablaufen. Ursprünglich war vorgesehen, die Maßnahme gemeinsam mit dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) anzugehen. Aber: Es handelt sich um Unterhaltungsmaßnahmen, diese sind nicht förderfähig. Vor diesem Hintergrund wurden verschiedene Varianten vorgestellt – vom vollständigen Ausbau auf eigene Kosten bis hin zu einem gestalterisch begleiteten Projekt über das ELER-Programm, das jedoch aufwändige Bürgerbeteiligungen und neue Planungen erforderlich machen würde.

Daher entschied sich der Gemeinderat mehrheitlich für eine andere Variante: Das Bauamt soll die vorhandenen Straßenschäden erfassen, der Straßenzug wird in die kommunale Prioritätenliste aufgenommen. Ziel ist eine Oberflächensanierung, die rund 60.000 Euro kosten würde.

Feuerwehrbedarfsplan wird erstellt

Intensiv diskutiert wurde auch der Vorschlag, gemeinsam mit der Kreisbrandinspektion einen Feuerwehrbedarfsplan zu erarbeiten. Dieser solle Klarheit über den aktuellen und künftigen Ausstattungsbedarf geben. Wie ein solcher Plan aussieht und was er leistet, war in der Junisitzung von Kreisbrandinspektor Tobias Schmaus vorgestellt worden [8].

Während Bürgermeister Scheerbaum auf Empfehlungen des Bayerischen Gemeindetags verwies, als Gemeinde einen solchen Plan zu haben, äußerten sich einige Räte skeptisch. Holger Hornung (Vereinigtes Umland) merkte an, es habe bisher auch ohne funktioniert, überflüssige Beschaffungen habe es nicht gegeben. Demgegenüber betonte zweiter Bürgermeister Andreas Schneiderbanger (Ebinger Liste), der Plan sei eine „Richtschnur“, nicht zuletzt für Investitionsentscheidungen – und daher für die Gemeinde wichtig. Sabina Sitzmann-Simon (CSU) unterstrich den Wert externer Expertise, die man in diesem Fall kostenfrei erhalte. Mit deutlicher Mehrheit – 13 Ja-Stimmen bei zwei Gegenstimmen – beschloss der Rat, die Erstellung des Bedarfsplans bei der Kreisbrandinspektion in Auftrag zu geben.

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Tempo 30: Verkehrsberuhigung in Ebing

Ebenfalls mehrheitlich – bei nur einer Gegenstimme – sprach sich der Marktgemeinderat für eine Ausweitung der Tempo-30-Zone im Ortsteil Ebing aus. Damit wird künftig das gesamte Dorfgebiet – mit Ausnahme der Kreisstraße BA 32 – verkehrsberuhigt.

Die Maßnahme geht auf einen Antrag der Ebinger Liste zurück und betrifft nun die Straßen östlich der BA 32, darunter Kirchstraße, Obere Straße, Kellerweg, Alter Main, Kaspar-Röckelein-Platz, Kapellenstraße, Jahnstraße und Ringstraße. Verwaltung und Gemeinderat sahen darin ein Plus für die Verkehrssicherheit – vor allem im Bereich von Campingplatz, Festplatz und Sportanlagen.

Einkaufsmarkt wird modernisiert

Im Rahmen der Bauleitplanung billigte der Gemeinderat einstimmig eine Änderung des Bebauungsplans „Einkaufsmarkt Ebinger Straße“. Dort soll der bestehende Netto-Markt umgebaut und erweitert werden. Geplant sind unter anderem größere Verkaufsflächen, neue Personalräume, ein Cafébereich sowie energetische Maßnahmen wie LED-Beleuchtung und Ladeinfrastruktur.

Der Eingangsbereich des Gebäudes wird umgestaltet, die Parkplatzflächen neu angeordnet. Auch die Zahl der Stellplätze verändert sich – insgesamt sollen nach Umbau 70 Parkplätze zur Verfügung stehen. Die Abstimmungen zum Aufstellungs-, Billigungs- und Auslegungsbeschluss erfolgten jeweils ohne Gegenstimme.