Mitten in Rattelsdorf gibt es die „Pfarrer-Jäger-Straße“. Doch wer war der Mann, warum ist er für Rattelsdorf so bedeutend, dass man ihm eine Straße widmete? Antworten darauf liefert sein eigener Lebensbericht, den Altbürgermeister Gerhard Jäger im Rahmen einer Veranstaltung des Ortskulturrings vorstellte.
Spätestens seit Domkapitular Norbert Jung im August 2015 direkt vor der Marienstatue am Marktplatz einen Vortrag hielt, dürfte Pfarrer Jakob Christoph Jäger (1705 bis 1784) in Rattelsdorf kein Unbekannter mehr sein. Denn, so erklärte Altbürgermeister Gerhard Jäger, er sticht unter den Rattelsdorfer Pfarrern deutlich hervor, hat er der Gemeinde doch vieles hinterlassen, was noch heute sichtbar ist. Am bekanntesten ist die Marienstatue am Marktplatz, die 1765 aufgestellt wurde. In Pfarrer Jägers Aufzeichnungen, die im Archiv des Erzbistums Bamberg lagern, schrieb dieser selbst dazu: „Die große Statua der Seeligsten Jungfrau auf dem Marktplatz verschaft worden, welche samt dem Ausstaffierung, dem Leuchterwerk (…) bereits 400 Gulden gekostet.“ Aus heutigere Sicht wäre das ein Gegenwert von rund 20.000 Euro, eine Investition, die sich nicht mal einfach so stemmen lässt.
Aber Pfarrer Jäger sorgte sich nicht nur um die Bauwerke in seiner Gemeinde, sondern auch um die Menschen. Zusammen mit einer Witwe von der „Unteren Mühle“ gründete er eine Stiftung, die sich noch über viele Jahrzehnte nach seinem Tod um Obdachlose und deren Bestattung inklusive der drei Seelenämter kümmerte. Und in seinem Testament, dass Gerhard Jäger ebenfalls durchgegangen ist, sind viele weitere Spenden zugunsten wohltätiger und kirchlicher Zwecke aufgeführt. Nachzulesen ist: „Von meinem Brennholz sollen nach meinem Tode den Armen in der Pfarrei drei Klafter Scheid und drei Schock Reisig ausgetheilt werden. Deßgleichen auch meine alten Kleider, alten Tischtücher, Leibchen, Servietten und 6 von meinen Hemden gehören den Armen.“ Oder: „Zwei hundert Gulden für Fleisch, welches den Armen in der Pfarrei an Weihnachten und Ostern und Pfingsten auszutheilen.“
Die Marienstatue am Marktplatz wurde jüngst 250 Jahre alt.
Der ehemalige OKR-Vorsitzende Manfred Ullrich, sein Nachfolger Jürgen Scheuring, Bürgermeister Bruno Kellner und Altbürgermeister Gerhard Jäger bei der Buchpräsentation.
Über den Ortskulturring zu haben
An Pfarrer Jakob Christoph Jäger, von 1739 bis 1784 Pfarrer in Rattelsdorf, erinnert heute ein Epitaph in der Rattelsdorfer Pfarrkirche. Nachdem der Ortskulturring bereits im Festjahr zum Dreifachjubiläum die ebenfalls von Gerhard Jäger im Bistumsarchiv recherchierte Predigt von Kaplan Dr. Johannes Körber von 1865 – zum 100-jährigen Jubiläum der Marienstatue – als Broschüre herausgegeben hatte, folgt nun das Material über Pfarrer Jäger. Das 72-seitige Werk enthält dessen Lebensbeschreibung, sein Testament und den Rechenschaftsbericht über seine Arbeit in Rattelsdorf. Am Ostersonntag soll es nach dem Gottesdienst verkauft werden, ist aber auch über den Ortskulturring zu haben. OKR-Vorsitzender Jürgen Scheuring bedankte sich bei Gerhard Jäger für dessen Engagement.
Der kündigte derweil gleich sein nächstes Projekt an: Als Ebing 1871 einen eigenen Pfarrer erhielt, ordnete der damalige Rattelsdorfer Pfarrer an, die Ebinger sollten ab sofort nicht mehr von den Stiftungsmitteln für Obdachlose profitieren, die von Pfarrer Jäger eingerichtet worden war. In der Folge entstand ein Streit zwischen Ebing und Rattelsdorf. Das könnte interessant werden …