Von Nachhaltigkeit ist in Politik und Wirtschaft viel zu hören. Konkrete Maßnahmen bleiben aber oftmals aus – nicht so in Baunach. Im Mai beschloss der Stadtrat, sich auf den Weg zur Fair-Trade-Stadt zu machen. Neben der Stadt und dem Bürgerhaus machen zahlreiche Unternehmen mit, verkaufen fair gehandelte Produkte. Denn im Endeffekt kann jeder einen kleinen Beitrag leisten …
Ein bisschen stolz ist Melanie Schmitt schon. Seit sie im Mai dem Stadtrat das Konzept der so genannten Fairtrade-Town vorgestellt hat, ist viel passiert. Über 20 Unternehmen konnte sie schon gewinnen, die mit kleinen oder auch großen Beiträgen mithelfen, dass Baunach Ende des Jahres das Siegel von Fair Trade Deutschland auch verliehen bekommt. Im Bike Café Messingschlager zum Beispiel gibt es seit einigen Tagen fair gehandelte Trinkschokolade und (Früchte-)Riegel, typische Kleinigkeiten, die gut zu Sportlern und damit zum Unternehmen passen.
„Das Fair-Trade-Siegel kannte ich natürlich vom Einkaufen“, erklärt Benno Messingschlager. „Als Händler muss ich bisher feststellen, dass Fair Trade aber in unserer Branche noch nicht immer gang und gäbe ist. Aktuell stellen wir uns daher die Frage, ob sich diese Idee in der Fahrradbranche umsetzen, ob sich vielleicht eine eigene Produktgruppe einführen lässt.“ Wenn sich hier was tut, dann hätte die Kampagne einiges über Baunach hinaus bewegt. „95 Prozent aller Fahrradteile kommen aus Asien, und dort wird nicht überall fair gehandelt. Aber wir sehen ja, dass Menschen bereit sind, etwa für Bioprodukte ein bisschen mehr zu zahlen – und sicher würde sich ein Teil des Fahrradhandels auch eignen.“ Das Bewusstsein zu Fair Trade steigt.
Benno Messingschlager präsentierte zusammen mit Melanie Schmitt (Mitte) und seiner Mitarbeiterin Kristina Leis die ersten Fair-Trade-Produkte im Bike-Café.
Brandaktuell: Auch die Schule macht mit
„Die Firma Messingschlager ist für uns ein wichtiger Partner, denn es handelt sich um ein Unternehmen, das über Baunach hinaus bekannt ist. Unser Ziel in Sachen Fair Trade ist aber auch, dass die Teilnahme den Betrieben etwas bringt“, so Melanie Schmitt. Und dass Nachhaltigkeit Wirkung zeigt, lässt sich in einer aktuellen Studie von Ernest & Young nachlesen – angefangen bei familienfreundlichen Arbeitsmodellen bis eben hin zu einer fairen Wertschöpfungskette, an der viele Kunden heute ein Unternehmen messen.
Andere Firmen in Baunach hatten schon vor dem Besuch von Schmitt Erfahrungen mit fair gehandelten Produkten. Bei Schöner Leben zum Beispiel fand sich im Angebot schon ein Label, das auf „Fair Wear“ setzt. Tanja Saffouri möchte Dinge anders machen als viele in der Branche, zum Beispiel „keine Kleidung tragen, die andere Menschen ausbeutet.“ Das bedeutete bis vor gar nicht allzu langer Zeit oft, auf modische Kleidungsstücke verzichten zu müssen. Heute ist das aber nicht mehr der Fall, fair gehandelte Kleidungsstücke müssen keine „Öko-Kleidung“ sein.
Tanja Saffouri war ebenfalls vom Fair-Trade-Gedanken schnell begeistert.
Die Fair-Trade-Familie aus Baunach, Stand September 2017.
Und: Kürzlich konnte Melanie Schmitt auch noch die Baunacher Grund- und Mittelschule für die Fair-Trade-Aktion gewinnen. Sie wird zwar nicht sofort Fair-Trade-Schule, wird aber bei Aktionen faire Produkte verwenden und das Thema „Fair Trade“ auch im Unterricht ansprechen. Somit trägt sich der Fair-Trade-Gedanke in Baunach auch an die wichtige junge Generation weiter.