Nachgehakt. Unter diesem Motto bot die evangelische Johannesgemeinde in den vergangenen Monaten vier Veranstaltungen in Hallstadt an. Der letzte Termin stand unter dem Motto „Christsein bewegt. Wie aus Glaube Engagement wird“. Wir waren bei Veranstaltung Nummer 4 dabei und haben die Podiumsdiskussion verfolgt.
Christen setzen sich sowohl im Kleinen, als auch in der großen Politik ein. „Bei unserem heutigen Thema denke ich an viele Mitglieder aus unserer Gemeinde“, sagte Vikarin Mirjam Elsel, die den Abend moderierte, zur Begrüßung und stellte die vier Diskussionsteilnehmer vor. Neben Carmen Bogler, im Diakonischen Werk Bamberg/Forchheim zuständig für den Bereich Ehrenamt, Andreas Lösche, Landtagskandidat der Grünen und Mitglied im Hallstadter Kirchenvorstand, Florian Höhne, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Evangelische Theologie in Bamberg, hatte auch Dr. Hans Gerhard Koch auf dem Podium Platz genommen. Als ehemaliger Sozialpfarrer und Leiter des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt meldet er sich auch heute noch kritisch zu Wort, kürzlich etwa zum kirchlichen „Sozialwort“, wo er die zu positiv dargestellte Arbeitswelt in Deutschland so nicht stehen lassen wollte.
Nicht das Ich oder Du, sondern die Gemeinschaft in den Vordergrund stellen
Im Gespräch mit Carmen Bogler legte Elsel den Schwerpunkt vor allem auf das Ehrenamt. „In der Kinder- und Jugendarbeit sind auch viele Studenten und andere junge Menschen engagiert, sie wollen etwas anderes, etwas fachfremdes tun und sinnvolles für das eigene Leben erfahren“, sagte Bogler. Der Glaube spiele hierbei zunächst eine untergeordnete Rolle, mancher sozial Engagierte komme über die Angebote aber (wieder) zum Glauben. „Oft werden wir gefragt: Ich bin nicht in der Kirche, darf ich trotzdem mitmachen. Unsere Türen stehen für alle Menschen offen.“
Diskutanten: Florian Höhne, Andreas Lösche, Dr. Hans Gerhard Koch, Moderatorin Mirjam Elsel und Carmen Bogler (von links).
Andreas Lösche und Dr. Hans Gerhard Koch schlugen den Bogen vom kirchlichen Ehrenamt hin zur Politik. Koch vertrat die Meinung, dass das Evangelium hochpolitisch sei, dass sich Predigten aber viel zu häufig nicht damit beschäftigen, sondern eher den Blick auf den Einzelnen oder auf das Du lenken. „Die Bibel richtet sich an ein Volk, an eine Gemeinde, nicht nur an einen Einzelnen“, sagte Koch. Er habe beobachtet, dass kirchlich engagierte Menschen häufig einen Weg in die Politik fänden. „Wenn fromme Menschen politisch werden, haben sie zumeist auch einen recht langen Atem.“ Und Lösche berichtete von den Grundlagen der Politik, denen bei ihm ein ganz klarer Wertekanon zugrunde liege – auch im Umgang untereinander.
Eine interessanten Aspekt brachte Florian Höhne ein. Es sei keine Verpflichtung für Christen, sich ehrenamtlich zu engagieren, sondern eine Freiheit: „Jedem von uns sind Gaben mitgegeben, die auch für andere Menschen eingesetzt werden können. Die Reden von Jesus haben eine ganz klare politische Botschaft, beziehen sich auf Armut, Frieden, gerechte Löhne. Vieles davon lässt sich auch heute noch als Grundlage der Politik verwenden.“ Er sprach sich dafür aus, dass sich Christen auch an gesellschaftlichen Debatten beteiligen: „Wichtig ist hier das rechte Maß: Man muss die richtigen Worte zur richtigen Zeit finden, und diese Worte müssen dann auch den Unterschied ausmachen.“
Nach der Podiumsdiskussion konnten sich die Besucher selbst zu Wort melden. Sie berichteten aus ihrem sozialen und gesellschaftlichen Engagement und diskutierten mit den Experten.