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Stefan Kabitz: Rederecht für alle Bürger

Am 28. Juni 2015 wählen die Zapfendorfer einen neuen Bürgermeister. Vier Kandidaten stellen sich zur Wahl – und wir von Nachrichten am Ort haben mit allen Interviews geführt. Die Veröffentlichung erfolgt chronologisch nach der Nominierung. Heute: Stefan Kabitz, der seit dem 24. April Kandidat der Freien Wähler ist. Wie sieht er die Zukunft der Marktgemeinde, mit ICE-Baustelle und Städtebau und wie steht er zur Kritik von anderen Seiten?

Nachrichten am Ort: Herr Kabitz, einmal 36 Jahre, einmal zehn Monate. Das sind die Amtszeiten der beiden letzten Zapfendorfer Bürgermeister. Nachdem Matthias Schneiderbanger der Untreue angeklagt wurde: Was ist Ihrer Meinung nach das aktuell Wichtigste für Zapfendorf?

Stefan Kabitz: Es müssen die alten Verhaltensweisen, welche 36 Jahre gelebt wurden, verändert werden. Die Bürger sollen über alles, nicht nur häppchenweise, informiert werden. Als erstes werde ich das Mitteilungsblatt und die Homepage der neuen Zeit anpassen.

Warum haben Sie sich entschieden, sich zur Wahl zu stellen?

Mein Entschluss, mich der Bürgermeisterwahl zur Verfügung zu stellen, bestand ab dem Zeitpunkt, an dem ich immer stärker merkte, dass das Potenzial der Marktgemeinde Zapfendorf nicht genutzt wird. Für mich ist ganz klar: Zapfendorf hat viele ungenutzte Potenziale – ich möchte sie für die Bürgerinnen und Bürger nutzen.

Nominierung Freie Wähler Zapfendorf 2015 (3) [6]
Stefan Kabitz (rechts) nach seiner Nominierung mit dem Rattelsdorfer Bürgermeister Bruno Kellner und Ehefrau Doris Kabitz.

Haben Sie schon Erfahrungen auf kommunalpolitischer Ebene oder in einen anderen Gremium?

Aufgrund meiner 14-jährigen Tätigkeit als Marktgemeinderat sammelte ich zahlreiche Erfahrungen auf kommunalpolitischer Ebene. Diese Erfahrung bewegt mich noch mehr dazu, nicht mehr in der Opposition zu sitzen und tatenlos wegen zu geringer Stimmenmehrheit mit anzuschauen, wie Potenziale ungenutzt bleiben. Ich möchte die Gemeinde voran bringen. Ich möchte eine konstruktive Zusammenarbeit aller im Sinne der Bürgerinnen und Bürger.

Aktuell ist viel von Transparenz die Rede. Was sagen Sie dazu, dass sich scheinbar nur wenige Bürger für die Gemeindepolitik interessieren, dass Gemeinderatssitzungen oft nicht einmal von einer Handvoll Zuhören besucht werden? Was bringt Transparenz dann überhaupt?

Die Gemeindepolitik soll für die Bürger interessant gemacht werden und ich stelle mir vor, dass jeder Bürger das Rederecht vor dem gesamten Gemeinderat bekommt und sein berechtigtes Anliegen vortragen darf. Dies zeitlich bemessen und danach findet die öffentliche Gemeinderatssitzung statt und fast alle Themen, bequeme oder unbequeme, werden öffentlich beraten. Damit schaffe ich Interesse und Transparenz.

Anfang 2016 startet mit der Vollsperrung der Bahnstrecke die heiße Phase des ICE-Ausbaus. Was ist Ihre Meinung zum bisher Erreichten und was bleibt noch zu tun?

Ganz ehrlich gesagt: Die Vorgehensweise des Marktgemeinderats Zapfendorf ist nicht konstruktiv verlaufen. Man hat viel Geld von uns allen dafür genutzt, Planungen durchzuführen, in der Hoffnung, das Geld später von der Deutschen Bahn AG wieder zu bekommen. Die Aussichten dazu sind aber schlecht und es vergehen Jahre. Dies ist eine Arbeitsweise, die einzigartig in meiner 23-jährigen Erfahrung bei diesem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit ist. Besonders für Schüler, Pendler und allen Bürgern muss ab dem 11. Januar 2016 ein pünktlicher und zuverlässiger Schienenersatzverkehr organisiert werden, um das Verkehrschaos in Richtung Bamberg zu begrenzen.

Seit 2012 wurde in Zapfendorf ein Städtebauliches Entwicklungskonzept (SEK) erstellt. Was ist Ihr Fazit daraus und was sollte die Gemeinde schnellstmöglichst umsetzen.

