Freie Wählergemeinschaft CWU Rattelsdorf löst sich auf

Im Titelbild: Geschenkübergabe an Manfred Reindl (von links Valentin Ellner, Manfred Reindl, Andreas Schmittwolf, Harald Müller)

Am 19. Mai 2023 trafen sich 13 Mitglieder der CWU Rattelsdorf in der Gastwirtschaft Derra in Rattelsdorf um die Wählergemeinschaft CWU nach 40 Jahren erfolgreicher Kommunalpolitik aufzulösen.

Der frühere Marktgemeinderat Andreas Schmittwolf begrüßte die Versammlungsteilnehmer und gab einen Rückblick über die gesamten Aktivitäten der freien Wählergemeinschaft seit deren Bestehen im Jahre 1984.

Mit der Aufstellung der Bewerberlisten für die Gemeinderatswahl 1984 wurde im Herbst 1983 der Anstoß zur Gründung der CWU gegeben. Auslöser war die Gebietsreform 1978, bei der mehrere kleinere Gemeinden zu einer Großen zusammengefasst wurden, bei den Gruppierungen und Vereinen jedoch alles Bisherige geduldet wurde.

Nach der Gemeindereform wurden die Einheitsgemeinden zum 1. Mai 1978 gebildet. Die im Bereich der Gemeinde liegenden CSU Ortsverbände Rattelsdorf – Ebing und Mürsbach können sich freiwillig zusammenschließen oder auch selbständig weiterarbeiten. Aus dem Wahlvorschlag der CSU kamen sechs Kandidaten in den Marktgemeinderat, vom CSU – Ortsverband Rattelsdorf  konnte kein Kandidat die erforderlichen Stimmen erreichen.

In der Vorstandssitzung am 7. April 1982 wurde auch die Vorbereitung zur Kommunalwahl 1984 besprochen. In der CSU-Mitgliederversammlung am 13.01.1984 konnte Ortsvorsitzender Berthold Derra neben 28 Personen auch Bürgermeisterkandidat Horst Sabel begrüßen. Kernpunkt dieser Versammlung war die Aufstellung der Bewerberliste der CWU, über die anschließend diskutiert wurde.

In den folgenden Wahlveranstaltungen stellten sich die Kandidaten persönlich vor. Die Wahl am 18. März brachte der CWU für die Periode 1984 – 1990 drei Gemeinderäte. Diese waren: Schmittwolf Georg, Reindl Manfred und Scheerbaum Heinrich. Seit dieser Zeit war die CWU immer mit mindestens zwei Marktgemeinderäten vertreten; Manfred Reindl war sogar 36 Jahre Marktgemeinderat.

Zur bevorstehenden Kommunalwahl 1990 wurde er als Kandidat für das Amt des 1. Bürgermeisters empfohlen. In der Mitgliederversammlung der CSU Ortsverbände Ebing – Mürsbach und Rattelsdorf am 28.10.1989 erwähnte Horst Sabel, dass die Aufstellung von zwei Listen, einer CSU- und einer CWU – Liste bei der Wahl 1984 Erfolg gebracht habe. Er lobte die gute Zusammenarbeit innerhalb der Fraktion. Durch das gemeinsame Handeln konnten in den Sitzungen des Marktgemeinderates eine Reihe Erfolge erzielt werden.

Manfred Reindl sei ein hervorragender Bürgermeisterkandidat. Er sei kontaktfreudig, kenne sich sehr gut in der Marktgemeinde mit ihren Ortsteilen aus und kenne bestens die Probleme der Marktgemeinde.

Am 13. Februar 1990 lehnt der Wahlausschuss die CWU–Liste als Tarnliste der CSU ab. Ein Einlenken vom Landratsamt scheitert, indem am 20. Februar der Wahlausschuss ohne Berücksichtigung  eines CWU Ausschussmitgliedes stattfindet. Die Bürger und die Kandidaten sind entrüstet. Rattelsdorf gerät landesweit in die Schlagzeilen von Presse, Funk und Fernsehen. Die Gemeinderatswahl erfolgt somit ohne CWU–Kandidaten. Da jedoch Manfred Reindl Bürgermeisterkandidat der CSU/CWU war, konnte er sich für diesen Zweck zur Wahl stellen.

