MIT BILDERGALERIE!
1. April 1945. Ein Datum, das Zapfendorf bis heute prägt und bewegt. Einzig optisch ist die Erinnerung an die fast vollständige Zerstörung des Ortes zum Ende des Zweiten Weltkrieges nicht präsent. Das soll sich ändern – und so fiel im Rahmen eines Kunstwettbewerbes „Zerstörung und Wiederaufbau“ die Entscheidung für ein Mahnmal. Wir schauten uns die Hintergründe an und führten auch ein Gespräch mit dem ausgewählten Künstler.
Kunst muss zur Diskussion anregen, damit sie ihre volle Wirkung entfalten kann. Ab sofort, spätestens aber ab dem 1. April 2013, werden in Zapfendorf sicher auch solche Diskussionen geführt, denn der Siegerentwurf des Künstlers Roland Schön aus Neudrossenfeld soll zum Jahrestag der Zerstörung im kommenden Jahr am Bahnhofsplatz stehen. 22 Künstler hatten Referenzen geschickt, fünf davon kamen für einen Entwurf in die engere Auswahl.
Da war zunächst eine kurze Stahlstehle, die mit figuralen Friesen die Geschichte des Ortes aufnahm, sich aber aufgrund der „indifferenten Emblematik“ nicht durchsetzte. Dann ein so genanntes Wackelbild, das aus verschiedenen Blickwinkeln zwei Bilder präsentiert – einmal das zerstörte, einmal das wieder aufgebaute Zapfendorf. Das Objekt war der Jury allerdings zu „einschichtig“. In die engere Auswahl schafften es drei Werke: Eine Stehle mit ausgebrannten Schriftzügen und eine Edelstahlwand entlang der Gartenzäune am Bahnhofsplatz, entworfen vom Berliner Künstler Thomas Eller, dessen Vater die Kunstmühle in Mürsbach betreibt.
Bürgermeister Josef Martin, Künstler Roland Schön und zweiter Bürgermeister Baptist Schütz
neben dem Siegerentwurf aus dem Wettbewerb.
41 Stahlröhren, Betonplatte, Dach, Waggonpuffer
„Der Entwurf einer vielschichtigen Metapher für Wiederaufbau vor dem Relikt eines zerstörten Eisenbahnpuffers setzt Assoziationen von Tempelerinnerungen und Spielorten. Die schwebende Deckenplatte balanciert auf gegeneinander verkippten Stahlrohren, sie halten den Platz transparent und offen; ein optimistischer Ansatz für heute und gestern. (…) Die gleichzeitige Benutzbarkeit der Skulptur als Treffpunkt und offener Schutzraum überzeugte die Jury über die hohe künstlerische Qualität hinaus.“ So liest es sich im offiziellen Protokoll der vierstündigen Jurysitzung, in der die Entscheidung für Roland Schön aus Neudrossenfeld fiel. Besetzt war die Jury mit drei Zapfendorfern sowie drei Kunstexperten.
Zapfendorf bekommt also einen „Tempel“. Die Stehlen lassen sich als Menschen interpretieren, an einer Ecke sitzt ein alter Waggonpuffer, der bei der Explosion 1945 durch die Luft flog. Bis 1. April 2013 soll das Mahnmal aufgebaut sein, etwa drei Wochen wird dies dauern. „Sollte der Winter nicht allzu streng werden, ist der Zeitplan einzuhalten“, erklärt Markus Schäfer vom Büro transform, der das Städtebauliche Entwicklungskonzept (SEK) für Zapfendorf mit entwickelt hat und in das das Mahnmal nun eingebunden ist.
Eine Ecke wird ein alter Waggonpuffer einnehmen, etwa sechs auf drei Meter soll das Kunstwerk groß werden.
Im Hintergrund: Künstler Roland Schön und Städteplaner Markus Schäfer.
Entwürfe werden ausgestellt
Vom 13. bis 17. Oktober können die fünf Entwürfe, die in die engere Auswahl kamen, im Pfarrheim Zapfendorf besichtigt werden. Geöffnet ist die Ausstellung jeweils von 15 bis 19 Uhr. Nachrichten am Ort konnte die Ausstellung schon vor der offiziellen Eröffnung besuchen. Dabei standen Roland Schön und Markus Schäfer Rede und Antwort.
