Ein Sportverein, der nur Gast auf seiner Sportanlage ist? So lässt sich die Situation des Golfclub Bamberg auf Gut Leimershof beschreiben. Denn die Anlage betreibt der Club nicht selbst, sondern eine Betreiber-KG. Mit der gibt es immer wieder Schwierigkeiten. Die Vorstandschaft will das nicht länger hinnehmen. Wie geht es weiter?
„Wir sind gescheitert!“ Jürgen Helmes, Präsident des Golfclub Bamberg auf Gut Leimershof, zog zu Beginn der Jahreshauptversammlung am 1. März 2016 ein düsteres Fazit der zweijährigen Amtsperiode. Das neue Vorstandsteam sei damals angetreten, um etwas zu verändern. „Vieles, was wir uns vorgenommen haben, wurde nicht erreicht“, so Helmes.
Was ist da los beim Golfclub Bamberg? Mehrfach wurde von einigen der 125 anwesenden Mitgliedern der Zustand des Platzes angesprochen – im vergangenen Jahr hatten ein Pilzbefall sowie die anhaltende Dürreperiode für Schwierigkeiten gesorgt. Dass das aber nicht das Hauptthema ist, wurde schnell klar. Vielmehr leidet der Golfsport insgesamt unter Problemen, nicht nur der Golfclub Bamberg, sondern viele andere Clubs in der Region verzeichnen sinkende Mitgliederzahlen. Und so ist auch in Leimershof die Lage durchaus dramatisch: Waren es vor knapp zehn Jahren 744 Mitglieder, standen zum Ende des Jahres 2015 gerade noch 401 in den Büchern. Alleine 94 Austritte musste der Club zum Jahreswechsel verzeichnen, viele Mitglieder waren noch „im besten Golfalter“, wie Helmes meinte, 30 von ihnen sogar unter 30 Jahre alt. „Wir verlieren hier eine Zielgruppe, die ihre Zukunft in unserem Club eigentlich noch vor sich hätte.“
Viele Golfer waren in die Leimershofer Hofscheune zur Versammlung gekommen.
Mitgliederwerbung wäre wichtig
Der Mitgliederschwund bringt auch sinkende Einnahmen mit sich, was sich insbesondere auf die Betreiber-KG auswirkt. Denn die zieht von den Mitgliedern eine jährliche Nutzungsgebühr ein, die sowohl für die Platzpflege als auch für die Personalausgaben – vom Manager über das Sekretariat bis hin zum Greenkeeper – verwendet wird. Und so wären dringend Änderungen bei der Gebührenordnung fällig, um zu attraktiven Preisen neue Mitglieder zu gewinnen und auch diejenigen abzuholen, die sich mittlerweile für eine Fernmitgliedschaft in einem „Onlineverein“ entschieden haben, um Geld zu sparen. Sämtliche Hinweise an die Betreiber-KG seien aber bislang ignoriert worden. Helmes ging sogar soweit, dass mit dem Geschäftsführer der KG eigentlich nicht mehr zu reden sei. Er blickte auch ein paar Jahre zurück: „Ohne die Unzufriedenheit von ehemaligen Mitgliedern des Golfclub Bamberg gäbe es den Golfclub Hassberge gar nicht.“ Dieser war vor rund 15 Jahren gegründet worden – die Gräben zwischen Club und Betreiber-KG entstanden somit nicht in der jüngeren Vergangenheit.
Dass die Mitgliederentwicklung schädlich für die KG ist, bestätigte Ulf Schmitt, einer der Kommanditisten. Aktuell sei der Fortbestand nicht gefährdet, klar sei aber, dass sich auf diesem Niveau nicht weitermachen ließe. Er empfahl, dem seit der vergangenen Saison amtierenden Clubmanager Holger Peschke eine Chance zu geben.
Präsident Jürgen Helmes will der KG eine letzte Chance geben.
Die kündigte dann auch Präsident Helmes an. Zwar erklärte sich das amtierende Präsidium nicht bereit, sich erneut zu Wahl zu stellen, sehr wohl bleibt es aber kommissarisch im Amt. Helmes informierte die Mitglieder, dass bei ausbleibenden Verbesserungen durch die KG im Herbst eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden müsse. Thema könnte dann sogar die Auflösung des Vereins sein. Bis dahin werde die kommende Saison aber erst einmal ganz normal starten, sie wurde vom Präsidium bereits vorbereitet.
Neue Gastronomie
Neben der Diskussion über den Fortbestand des Vereins wurden die weiteren Themen der Versammlung etwas in den Hintergrund gedrängt. Dr. Kurt Schneider berichtete als kommissarischer Sportwart über die Mannschaftsergebnisse der vergangenen Saison. Alle Mannschaften konnten ihre Klasse halten, die „Jungsenioren“ stiegen auf. Mit den Damen-, Herren- und Seniorenrunden wurden insgesamt 142 vorgabewirksame Turniere gespielt. Leider ließ die Teilnehmerstärke oft zu wünschen übrig. Schneider bedankte sich dennoch bei den zahlreichen Sponsoren des Clubs, ohne die große Turniere nicht möglich wären.
Im Club aktiv sind zurzeit auch 21 Jugendliche sowie acht Kinder unter zwölf Jahren. Als Kooperationspartner arbeitet der Verein mit der Schule in Breitengüßbach zusammen. Außerdem gibt es eine weitere Kooperation mit dem Golfclub Hauptsmoorwald – die Jugendlichen trainieren zusammen. Zur neuen Saison wird es im Clubhaus auch wieder eine neue Gastronomie geben – mit bodenständiger deutscher und fränkischer Küche.