Ein seltener Fund – Bachmuscheln in der Baunach entdeckt

Wer an Bäche denkt, hat oft klares Wasser, Kies und Wasserpflanzen im Kopf. Doch unter der Wasseroberfläche lebt ein stiller Schatz: die Bachmuschel (Unio crassus). Sie ist ein natürlicher Wasserfilter, ein Indikator für gesunde Gewässer – und im Raum Ebern sogar der neue Star des Artenschutzes.

Im Herbst 2024 wurde an der Baunach ein Vorkommen der Bachmuschel entdeckt. Die TU München bestätigte den Fund. In ganz Unterfranken ist nur noch ein weiteres Vorkommen bei Kitzingen bekannt.

Die Bachmuschel lebt in kühlen, sauberen Bächen mit sandig-kiesigem Grund und langsamer Strömung. Eingegraben am Gewässergrund kann eine Muschel bis zu 4 Liter Wasser pro Stunde reinigen – ein natürlicher Wasserfilter!

Ein kompliziertes Familienleben: Muschel trifft Fisch

Das Spannendste an der Bachmuschel ist ihr Fortpflanzungstrick. Die Larven, „Glochidien“ genannt, können sich nicht allein entwickeln. Sie nutzen einen lebenden „Kindergarten“. Im Wasser freischwebend werden sie von Fischen „eingeatmet“ und setzen sich in deren Kiemen fest. Als „Kindergärtner“ eignen sich Döbel, Elritze, Flussbarsch, Rotfeder, Mühlkoppe oder Stichling. Nach einigen Wochen lassen sie sich abfallen, graben sich im Bachboden ein und bleiben dort mehrere Jahre verborgen. Ihre Überlebenschance ist allerdings winzig: Nur etwa 0,01 % der Larven werden erwachsen.

Christine Schmidt vom Büro Schmidt&Partner bei einer Stichprobenkartierung.

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Anspruchsvoll und sensibel

Eine solch komplizierte Lebensweise benötigt eine beständige Umgebung – schon kleine Veränderungen am Lebensraum wie Begradigungen, Verschlechterung der Wasserqualität, Verlust geeigneter Gewässersohlen und der Rückgang der Wirtsfische können der Bachmuschel den Lebensraum nehmen.

Neben den Umweltproblemen hat die Bachmuschel einen weiteren Feind: den Bisam. Dieses aus Nordamerika eingeschleppte Nagetier frisst gerne Muscheln – besonders in den Wintermonaten. In der Baunach wurde in diesem Jahr allerdings auch in den Sommermonaten erheblicher Bisamfraß festgestellt. Der vermehrungsfreudige Nager wird in seiner Heimat vom Mink, einem im Wasser jagenden Marder reguliert. Bei uns fehlt so ein „Wasserjäger“ und Fuchs, Marder und Greif können den Bestand nur minimal beeinflussen.

Muschelfunde aus der Baunach

Artenschutz in Teamarbeit

Fachleute der Unteren Naturschutzbehörde sowie die Fischereifachberatung und der Jagdverband sind sich einig, dass eine Bejagung mit Hilfe von tierschutzgerechten Fallen unverzichtbar ist. Gemeinsam engagieren sich nun Vereine, Behörden, Bauhof und Bürger für den Erhalt der seltenen Muschel. Sieben Mitglieder des Angelvereins Ebern lassen sich durch den Bayrischen Jagdverband an den Fanggeräten ausbilden. Die Finanzierung der Fallen ist über das Projekt „Eine Allianz für die Biodiversität“ der Baunach-Allianz gesichert. Nun ist auch Ihre Mithilfe gefragt. Die Fallen werden entlang der Baunach zwischen Eyrichshof bis zum Zusammenfluss mit dem Mühlbach aufgestellt. Die Fallenplätze werden durch Warnschilder gekennzeichnet. Die Fallen sind durch Schutzhauben so gesichert, dass andere Tiere geschützt sind. Bitte halten Sie trotzdem Abstand und führen Sie ihre Hunde an der Leine.

Text: Sabine Fuchs. Bilder: Robert Vandré

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