Nachrichten am Ort: Herr Schön, warum haben Sie sich für den Künstlerwettbewerb in Zapfendorf beworben?
Roland Schön: Nicht oft ergibt sich die Gelegenheit, ein solches Mahnmal zu gestalten. Außerdem ist das Datum „1. April“ natürlich sehr interessant. Kunst im öffentlichen Raum war schon immer ein großes Thema für mich, eigentlich komme ich aber aus der Malerei und habe dies auch studiert. Eine Herausforderung war es, auf dem Platz überhaupt ein Kunstwerk unterzubringen. Als die Idee einmal gereift war, entwickelte ich das Modell – etwa vier Wochen war ich insgesamt damit beschäftigt, konnte aber pünktlich abliefern.
Ab April 2013 sind Sie somit in Zapfendorf präsent. Wo lassen sich ansonsten Arbeiten von Ihnen betrachten?
Zuletzt habe ich auf der Landesgartenschau in Bamberg ausgestellt, die Arbeit hieß „Rotkehlchen Schwarzwurzel“, eine Lichtinstallation, die Bezug auf das ehemalige Industrieareal nahm. In Bayreuth gibt es ebenfalls eine Lichtinstallation – „Glühwürmchen Feuersalamander“. Bis 23. September lief in Schweinfurt die Triennale, an der ich ebenfalls beteiligt war.
Herr Schäfer, hat Roland Schön den Wettbewerb zu Recht gewonnen?
Markus Schäfer: Schöns Arbeit ist neben dem Entwurf von Thomas Eller die einzige, die sich konkret mit dem Platz beschäftigt. Alle anderen Mahnmale hätte man überall in Zapfendorf platzieren können. Ich freue mich im Nachhinein auch, dass dieser Wettbewerb überhaupt stattgefunden hat. Eigentlich wollte die Gemeinde, mit einem knapp fünfstelligen Budget, einen Künstler direkt beauftragen. Nach dem OK der Regierung von Oberfranken haben wir nun eine größere Summe zur Verfügung und Zapfendorf erhält ein würdiges Denkmal an die Zerstörung.
Ist ein solches Kunstwerk nicht prädestiniert dafür, zum Opfer von Vandalismus zu werden?
Roland Schön: Unfug und Graffitis wird es auch hier geben. Das verunstaltet es aber nicht, sondern nimmt es in Gebrauch. Zielpublikum des Mahnmals ist ganz klar die Bevölkerung vor Ort, es soll für viele Jahrzehnte zum Nachdenken anregen und wird aus diesem Grund auch robust gebaut sein.
Johannes Michel
Fotos von den fünf Entwürfen in der engeren Auswahl finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen der Galerie einfach auf ein beliebiges Foto klicken, zum Beenden der Anzeige genügt ein Klick auf das geöffnete Bild)…
Liebe Leserinnen und Leser, von „Nachrichten am Ort“,
leider verstehe ich nicht viel von Kunst, aber nach langer und intensiven Überlegungungen finde ich, dass geplante und noch nicht vom Gemeinderat beschlossene „Kunstobjekt“ passt nicht nach Zapfendorf.
Ich lehne dieses Kunstwerk schlicht und einfach ab.
Über dieses „Kunstwerk“ lacht die Welt!
Ich finde, es sollten die gefragt werden, die Zapfendorf auch wieder aufgebaut haben…also die ältere Generation vom Markt Zapfendorf!!!
Und über dieses Werk lacht nicht die Welt, sondern es wird über Zapfendorf gelacht, weil der Sinn von ein paar Stahlröhren und einer Betonplatte nicht das Ausdrückt, was es eigentlich Darstellen sollte…
Ein wahres Meisterwerk des Künstlers! (Achtung: Ironie!)
Keiner der vorgestellten Entwürfe überzeugt;
am besten ist noch der Eisenbahnpuffer!
Da die Namen der Opfer des 01. April 1945 am Ehrenmahl nachlesbar sind,
sollte fast 70 Jahre nach Kriegsende mit der jungen Zapfendorfer Generation
z.B. im Rahmen einer gemeinsamen Geschichts-Klassenarbeit der 9. Klassen der Mittelschule
das Thema behandelt werden; der Kunstwettbewerb ist aufzuheben.