Festtag: Schwester Helene Hutzler hat als Kindergartenleiterin Generationen in Kemmern geprägt. Zu ihrem hohen Geburtstag am Samstag gratulierten ihr Ortsbewohner, Landrat, Erzbischof – und sogar Papst Franziskus.
Über prophetische Gaben muss der Evangelist Matthäus verfügt haben! „Ihr seid das Salz der Erde…Ihr seid das Licht der Welt…“ zitierte er Jesus aus seiner Ansprache an die Jünger. Matthäus hatte möglicherweise schon diese Jüngerin im Blick: Schwester Helene Hutzler, die in ihrem langen Ordensleben tatsächlich „Salz der Erde“, „Licht der Welt“ ist. Am Samstag beging die Dillinger Franziskanerin und Ehrenbürgerin von Kemmern ihren 95. Geburtstag.
So war es eine glückliche Fügung, dass die liturgische Ordnung für die Eucharistiefeier just dieses Matthäus-Evangelium vorsah. Im Gottesdienst in der Kirche St. Peter und Paul sagte eine große Gemeinde um Schwester Helene Gott Dank für 95 erfüllende, Geist erfüllte Lebensjahre. „Gott möge Ihnen Gesundheit, Kraft und Freude am Herrn schenken“, bat Pfarrer Markus Schürrer, der mit seinem Vorgänger, Ruhestandspfarrer Valentin Tempel, der Feier vorstand. Am Ende gab es für die Jubilarin „Standing ovations“: Kemmern würdigte ihr langjähriges Wirken als Kindergartenleiterin, mit dem sie Generationen von Ortsbewohnern geprägt hat. Und zwar als überaus warmherzige, fröhliche Ordensfrau, die für jeden ein offenes Ohr und ein strahlendes Lächeln aufbringt.
Ihr Menschen zugewandtes Wesen hat sich bis in den Vatikan herumgesprochen: Papst Franziskus höchstpersönlich schickte seine Gratulation, der sich Erzbischof Ludwig Schick mit seinem Geburtstagsbesuch bei Schwester Helene anschloss. Familienangehörige, die Provinzoberin der Dillinger Franziskanerinnen, Schwester Martina Schmidt, weitere Mitschwestern, Pfarrgemeinderat, die örtlichen Vereine und politischen Vertreter vervollständigten die Gratulantenschar.
Höhepunkt der Geburtstagsfeier war der Dankgottesdienst in der vollbesetzten Pfarrkirche.
Schwester Helene Hutzler erhielt von Landrat Johann Kalb die Verdienstmedaille in Silber des Landkreises Bamberg. Bei der Verleihung dabei waren seine Stellvertreter Hans Pfister und Bürgermeister Rüdiger Gerst.
Kemmerns Bürgermeister Rüdiger Gerst führte in seinem Grußwort die Lebensstationen von Schwester Helene an, die am 8. Februar 1925 in Gunzendorf geboren wurde. Nach einer Fachausbildung zur Säuglings- und Kleinkinderkrankenschwester erfolgte im August 1946 ihre Aufnahme ins Noviziat, 1950 ihre Ewige Profess.1951 – eine berufsbegleitende Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft lag hinter Schwester Helene – begann ihr kontinuierlicher Weg in Kemmern als Leiterin des Kindergartens „Am Bächlein“. Zwei Neubauten mit ihrer konzeptionellen Handschrift folgten. Mit ihrer Herzlichkeit und Natürlichkeit habe sie „sicherlich das kollektive Wertebewusstsein und die religiöse Milieustruktur in Kemmern mitgeformt“, sagte der Bürgermeister. Für ihre Lebensleistung sei sie daher 2001 zur Ehrenbürgerin der Gemeinde Kemmern ernannt worden.
Eine weitere Auszeichnung nahm nun Landrat Johann Kalb beim Geburtstagsessen für geladene Gäste vor: Nach einstimmigen Beschluss des Kreistages verlieh er dieser „einzigartigen Persönlichkeit“ die Verdienstmedaille in Silber des Landkreises Bamberg. Eine nur selten vergebene Ehrung, die laut Satzung auf 30 Personen beschränkt ist, und die bisher lediglich vierzehn Mal vorgenommen wurde. „Mit ihrer besonderen Ausstrahlung und ihrem einfach Gut-Sein müsste es in jeder Familie eine Schwester Helene geben, dann würde es besser aussehen in der Welt“, lobte der Landrat das Geburtstagskind.
Schwester Helene nahm all die Glückwünsche und Ehrungen in der ihr eigenen bescheidenen Art entgegen. „Ich sage sehr herzlich danke für alle guten Wünsche, Aufmerksamkeiten und Gebete“, sagte sie. Und: „Unsere Kinder waren meine große Freude und auch ihre Eltern, die mir ihr Wohlwollen geschenkt haben. Ich danke unserem Herrgott, dass ich noch da sein darf.“
Mit ihren Mitschwestern Karin und Philippine verbringt die Ordensfrau ihren Lebensabend in Kemmern. „Zu Ihrem 100. Geburtstag kommen wir alle wieder!“ Dieses Versprechen hörte Schwester Helene an ihrem Ehrentag öfter. Und lächelte still dabei.
Marion Krüger-Hundrup