Der perfekte Kräutergarten: Von Liebstöckel bis hin zum „Green Bull“

„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ – Wie angegossen passt diese Redewendung auf die Abtei Maria Frieden in Kirchschletten und auf deren Äbtissin Mechthild Thürmer. Am 14. August 2016 ist es genau ein Jahr her, dass 26 freiwillige Helfer aus ganz Deutschland anrückten und den lang ersehnten Wunsch der Benediktinerinnen nach einem eigenen Kräutergarten erfüllten – in nur einem Tag.

Viel Geduld und unzählige Gießkannen später kann sich das Ergebnis sehen lassen. Der in einem Großteil des Gartens rund um die am 24. Juli 2015 eingeweihte Pilgerherberge verteilte Kräutergarten verzaubert mit seiner Vielfältigkeit und Blütenpracht. Besonders stolz ist Äbtissin Mechthild über ihre Becherpflanze („Durchwachsene Silphie“), der Zukunft in Sachen regenerative Energie, wie sie betont. Nein, ein Kraut ist sie nicht, die Äbtissin zeigt sie aber trotzdem, denn die Becherpflanze könnte sich als Alternative zum Mais etablieren, der bisher oft in Biogasanlagen verheizt wird. Aber auch zahlreiche Kräuter wie zum Beispiel Muskat-Teller-Salbei, aus dem man Blütentee machen kann, Pfefferminze, Huflattich, Colastrauch, Waldmeister, Spitzwegerich, Bohnenkraut, Thymian, Eisenkraut, stinkender Storchen-Schnabel und noch viele mehr haben ihren Platz im Kräutergarten gefunden. Darüber hinaus dürfen auch verschiedene Sorten Erdbeeren, Stachelbeeren und ein Weinstock nicht fehlen.

Kräutergarten Abtei Maria Frieden in Kirchschletten 2016 (27)
Viele verschiedene Kräuterarten zieren den Kräutergarten im Abtei Maria Frieden.

Liebstöckel und Bohnenkraut als Gewürz für herzhafte Gerichte

Wer einen Kräutergarten anlegen möchte, egal ob in einem Hochbeet, Kräuterkasten oder -Kübel, sollte darauf achten, so verrät Claudia Kühnel, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege im Landratsamt Bamberg, dass torffreies Substrat verwendet wird oder Erdmischungen unter Verwendung von Kompost hergenommen werden – statt der üblichen Torfsubstrate. Denn durch den Abbau von Torf wird schädliches Kohlendioxid freigesetzt und das schadet der Umwelt. Wer einen Garten hat, so Kühnel, sollte die Kräuter lieber in den gewachsenen Boden pflanzen, da sie sich dort am längsten halten.

Heil- und Wildkräuter-Expertin Christine Helmrich rät, für den Kräutergarten einen geschützten, sonnigen Platz zu wählen, zum Beispiel an einer Haus- oder Steinmauer entlang, da die meisten Kräuter von mediterraner Herkunft sind. Beim Standort der Kräuter ist außerdem zu beachten, ob sie ein- oder mehrjährig sind, die Größe der Pflanzen spielt ebenfalls eine Rolle. Bei den mehrjährigen Kräutern Salbei und Liebstöckel sollte der Faustregel nach derselbe Abstand zwischen den Pflanzen gehalten werden wie die werdende Höhe der Kräuter. Beim Salbei sind es ca. 50 Zentimeter und bei Liebstöckel ca. 30 bis 40 Zentimeter. Ein Tipp der Wildkräuter-Expertin ist getrockneter Liebstöckel, ein super Gewürz für alle herzhaften Speisen wie zum Beispiel Fleischgerichte, Eintöpfe, Gulasch oder zum Marinieren von Grillfleisch. Rosmarin darf in einem Kräutergarten natürlich auch nicht fehlen. Er braucht einen warmen, geschützten Platz, am besten an einer Mauer, da diese Wärme abstrahlt und ist im Winter vor Kälte und Frost zu schützen. Thymian und Oregano sind mehrjährig und lieben Sonne. Aufgrund ihrer geringen Größe können sie in erster Reihe gepflanzt werden. Im Winter empfiehlt sich, laut Helmrich, ein Schutz mit Tannenzweigen. Das einjährige Bohnenkraut ist dadurch sehr pflegeleicht, weil es sich immer wieder von alleine aussät. Zuletzt kommen noch die Klassiker im Kräutergarten, Schnittlauch und Petersilie, welche in der heimischen Küche nicht wegzudenken sind. Auch Pflanzen wie zum Beispiel robuste Stauchrosen harmonieren gut mit Kräutern wie Salbei und Oregano, so Kreisfachberaterin Kühnel. Man braucht keine große Auswahl an Kräutern, um kurz durch den Garten zu gehen und dem Essen einen besonderen Geschmack zu verleihen, betont Helmrich.

Kräuterführungen im Abtei Maria Frieden in Kirchschletten

Bei den Benediktinerinnen wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. So dienen alte Sandsteine aus dem Gebäude als Abmauerung für das Erdbeerbeet, kleinere Ziersteine um die Kräuter beugen Unkraut vor und speichern Feuchtigkeit. Baumstammscheiben wurden in den verschiedenen Beeten zu einem Pfad verlegt und die Splitter von zerbrochenen Terracotta-Blumentöpfen umfunktioniert zu Benennungstafeln für die unterschiedlichen Blumen und Kräuter. Auch ein Insektenhotel ist zu finden, das aber nicht das einzige bleiben soll. Äbtissin Mechthild plant als neue Projektidee, zusammen mit Kindern weitere Insektenhotels zu bauen und ihnen dabei die Funktion solcher „Hotels“ näher zu bringen. Und eine Empfehlung für warme Sommertage hat Äbtissin Mechthild ebenfalls parat, den „Green Bull“. Die in Wasser eingelegte Melisse verleiht dem Wasser einen besonderen Spritz.

Wer sich gerne intensiver mit Kräutern beschäftigen möchte, ist herzlich eingeladen, bei diversen Führungen der Heil- und Wildkräuter-Expertin Christine Helmrich teilzunehmen. So findet am 30. Juli eine Wildkräuterführung mit anschließender Herstellung eines herzhaften Menüs im Abtei Maria Frieden in Kirchschletten statt. Außerdem bietet die Expertin unter anderem am 13. und 14. August Führungen für Wurzbüschelkräuter an. Weitere Informationen zu den einzelnen Führungen finden sie hier. Anmeldungen bei Christine Helmrich, Tel: 0951 18 50 70 82 oder M. Mechthild Thürmer OSB, Tel: 09547 9223 33.

 

Viele Bilder vom Kräutergarten im Abtei Maria Frieden in Kirchschletten finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen der Galerie einfach auf ein beliebiges Foto klicken, zum Beenden der Anzeige genügt ein Klick auf das geöffnete Bild)…

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