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Ein Festgottesdienst, viele Jubiläen in der Abtei

Im Titelbild: Äbtissin Mechthild Thürmer (links) und Weihbischof Herwig Gössl (rechts) mit den beiden Jubilarinnen (mit Zetteln in der Hand). Links Sr. Humilitas, rechts Sr. Francis.

Dankbarkeit. Die stand im Mittelpunkt eines Gottesdienstes in der Abtei Maria Frieden in Kirchschletten. Gefeiert wurden gleich mehrere Jubiläen an einem Ort, der wahrlich ein besonderer in unserer Region ist.

Es ist irgendwie ein Nach-Hause-Kommen. Oder zumindest ein Zur-Ruhe-Kommen. Wer das Tor auf das Grundstück der Abtei Maria Frieden in Kirchschletten passiert, betritt eine andere, eine besondere Welt. Hier geht alles ein wenig ruhiger zu, es bleibt Zeit, über sich selbst, über das eigene Leben nachzudenken. Und vielleicht auch dankbar zu sein für alles, was man erreicht hat – oder über das Leben an sich.

Dieser Gedanke stand auch im Mittelpunkt der Predigt von Weihbischof und Diözesanadministrator Herwig Gössl, der am Samstag, 13. Mai 2023, hier einen Festgottesdienst hielt. Und gefeiert werden konnte wahrlich in Kirchschletten.

Da sind zuerst zwei Professjubiläen zu nennen. Vor 60 beziehungsweise 50 Jahren haben Sr. M. Humilitas Presbitero und Sr. M. Francis Milo ihr Ordensgelübde abgelegt.

Sr. Humilitas wurde am 5. November 1933 in San Narcisco Zambales auf den Philippinen geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters und während der zweiten Ehe der Mutter musste sie ihre Schulausbildung abbrechen und bei der Versorgung der großen Familie helfen. Durch eine tiefgläubige Verwandte hatte sie eine Begleiterin auf dem Weg ihrer bereits in jungen Jahren vernommenen geistlichen Berufung. Trotz starker Widerstände innerhalb der nicht katholischen Familie besuchte Sr. Humilitas die naheliegende Pfarrei. Hier erwuchs ihr Vorhaben, in das nahe gelegene Benediktinerinnenkloster in Fatima/Vigan einzutreten. Am 12. April 1959 erfolgte die Einkleidung und noch vor ihren ewigen Gelübden wurde sie gefragt, ob sie für eine Entsendung nach Kirchschletten bereit wäre. Am 2. Februar 1969 legte Sr. Humilitas ihre Ewigen Gelübde ab. Viele Jahre hat Sr. Humilitas die Kühe gemolken, gefüttert und gestriegelt. Dann begann ihre Rheumaerkrankung, so dass sie nur noch leichte Küchenarbeiten verrichten konnte.

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Blick in die Abteikirche beim Festgottesdienst. Rechts der Chor aus Prag.

Die Berufung macht alles andere unwichtig

Sr. Francis, geboren am 12. Dezember 1936 in Burauen Leyte auf den Philippinen, verlor bereits im Kindesalter beide Elternteile und wuchs anschließend unter der Obhut ihres ältesten Bruders in Manila auf. Nachdem sie ihre Schulzeit bei den Missionsschwestern St. Columban beendet hatte, arbeitete sie auf einem amerikanischen Marinestützpunkt und engagierte sich bei den Legionären Christi in der Sakramentenunterweisung. Durch den Priester von St. Columban kam Sr. Francis mit den Benediktinerinnen vom Eucharistischen König in Fatima/Vigan in Kontakt. Daraufhin trat sie am 2. Oktober 1961 ins Kloster ein und wurde am 31. Mai 1962 eingekleidet. Noch als Novizin wurde sie am 4. Mai 1963 nach Kirchschletten entsandt, sieben Jahre später kehrte sie auf die Philippinen zurück, wo sie am 31. Mai 1973 ihre Ewigen Gelübde ablegte und sich fortan um das Einkehr- und Exerzitienhaus in Fatima kümmerte. Kurze Zeit nach ihrem silbernen Professjubiläum vernahm sie im Gebet den Ruf, ihren Dienst in Deutschland fortzusetzen. Am 14. September 1995 kam sie erneut nach Kirchschletten, wo sie von der schwesterlichen Gemeinschaft freudig empfangen wurde. Sr. Francis ist immer noch durch kleinere Tätigkeiten mit großer Hingabe in der Abtei tätig.

Weihbischof Herwig Gössl und Äbtissin Mechthild Thürmer sowie zahlreiche Besucherinnen und Besucher gratulierten den beiden Schwestern von Herzen. Gössl legte in seiner Predigt viel Wert auf die Dankbarkeit, die wir Menschen häufiger zeigen sollten – und auf das Wort Berufung. Für viele sei das heute eine unverständliche Sache. Anhand von drei Bibelstellen zeigte er auf, was Berufung bedeutet – die Beispiele waren Maria, Abraham und Paulus. Alles andere werde durch die Berufung unwichtig, es gehe darum, loszulassen von Dingen, die bis dahin vermeintlich Sicherheit versprachen. Gerade für die beiden Schwestern sei der Weggang aus der Heimat sicherlich nicht einfach gewesen. Die Berufung aber gebe neuen Halt – und könne, wie im Falle von Maria – sogar die Weltgeschichte verändern.

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Chor gestaltete die Messe

Aber noch zwei weitere Jubiläen konnten gefeiert werden. Denn im Jahr 2023 jährt sich auch die Erhebung des Klosters zur Abtei zum 50. – und die Gründung zum 70. Mal. Gössl dankte den Schwestern in Kirchschletten, dass sie jeden Tag neu die Bereitschaft erklären, durch Taten und Gebet die Gemeinschaft hier zu leben.

Nach dem Gottesdienst bestand die Gelegenheit, noch bei Kaffee, Kuchen, Brot, Würstchen und einigen philippinischen Spezialitäten zu verweilen und mit den beiden Jubilarinnen ins Gespräch zu kommen. Viel war los im Speisesaal des Klosters, denn auch die Konzelebranten, H.H. Vater Abt Daniel Janáček, O.Praem., Abt von Strahov in Prag und seine Mitbrüder, feierten mit. Abt und Mitbrüder bildeten zudem einen Chor, der die Feier musikalisch besonders umrahmte. An der Orgel spielte Sr. M. Felizitas Kaneko.


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