In 26 Kommunen des Landkreises Bamberg wurden bisher Flüchtlinge untergebracht, bald soll auch Breitengüßbach dazu zählen. Schon seit einiger Zeit hatte die Gemeinde nach einer geeigneten Immobilie für eine Unterkunft Ausschau gehalten, jetzt ist sie fündig geworden. Bereits in der letzten Gemeinderatssitzung gab es grünes Licht für den Umbau eines Hauses zu einer Unterbringung. Nun fand auch die bereits angekündigte Bürgerversammlung zu diesem Thema statt.
Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder (UBB) freute sich, dass die Versammlung am 16. Februar 2016 solch großes Interesse gefunden und zahlreiche Bürger in das Pfarrzentrum gelockt hatte. Für sie war es wichtig, dass vor dem Bezug eine Versammlung stattfindet, bei der die Fragen der Bürger von den Verantwortlichen beantwortet werden können. Betreiber der Unterkunft wird die AWO Bamberg sein, die im Landkreis schon 18 solcher Einrichtungen betreibt, weswegen auch Geschäftsführer Werner Dippold eingeladen war. Die AWO arbeitet eng mit dem Landratsamt zusammen, das in der Sitzung von Uta von Plettenberg, Geschäftsbereichsleiterin für Soziales, Familie, Jugend und Gesundheit, vertreten wurde.
Unterkunft für maximal 22 Personen
Die AWO betreibt schon seit zwölf Jahren das Seniorenzentrum in Breitengüßbach, ist also bereits mit 80 Mitarbeitern vor Ort vertreten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Einrichtungen hält Dippold für wünschenswert. Die AWO ist als Mieter für das Haus zuständig und auf die Frage eines Bürgers hin erklärt Dippold, dass die AWO in der Anfangszeit dauerhaft mit ihrem Team vor Ort sein wird. Es soll unter anderem einen Hausverwalter geben, Dolmetscher sowie Asyl- und Sozialberater.
Von Plettenberg gab einen grundsätzlichen Überblick über das Vorgehen und die Situation im Landkreis. Im Moment sind etwa 1.060 Flüchtlinge im Landkreis auf 26 Gemeinden, 25 Unterkünfte und zwölf Unterkünfte für Minderjährige verteilt. Die Unterkünfte beherbergen in der Regel bis zu 30 Personen, im Moment müssen jede Woche 29 neue Flüchtlinge untergebracht werden. Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Asylbewerber gut verteilt werden und es keine Großunterkünfte gibt. Viele Schultern können mehr tragen und die Akzeptanz sei einfach höher, so von Plettenberg.
Welche Bedingungen muss eine solche Unterkunft erfüllen? Dies untersucht das Landratsamt in jedem Fall, besonderes Augenmerk liegt hier auf Brandschutz und den Fluchtwegen, die das Haus zu bieten hat. Desweiteren spielt die Raumaufteilung eine Rolle und auch gute und ausreichend viele Sanitäranlagen sind von Bedeutung. Diese Punkte erfüllt das Haus in Breitengüßbach, weswegen es nun für bis zu 22 Personen bezugsbereit ist.
Sigirid Reinfelder, Werner Dippold und Uta von Plettenberg beantworten die Fragen der Bürger.
Organisation und Hilfe durch einen Arbeitskreis Asyl
Die Flüchtlinge sollen spüren, dass sie willkommen sind, so Dippold. Er zeigt auch einige Beispiele auf, wie die Integration funktionieren kann. Eine gute Möglichkeit stellt hierbei eine Einbindung in das Vereinsleben dar, wie es in anderen Kommunen schon gehandhabt wird. Ansonsten können sich Flüchtlinge durch gemeinnützige Tätigkeiten einbringen. Kinder und Jugendliche sollen in Kindergarten und Schule eingebunden werden. Die Organisation von Sprachkursen übernimmt teilweise die AWO, es gibt aber auch Kooperationsmöglichkeiten mit der Agentur für Arbeit oder mit der VHS. Insgesamt soll dazu beigetragen werden, dass die Neuankömmlinge möglichst schnell Sprache und Kultur kennenlernen.
Die Flüchtlinge haben häufig nur das, was sie am Körper tragen, betont Dippold und würde sich wünschen, dass ihnen von Anfang an zur Seite gestanden wird. Dies betont auch Reinfelder, die es für eine Selbstverständlichkeit und Pflicht hält, dass diesen Menschen, die meist vor Gewalt, Folter und Krieg fliehen, Schutz und Hilfe angeboten wird. Doch wie helfen? Dazu gab es einige Fragen aus den Reihen der Bürger, wie beispielsweise zum Thema Spenden oder Sprachkurse. Gemeinderat Manfred Herl (SPD) schlug vor, einen Arbeitskreis zu gründen, der sich mit genau diesen Fragen beschäftigt. In diesem Kreis sollen sich alle, die helfen wollen, zusammensetzen und sich einbringen können. Das erste Treffen dieses Kreises soll auch schon gleich nächste Woche, am 24. Februar, stattfinden.
Viele Bürger nutzten die Chance, sich zu informieren.
Woher kommen die Flüchtlinge?
Wer kommt, ist allerdings noch nicht bekannt. Dies erfahren die Verantwortlichen in der Regel erst zwei Tage vorher. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die Flüchtlinge aber vor allem aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan kommen und haben damit auch eine recht hohe Bleibewahrscheinlichkeit, so von Plettenberg. Das Anerkennungsverfahren zur Asylberechtigung, das über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge läuft, kann durchaus ein Jahr dauern. Bis dahin bleiben die Asylbewerber in der Unterkunft, nach Anerkennung suchen sie sich dann eine eigene Wohnung.
Auch wenn von Plettenberg nichts versprechen kann, will sie sich dafür einsetzen, dass Familien kommen, denn Breitengüßbach sei ein guter Ort für Familien. Dem schließt sich auch die Bürgermeisterin an, denn schon die Anlage habe eine günstige Struktur für Familien und verfüge außerdem über einen Garten. Insgesamt ist sich Reinfelder sicher, dass „wir der Aufnahme und Integration der Flüchtlinge gewachsen sind“. Sie ist dankbar, dass in Breitengüßbach dazu beigetragen wurde, dass ein geeignetes Haus für die Unterbringung gefunden wurde, bittet aber nach wie vor um die Unterstützung der Bürger.
Um was für ein Haus handelt es sich denn dabei? Wieder mal ein Gasthof?