Vom Grundsatz ist das Konzept für die weitere Entwicklung vom großen Vorteil, aber das Verfahren ist sehr bürokratisch. In den drei Jahren wurde nur sichtbar ein Vorhaben umgesetzt, das Mahnmal in der Bahnhofstraße. Das ehemalige Anwesen Hofmann muss dringend in Angriff genommen werden, denn der Markt Zapfendorf kaufte dies und gab viel Geld dafür aus, ohne Nutzen davon zu haben.

Wenn Sie, neben dem ICE und dem Städtebau, noch drei weitere Themen nennen müssten, auf die es in den kommenden Jahren ankommt – was wären diese?

Schulstandort der Mittelschule in Zapfendorf: Die Mittelschule in Zapfendorf „platzt in den nächsten Jahren aus allen Nähten“. Daher ist die Umsiedlung der öffentlichen Bücherei in die ehemalige Brauerei sinnvoll, um die Kapazitäten in der Schule im Sinne der Kinder zu erweitern und ihnen optimale Lernmöglichkeiten, etwa mit Lernplätzen etc. zu ermöglichen.
Ausbau eines Gewerbegebiets: Nachdem bisher in der Marktgemeinde Zapfendorf der Ausbau eines Gewerbegebietes sehr stiefmütterlich behandelt wurde, möchte ich dieses Thema vorantreiben. Grund ist die Ansiedlung von neuen Firmen, um auch neue Arbeitsplätze in der Region für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen.
Erhaltung des Freibads Aquarena: Ich möchte nicht darüber diskutieren, ob das Freibad weiterhin betrieben wird. Ich trete dafür ein, das Freibad zu erhalten und es attraktiver für die Zapfendorfer Bevölkerung zu gestalten.

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Als Freier Wähler sind Sie der einzige Marktgemeinderat aus dieser Gruppierung. Wie wollen Sie Mehrheiten für Ihre Ideen im Marktgemeinderat organisieren?

Ich sehe darin kein Problem, denn im Gremium geht es um Sachthemen und wenn die Öffentlichkeit wieder mehr Interesse an den Sitzungen zeigt, spielen Gruppierungen keine maßgebliche Rolle.

Aus dem Gemeinderat kam zuletzt Kritik aufgrund Ihrer Kritik in Sachen Bahnhofstraße und ICE. Wie stehen Sie dazu?

Nach meiner Ansicht und dem Wissen meines juristischen Beistands ist die Bahnhofstraße trotz Veränderungssperre gebaut und Privatflächen (Deutsche Bahn usw.) kostenfrei aufwendig gebaut worden. Es gibt keine Stellungnahme vom Eisenbahn-Bundesamt, dem Chef des Geschehens. Hier scheiden sich die Meinungen und erst mit dem Planfeststellungsbeschluss ist dann alles geklärt. Sollte meine Auffassung falsch sein, würde ich dies auch öffentlich eingestehen.

Ganz konkret – in einem Satz: Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?

Weil ich schon bewiesen habe, ich kann was bewegen!

Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Zapfendorf besonders? Haben Sie einen „Lieblingsplatz“?

Zapfendorf ist mein Lebensmittelpunkt. Hier lebe ich, hier fühle ich mich wohl. Ich lebe gern hier und bereue nicht den Schritt, vor 23 Jahren nach Zapfendorf gezogen zu sein. Im Sommer liebe ich es, nach der Arbeit ins schöne Freizeitbad Aquarena zu gehen und kurz zu entspannen. Beim Wandern mit unserem Hund in der Umgebung von Zapfendorf genieße ich die fränkische Landschaft und den herrlichen Blick von der Bank neben dem Windrad ins „Obere Maintal“. Zapfendorf ist meine Heimat.

 

Stefan Kabitz, 54 Jahre, lebt seit 23 Jahren im Markt Zapfendorf. Er ist verheiratet, immer noch mit der ersten Frau, wie er betont, und hat eine volljährige Tochter. Beruflich lernte er Fernmeldehandwerker und Elektriker und wurde bei der Deutschen Telekom in den verschiedensten Aufgabenfeldern eingesetzt. Im Bereich Hochbau und Stromversorgung war er als Betriebs-Ingenieur tätig. Zurzeit übt er die Tätigkeit als stellvertretender Notfallbeauftragter der Telekom Deutschland aus. Seit vier Jahren ist Kabitz im Besitz der Bayerischen Ehrenamtskarte für sein ehrenamtliches Engagement in der Bürgerinitiative „Das bessere Bahnkonzept“ (23 Jahre) und dem „Ortskulturring Zapfendorf“ (15 Jahre).