Im Rathaus in Reckendorf ging es in der Juli-Sitzung des Gemeinderates um nicht weniger als den finanziellen Fahrplan für das Jahr 2025. Haushaltsplan und Finanzplanung standen auf zur Diskussion – und was Kämmerin Doris Müller präsentierte, ließ wenig Spielraum für Optimismus.
Bürgermeister Manfred Deinlein brachte es mit einem Satz auf den Punkt: „Wenn das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen.“ Denn der Schuldenstand steigt, laufende Kosten müssen durch Kredite gedeckt werden, und gleichzeitig stehen wichtige Investitionen an.
Das Haushaltsvolumen für 2025 liegt bei 8,95 Millionen Euro und damit acht Prozent höher als im Vorjahr. Der Verwaltungshaushalt macht dabei 5,1 Millionen Euro aus, der Vermögenshaushalt 3,85 Millionen Euro. Mit Sorgen blickt die Gemeinde jedoch auf den Schuldenstand, der zum Jahresbeginn bereits bei rund 2,7 Millionen Euro lag. Gestiegen ist er wegen der Übernahme von Schulden des Wasserzweckverbandes in Höhe von 545.000 Euro, 443.000 Euro kommen zudem als Neuverschuldung hinzu. Ende 2025 wird Reckendorf daher mit 3,34 Millionen Euro verschuldet sein, das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1.671 Euro – mehr als doppelt so viel wie im Landesdurchschnitt vergleichbarer Gemeinden. Für die Folgejahre sind weitere Kreditaufnahmen eingeplant.
Investitionen sind vor allem Pflichtaufgaben
Die Einnahmen auf der Verwaltungsseite setzen sich hauptsächlich aus Steuern und allgemeinen Zuweisungen (3,24 Millionen Euro), Einnahmen aus Verwaltung und Betrieb (1,59 Millionen Euro) sowie sonstigen Finanzeinnahmen (268.400 Euro) zusammen. Besonders ins Gewicht fällt die Einkommensteuerbeteiligung mit fast 1,4 Millionen Euro. Die Gewerbesteuereinnahmen machen 340.000 Euro aus, die Schlüsselzuweisungen 1,1 Millionen Euro.
Auf der Ausgabenseite schlagen vor allem zwei Posten zu Buche: die Kreisumlage mit über einer Million Euro und die Förderung sowie der Betriebsaufwand der Kindertagesstätten mit rund 1,04 Millionen Euro. Auch die Umlagen für Verwaltungsgemeinschaft (530.000 Euro) und Schulverband (290.000 Euro) belasten die Gemeindekasse erheblich.
Trotz der angespannten Lage muss Reckendorf in die Zukunft investieren. Für insgesamt rund 3,85 Millionen Euro sind Ausgaben im Vermögenshaushalt vorgesehen – allen voran für die Wasserversorgung (1,24 Millionen Euro). Dazu zählen unter anderem die Sanierung des Hochbehälters (80.000 Euro) sowie des Brunnen II (136.000 Euro) und auch die Erneuerung der Wasserversorgung in der Hauptstraße (800.000 Euro). Die Schule erhält neue Elektrotechnik für 155.000 Euro, hinzu kommen Dachsanierungen (35.000 Euro) und Zaunbau (10.000 Euro). Straßensanierungen sind mit 100.000 Euro veranschlagt. Zusätzlich ist eine Querungshilfe an der B279 geplant (155.000 Euro), um die Sicherheit in der Ortsdurchfahrt zu erhöhen.
Die Haushaltssatzung und die Finanzplanung bis 2028 wurden bei einer Gegenstimme vom Gemeinderat angenommen. Klar wurde, dass es bei den Abwassergebühren eine Unterdeckung gibt – der Gemeinderat wird sich mit dem Thema demnächst beschäftigen müssen.
Anschluss ans Fernwasser?
Mit Blick auf die Zukunft stellte sich der Gemeinderat die Frage, ob ein Anschluss an die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) sinnvoll wäre. Zwar betreibt Reckendorf derzeit eine eigene Wasserversorgung mit zwei Brunnen, doch stehen hier Sanierungen an. Verbandsdirektor Markus Rauh stellte das Konzept der FWO vor, das auf eine dauerhafte Versorgung zielt. Die laufenden Kosten würden sich auf 1,02 Euro je Kubikmeter belaufen, hinzu kämen Baukostenzuschüsse und Anschlusskosten.
