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Naturschutz schön und gut – manchmal steht er aber auch wichtigen Projekten im Weg. Das musste der Markt Zapfendorf schon mehrfach erfahren, zuletzt bei der Planung einer Bahnüberführung im Norden der Gemeinde. Vier Weidensträucher blockieren die für den Ort optimale Lösung – die Gemeinde favorisiert eine Überführung nördlich des Sportplatzes, die Deutsche Bahn direkt neben dem Sportheim des SV Zapfendorf. Hans Brückner, dritter Bürgermeister, meinte damals sogar: „Weiden sind heute wertvoller als Menschen.“ Nachrichten am Ort war vor Ort und hat sich die Situation im Norden von Zapfendorf angeschaut.
Zuerst einmal zur Ausgangssituation. Im Rahmen des viergleisigen Ausbaus der Bahnstrecke zwischen Ebing und Unterleiterbach muss die Deutsche Bahn die Bahnübergänge beseitigen, da die Züge Geschwindigkeiten von über 160 Stundenkilometern erreichen. Bei Neubaustrecken noch gelten schärfere Vorschriften. Dies regelt das Eisenbahnkreuzungsgesetz. Die Folge ist der Bau von Über- oder Unterführungen. Bleibt es beim bisherigen Zeitplan, müssen die Bahnübergänge in Zapfendorf, also auch der Bahnübergang in der Ortsmitte, innerhalb der nächsten Jahre verschwinden.
Parallel dazu plant die Gemeinde Zapfendorf den Bau einer Westtangente als Umgehungsstraße, um den Schwerlastverkehr um die Ortschaft zu lotsen und später einmal die Staatsstraße aus dem Ort zu bekommen. Diese Straße soll westlich des Industriegebiets Zapfendorf West verlaufen und nördlich des Sportplatzes mit einer Überführung über die Bahnstrecke zurück auf die Straße nach Unterleiterbach führen.
Schematische Ansicht der Gewerbegebiete in Zapfendorf. Links das Gewerbegebiet „Zapfendorf West“.
Die Bahn, die die Kosten für die Beseitigung des Bahnübergangs im Ort übernehmen muss, favorisiert allerdings nicht die Pläne der Gemeinde, die Überführung nördlich des Sportplatzes zu bauen, sondern möchte näher an den Ort heranrücken. Konkret würde das bedeuten, dass die Überführung südlich des Sportheims des SV Zapfendorf auf die Ortsstraße münden würde. Da der bisherige Bahnübergang auch durch Schwerlastverkehr aus den Gewerbegebieten überfahren wird, würde das für die Anwohner der Hauptstraße eine deutlich erhöhte Lärmbelästigung bedeuten und außerdem die Umgehungsstraße in Teilen sinnlos machen.
Gemeinde plant parallel zur Deutschen Bahn
Daher hatte sich die Gemeinde entschlossen, selbst eine Lösung zu erarbeiten, die aber schnell Probleme mit dem Naturschutz bekam: Direkt neben der Bahnstrecke befinden sich westlich und nördlich der Mainstraße (siehe Karte der Gewerbegebiete) zwei Naturschutzflächen: Die prioritären Lebensräume Typ Auwald und Typ Weichholzaue. In letzterer wachsen zudem vier Weidensträucher, die nicht versetzt werden dürfen. Dies verhindert die Europäische Union, Eingaben für eine Ausnahmeregelung sind hier kaum erfolgreich.
Mittlerweile hat die Gemeinde Zapfendorf die eigene Planung überarbeitet und greift damit nur noch minimal in das Naturschutzgebiet ein. Somit könnten die Chancen nicht schlecht stehen, am Ende doch eine optimale Lösung für die Anwohner zu erhalten.
Übrigens: Es ist nicht das erste Mal, dass der Naturschutz mit den so genannten FFH-Gebieten (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) dem Markt Zapfendorf Probleme bereitet. Auch im Süden hätte ein solches FFH-Gebiet fast die Beseitigung des dortigen Bahnübergangs mit einer gemeinsamen Unterführungslösung Zapfendorf/Ebing verhindert.
Nachrichten am Ort bleibt an diesem „Fall“ auf jeden Fall dran.
Johannes Michel. Bilder: Google Maps, Markt Zapfendorf
Video zum Artikel: Nachrichten am Ort hat sich die Situation vor Ort (mit einem kleinen Augenzwinkern) angeschaut und erklärt, wie es nun weitergehen soll. (Tipp: Wollen Sie das Video in HD-Qualität sehen? Dann klicken Sie im unteren Bereich des Videos einfach auf 360p und wählen dann 720p HD aus…).