Selten ist auf den Friedhöfen so viel los wie in den Wochen vor dem 1. November. Im Hinblick auf Allerheiligen und Allerseelen werden allerorts in der Region die Gräber hergerichtet, neu bepflanzt und geschmückt. Dem individuellen Gestaltungswillen sind dabei keine Grenzen gesetzt, auch eine Woche vor dem Feiertag ist noch alles möglich.
Zu Allerheiligen selbst besuchen viele Angehörige und Familien die Gräber ihrer Verstorbenen. Neben den Lichtern, die den Verstorbenen bis Allerseelen leuchten sollen, ist die Gestaltung des Grabes mit Herbstblumen und grünen Pflanzen ein alter Brauch. „Wer sich hierfür etwas Zeit für die Planung und liebevolle Ausgestaltung nimmt, hat auch länger Freude daran“. Davon ist Georg Hertel, Chef der Gärtnerei Hertel in Zapfendorf, überzeugt.
Tipp zum Weiterlesen: Woher kommt der Feiertag Allerheiligen? Einen schönen Artikel dazu haben wir im Blog der Augsburger Allgemeinen gefunden…
Gerne auch leuchtende Farben
Um herauszufinden, wie ein Grab gestaltet werden kann und welche Pflanzen es für die kalte Jahreszeit gibt, führt der erste Gang zum Gärtner. Dort gibt es Anregungen, eine große Auswahl, Beratung und den ein oder anderen Tipp vom Profi. Anhand von Musterbepflanzungen für Gräber wird gezeigt, welche Pflanzen sich harmonisch schön und individuell arrangieren lassen. Am besten sollte bereits Anfang Oktober mit Vorüberlegungen und dem Pflanzen begonnen werden, damit die Pflanzen noch wurzeln können. Aber auch jetzt ist es noch möglich, neu zu pflanzen.
Die Auswahl im Fachhandel ist groß – lediglich der Platz ist beschränkt. Auch hier helfen Mustergräber und die Beratung durch den Fachhändler, um die nötige Anzahl und Größe der Pflanzen im Verhältnis zur Grabgröße besser einschätzen zu können. Die winterharten Pflanzen gibt es inzwischen auch in Midi- und Mini-Größen, damit zum Beispiel auch kleinere Urnengräber schön gestaltet werden können. Als Alternative zu der traditionellen Kombination von Stiefmütterchen und Heide eignen sich ebenso Alpenveilchen und Chrysanthemen mit tennisballkleinen Blütenköpfen (sog. „Boris-Becker“-Chrysanthemen), um für Frische und Farbe zu sorgen. Rosen werden auch gerne genommen, dagegen sind Nelken immer weniger gefragt. Helle und strahlende Farben, wie auch verschiedenste Grün- und Weißtöne setzen sich besonders edel von der schwarzen Graberde ab.
Schlicht und edel mit Alpenveilchen …
… oder mit leuchtend kräftigen Farben – der individuellen Gestaltung sind fast keine Grenzen gesetzt.
Tipp vom Fachmann: Für das Auffüllen statt Graberde Pflanzenerde verwenden. Diese ist nährstoffreicher und besser strukturiert. Für die Optik bietet es sich an, nach dem Pflanzen noch eine zirka einen Zentimeter dicke Schicht schwarzer Graberde aufzubringen.
Ob opulent oder minimalistisch: Accessoires wie Steine, Engelsfiguren, Herzen oder bunten Drahtspiralen setzen Akzente oder sorgen für Auflockerung. Auch kleine Sinnsprüche und Grußbotschaften sind ab und an zu lesen.
Für Spätentschiedene
Wer das Grab nicht komplett neu anlegen möchte, kann auch nur teilweise die Sommerpflanzen durch winterharte ersetzen oder zu Pflanzschalen in verschiedensten Formen mit frischen Blumen greifen. Auch sie können individuell befüllt und arrangiert werden. Sie schmücken das Grab bis in den Winter und wirken lebendiger. Solche Pflanzschalen und besonders die Trockengestecke werden mit viel Aufwand einzeln und als Unikate in den Gärtnereien vorgesteckt. Jeder der damit betreuten sechs Mitarbeiter gestaltet sie nach eigenem Geschmack, so ist eine Vielfalt garantiert, wie Georg Hertel erklärt. Auf Wunsch werden natürlich auch sehr gerne Schnittblumen dazu gesteckt, dies sorgt einen frischen Akzent.
Die Mischung verschiedener Farben macht’s.
Grabpflege und Grabschmuck ist alles andere als trist – Wie auch Allerheiligen und Allerseelen per se keine traurigen Ereignisse sind oder sein müssen. Die Feiertage können für Familien ein Anlass sein, sich zu treffen, gemeinsam der Verstorbenen zu gedenken und vielleicht bei einem anschließenden Kaffee, auch die ein oder andere Familienanekdote wieder oder neu zu erzählen.
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