850 Grad im Kessel, 55 Grad beim Generator

Wie in der Sauna fühlten sich etwa 40 Zapfendorfer Bürgerinnen und Bürger, die am 24. Juli an einer Führung im Bio- und Holzkraftwerk teilnahmen. Im Rahmen des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (SEK) war dies eine weitere Veranstaltung, bei der Interessierte einen Ort kennen lernen konnten, der ansonsten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.

Theoretisch könnte Zapfendorf in Sachen Strom- und Wärmeenergie nahezu energieautark sein. Die Gemeinde hat zwar durch Industriebetriebe wie die Bayerische Milchindustrie einen hohen Energieverbrauch, erzeugt aber mehr Energie, als verbraucht wird. Verantwortlich dafür ist das Bio- und Holzkraftwerk Zapfendorf, das, weithin sichtbar, den östlichen Teil der Gemeinde dominiert. Etwa 65.000 Tonnen Holz werden hier pro Jahr verbrannt, dazu gehören neben Abfällen aus der Forstwirtschaft auch Paletten und andere Holzreste. Seit März 2012 gehört die Anlage nicht mehr zum Entsorger Remondis, sondern wurde von der APEX Capital GmbH aus Berlin übernommen. Deren Geschäftsführer Constantin Carsten war zum Termin erschienen.

Für Diskussionen sorgte in der Gemeinde immer wieder, dass auch „kontaminierte Hölzer“ verbrannt werden, wie Kraftwerksmeister Walter Perthel bei der Führung erläuterte. Dies geschehe allerdings nur unter Einhaltung hoher Auflagen und innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Rahmenbedingungen. Daher veröffentliche das Unternehmen regelmäßig im gemeindlichen Mitteilungsblatt und auf der eigenen Internetseite die Emissionsdaten.


Bürgermeister Josef Martin (rechts) begrüßte die Bürger und nahm an der Führung teil.


Viele Interessierte waren gekommen.

Rund um die Uhr wird Energie erzeugt

Perthel, der eine der beiden Gruppen nach der Begrüßung durch Bürgermeister Josef Martin durch den Komplex führte, zeigte dabei die verschiedenen Schritte, die zur Erzeugung elektrischer Energie notwendig sind – von der Holzanlieferung über die Verbrennung im Dampfkessel bei über 850 Grad bis hin zur Stromproduktion aus der Kesselwärme. Dies übernehmen zwei Generatoren, in deren Umfeld Temperaturen von weit über 50 Grad kein langes Verweilen ermöglichen. Bei voller Auslastung kann das Kraftwerk somit fast sechs Megawatt Strom pro Stunde bereitstellen. Jede Stunde wandern bis zu acht Tonnen Altholz in den über 20 Meter hohen Kessel. Die Filterung der Abgase übernimmt am Ende der Kette ein Elektrofilter. Gesteuert wird die gesamte Anlage über einen Kontrollraum, der rund um die Uhr besetzt ist. Dort steht neben dem klassischen Steuerblock auch ein Computer, der die Klappensteuerung und die Emissionswerte überwacht. „Der Job hier ist der verantwortungsvollste im Kraftwerk. Im Problemfall muss innerhalb weniger Minuten eine Entscheidung gefällt werden“, erklärte Perthel. Insgesamt hat das Kraftwerk 20 Mitarbeiter.


Über den Lagerplatz ging es Richtung Kraftwerk.

Neben dem Städtebaulichen Entwicklungskonzept erarbeiten Gemeinde und Planer zurzeit auch ein Energiekonzept, das wegweisend für Zapfendorf sein könnte. Denn bisher wird die Abwärme des Bio- und Holzkraftwerks nicht genutzt, obwohl sich damit viele Häuser beheizen ließen.

Johannes Michel

Abschließend ein Hinweis in eigener Sache: Wie bei den vorangegangenen Terminen im Rahmen des SEK (siehe unten unter Infos, soziale Netzwerke, eventuell ähnliche Beiträge und mehr) hätten wir unseren Lesern gerne eine ausführliche Bildergalerie zu diesem Artikel angeboten. Durch Geschäftsführer Klaus Baumgart und Kraftwerksmeister Walter Perthel wurde allerdings ein absolutes Fotoverbot innerhalb der Anlage verhängt. Daher können wir Ihnen nur Fotos vom Beginn der Führung zeigen.

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