Möglich wäre ein Anschluss von Norden in Sendelbach oder von Süden über Rattelsdorf. Nachdem gerade die Stadt Baunach ebenfalls eine Zweitversorgung über die FWO aufbaut [6], könnten eventuell diese Leitungen mitgenutzt werden. Die kürzeste Strecke würde vom Hochbehälter des Marktes Rattelsdorf in Höfen nach Reckendorf führen. Solche Anschlussmöglichkeiten wären zu prüfen. Allerdings müssten dann auch die technischen Voraussetzungen für eine Mischwasserverwendung geschaffen werden.
In der Diskussion kristallisierte sich Skepsis gegenüber einem parallelen System aus Eigen- und Fernversorgung heraus. Ein vollständiger Wechsel zum Fernwasser könnte langfristig einfacher und wirtschaftlicher sein, doch vorerst wurde kein Beschluss gefasst – das Thema bleibt aber für die Zukunft auf der Agenda.
Energieversorgung: Gemeinsame Ausschreibung beschlossen
Einstimmig sprach sich der Gemeinderat für die Teilnahme an der zweiten Runde der sogenannten Bündelausschreibung des Bayerischen Gemeindetags aus. Damit sollen künftig Stromlieferverträge gemeinsam mit anderen Kommunen gebündelt ausgeschrieben werden. Hintergrund ist eine Empfehlung der Kämmerei: Aufgrund der Abnahmemengen wäre eine Einzelvergabe, die zwischenzeitlich über einen lokalen Anbieter angedacht war [7], öffentlich auszuschreiben.
Gemeinderat Markus Sippel (WBFW) erinnerte Bürgermeister Deinlein daran, dass das Thema bereits im Februar auf der Tagesordnung stand und seitdem auf die Umsetzung wartete. Reckendorf habe somit die erste Ausschreibungsrunde verpasst. Deinlein entgegnete, das müsse nicht von Nachteil sein.
Klimawandel: Teilnahme an Förderprogramm
Ein weiterer Tagesordnungspunkt beschäftigte sich mit einem Programm der Baunach-Allianz zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Für Reckendorf würde die Teilnahme einen Eigenanteil von rund 8.000 Euro bedeuten. Bürgermeister Deinlein befürwortete das Projekt ausdrücklich, auch wenn einige Ratsmitglieder die Kosten-Nutzen-Abwägung anders sahen. Am Ende gab es drei Gegenstimmen.
Eine Anfrage zur Aufstellung eines Snack- und Getränkeautomaten, etwa an der Bushaltestelle beim Stolbinger-Anwesen, stieß auf klare Ablehnung. Die Befürchtung: Ein solcher Automat stünde in Konkurrenz zu lokalen Anbietern. Der Gemeinderat lehnte das Vorhaben einstimmig ab.
Baustelle bleibt Dauerthema
In seinem Kurzbericht ging Bürgermeister Manfred Deinlein auch wieder auf die Baustelle in der Hauptstraße ein. Die gute Nachricht: Der nördliche Abschnitt ab der Bahnhofstraße ist inzwischen wieder befahrbar. Die dortigen Arbeiten an Kanal- und Wasserleitungen sind abgeschlossen, die Straßendecke wurde provisorisch verschlossen. Die Baustelle wandert nun weiter Richtung Süden.
Für Anwohner unmittelbar an der Baustelle wurden Durchfahrtsberechtigungsscheine verteilt, damit sie mit dem Auto zu ihren Grundstücken gelangen können. In einem nächsten Schritt sollen auch Anwohner aus der Kapellenberg- und Kapellenweg-Region entsprechende Bescheinigungen erhalten. Weniger erfreulich ist die Situation rund um die beantragte Förderung. Noch bestehen offene Fragen bei der Regierung von Oberfranken. Auch stellt sich die Frage, ob die Maßnahme im Rahmen der Städtebauförderung oder doch über die RZStra (Richtlinien für Zuwendungen zu kommunalen Straßenbauprojekten) abgewickelt wird. Zweitere gilt als komplizierter in der Beantragung und Abrechnung. Gemeinderat Markus Sippel zeigte sich deutlich irritiert: Man habe frühzeitig gewusst, wann der erste Bauabschnitt endet – warum sei die Antragstellung nicht nahtlos erfolgt?
Kämmerin Doris Müller räumte ein, dass durch ihre krankheitsbedingte Abwesenheit über ein halbes Jahr hinweg verschiedene Vorgänge liegen geblieben seien. Man sei aber nun dabei, die offenen Punkte schnellstmöglich aufzuarbeiten. Klar wurde: Wird die Förderung nicht zügig bewilligt, könnte sich der Beginn des zweiten Bauabschnitts verzögern. Sippel befürchtete sogar, dass dieser im Jahr 2025 gar nicht mehr beginnen werde …
