Brose will in Hallstadt Arbeitsplätze abbauen

Knapp drei Wochen ist es her, als eine Pressemitteilung von Michelin die Region aufrüttelte: Das Werk in Hallstadt soll schon Anfang des Jahres 2021 schließen. In den sozialen Netzwerken wurde die Werksschließung häufig als Beginn einer ganzen Reihe schlechter Nachrichten genannt. Nun erreicht uns eine Presseinformation von Brose – das Werk Hallstadt befindet sich nur wenige Meter vom Michelin-Werk entfernt. Auch die Stadt Hallstadt hat sich bereits geäußert …

Die Pressemitteilung des Unternehmens im Wortlaut:

Der Wandel der Automobilindustrie, ein rückläufiger Markt insbesondere in China, globaler Preisdruck, aber auch interne Ursachen beeinträchtigen die Geschäftsentwicklung der Brose Gruppe. Die einseitige Klimadebatte zulasten der Kfz-Industrie schafft zusätzlich Unsicherheit. Steigende Personal- und Arbeitskosten gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der in Deutschland produzierenden Unternehmen. Massive Ergebniseinbrüche hat auch die Brose Gruppe zu verkraften. Für mehr Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit hat die Unternehmensgruppe das Erneuerungsprogramm Future Brose aufgesetzt. Einsparungen von mehreren Hundert Millionen Euro sollen erreicht werden, um den finanziellen Spielraum für Investitionen in die Erneuerung und das Wachstum zu schaffen und so auch künftig attraktive Arbeitsplätze anbieten zu können.

Kurt Sauernheimer, Vorsitzender der Geschäftsführung, sieht die Verantwortung für die Entwicklung auch im eigenen Haus: „Wir werden entschlossen handeln. Wir wollen die Qualität verbessern, zukunftsweisende Produktinnovationen entwickeln und Kosten im mittleren dreistelligen Millionenbereich senken, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Denn nur so können wir Aufträge erhalten, Wachstum erzielen und unsere Mitarbeiter weiter beschäftigen.“

Zur Stärkung des Unternehmertums sollen laut Sauernheimer bürokratische Abläufe vereinfacht und hierarchische Ebenen abgebaut werden. Demgegenüber stehen die Qualifizierung und Umschulung von Mitarbeitern im Hinblick auf die Digitalisierung in Entwicklung, Verwaltung und Produktion. Dafür sucht der Automobilzulieferer verstärkt Software- und IT-Spezialisten.

Der globale Wettbewerb zwingt Brose – wie Sauernheimer erklärt – auch zur Verlagerung von Arbeit in Niedriglohnländer. Brose plant bis Ende des Jahres 2022 die Anzahl der aktuellen Arbeitsplätze in Deutschland um rund 2.000 zu reduzieren, mehrheitlich in den Zentral- und Geschäftsbereichen. Im Wesentlichen sind die Standorte Bamberg, Hallstadt, Coburg und Würzburg betroffen. Brose wird die Fertigung von Schließsystemen von Wuppertal, wo derzeit rund 200 Mitarbeiter beschäftigt sind, verlagern. In den Werken Coburg, Würzburg, Hallstadt und Berlin sollen insgesamt circa 600 Arbeitsplätze entfallen.

Die Geschäftsführung ist entschlossen, in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitervertretungen betriebsbedingte Kündigungen weitgehend zu vermeiden. Das Thema Ausbildung bleibt ein wichtiger Bestandteil der Personalarbeit des Familienunternehmens. Die Anzahl der Auszubildenden wird jedoch ab dem kommenden Jahr um zehn Prozent reduziert.

Bereits anlässlich des 100-jährigen Standortjubiläums in Coburg appellierte der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, Michael Stoschek, an seine Mitarbeiter: „Wir wollen wieder an die Eigenschaften eines Familienunternehmens anknüpfen, die uns in der Vergangenheit ausgezeichnet haben und die der Grund unseres außerordentlichen Erfolgs gewesen sind. Dazu haben wir das größte Erneuerungsprogramm in der Unternehmensgeschichte angestoßen.“

Ulrich Schrickel, Geschäftsführer Tür, leitet das Programm Future Brose. „Die aktuelle Lage ist nicht einfach, wir blicken jedoch optimistisch in die Zukunft. Mit dem Programm stärken wir unsere Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig und werden mit intelligenten, vernetzten Produkten neue Komforterlebnisse für unsere Kunden schaffen“, sagt Schrickel.

Der Mechatronik-Spezialist baut auf seine mehr als 100-jährige Erfahrung und sieht im Wandel der Mobilitätsbranche mehr Chancen als Risiken. Die Brose Gruppe wird ihre Systemkompetenz mit Kooperationen im Bereich Software erweitern, um aus der Kombination von Komponenten, Sensoren und Software intelligente Produkte zu schaffen und so auch in Zukunft attraktiver Partner für seine Kunden zu sein.

 

Die Pressemitteilung der Stadt Hallstadt im Wortlaut:

Stellenabbau bei Brose Fahrzeugteile: Zweiter harter Schlag für Hallstadt

Der allgemeine Trend der Automobilbranche hat leider auch Brose Fahrzeugteile erreicht. „Das ist sehr bedauerlich – für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für unsere Stadt, für die ganze Region, für Deutschland“, erklärte Bürgermeister Thomas Söder. „Diese Mitteilung war der zweite harte Schlag innerhalb weniger Tage, der uns in Hallstadt nach der Werksschließung von Michelin schwer getroffen hat.“ Heute ist für uns nicht absehbar, wie viele Brose-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter im Werk Hallstadt betroffen sind.

Bürgermeister in engem Kontakt mit Brose

„Ich habe mit dem Vorstandsvorsitzenden, Kurt Sauernheimer, telefoniert. Er sendete mir ein klares Signal für den weiteren Ausbau des Standortes Hallstadt zum „Headquarter Türsysteme“. „Zur Entwicklung neuer Produkte für den komfortablen Fahrzeugzugang benötigt der Bereich Tür zusätzliche Versuchseinrichtungen sowie Büro- und Besprechungsräume“, teilte das Unternehmen im Juni mit. Diese Kapazitäten schafft Brose Fahrzeugteile durch eine bauliche Erweiterung in Hallstadt. „Die vorgesehenen Investitionen in Hallstadt werden auf jeden Fall durchgeführt“, sagt Bürgermeister Thomas Söder nach seinem Telefonat mit dem Vorstandsvorsitzenden. Unser Bürgermeister wird auch weiterhin in engem Kontakt mit dem Vorstandsvorsitzenden bleiben.

Pressemitteilungen Brose / Stadt Hallstadt. Luftbild: Google Earth
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