Von den 2990 Wahlberechtigten Bürgern beteiligten sich 87,2% an dieser Wahl. Hiervon entfielen für das Amt des Bürgermeisters folgende Stimmen: Jäger – 1390 = 53,3 % / Reindl – 1217 = 46,5 %.

Für die Wahlperiode 1990 bis 1992 wurden die Geschicke der Gemeinde ohne Rattelsdorfer CSU/CWU – Kandidaten geführt. Deshalb wurde die Wahl angefochten. Im Juni 1991 wurde erstmals eine Stellungnahme zur Streitsache – Wahlanfechtung behandelt. Am 20. Januar 1992 fällt nach dem Durchlaufen des Verfahrens durch mehrere Gerichte das Bundesverwaltungsgericht in Berlin unumstößlich die Entscheidung: „Rattelsdorf muss neuen Gemeinderat wählen“ Die Neuwahl muss innerhalb von drei Monaten abgewickelt werden. Mit der Zustellung des Beschlusses gilt der am 18. März 1990 gewählte Rattelsdorfer Gemeinderat als aufgelöst. Bis zur Neuwahl führt Erster Bürgermeister Gerhard Jäger (SPD) die Amtsgeschäfte der Gemeinde in alleiniger Verantwortung. Als Wahltermin wurde der 3. Mai 1992 festgelegt.

Die CSU-Jahreshauptversammlung 1992 fand am 8. März in der Gastwirtschaft Derra statt. Mitglieder, die auf der CWU – Liste kandidierten, traten aus der CSU aus.

Für die Wahlperiode 1992 bis 1996 wurde folgende drei Marktgemeinderäte der CWU gewählt: Hubert Frey, Manfred Reindl und Heinrich Scheerbaum. In den Jahren 1996 – 2002 waren es Manfred Reindl und Heinrich Scheerbaum; in den Jahren 2002 – 2014 Jörg Horcher, Manfred Ullrich und Manfred Reindl.

Der CWU war es 2014 gelungen, eine repräsentative Kandidatenliste für die Marktgemeinderatswahl zu erstellen. Mit den zwei gewählten Marktgemeinderäten Manfred Reindl und Andreas Schmittwolf (2014 -2020) wurde zwar ein Achtungserfolg erzielt, aber insgesamt hätten die hervorragenden Mitbewerber auf der Liste ein besseres Ergebnis verdient.

Die aktuelle Vorstandschaft besteht aus dem 1.Vorsitzendern Manfred Reindl, dem 2.Vorsitzenden Harald Müller, dem Schatzmeister Valentin Ellner, der Schriftführerin Renate Beierle und den Kassenprüfern M. Jungkunz und A. Schmittwolf. Manfred Reindl wurde ein Brotzeitkorb als Dankeschön für seine langjährige verdienstvolle Vorstandstätigkeit, die er seit 1990 ausführte, überreicht.

Nachdem die CWU bei der letzten Gemeinderatswahl im Jahre 2020 nicht mehr angetreten ist und auch in Zukunft nicht mehr bei einer Gemeinderatswahl antreten wird, stellte Andreas Schmittwolf den Antrag diese freie Wählergemeinschaft zum 31.07.2023 aufzulösen. Der Antrag wurde von den anwesenden Mitgliedern einstimmig angenommen.

Da laut Satzung das verbleibende Restvermögen bei Auflösung gemeinnützig gespendet werden muss, stellte Mitglied Manfred Ullrich den Antrag dieses an die katholische Kirchenstiftung Rattelsdorf zu spenden. Auch dieser Antrag wurde einstimmig angenommen.

Andreas Schmittwolf erklärte, dass Manfred Reindl aufgrund seiner langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeiten für die Marktgemeinde zum Ehrenbürger ernannt werden sollte. Ein entsprechender Antrag an den Marktgemeinderat wird gemeinsam von Manfred Ullrich, Manfred Jungkunz und Andreas Schmittwolf gestellt.

Anschließend folgten ein gemütliches Beisammensein mit Essen und einen Bildervortrag von Manfred Jungkunz über die vergangenen Jahre.

Andreas Schmittwolf

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