MIT VIDEO UND GROSSER BILDERGALERIE!
Die Szene hat mich immer beeindruckt. Robin Hood, König der Diebe, gespielt von Kevin Costner, schnappt sich zwei Pfeile, spannt sie in seinen Bogen und erledigt mit einem Schuss zwei heraneilende Reiter, wohl gemerkt, ohne großartig zu zielen. Wenn es nur so einfach wäre…
Er ist ein strenger Lehrmeister. Aber das muss so sein. Berthold Griebel ist nicht nur Erster Vorstand des Pfeil- und Bogenclub (PBC) Breitengüßbach, sondern auch ein national und international erfahrener Bogenschütze. Er stand schon im Kader der Deutschen Nationalmannschaft der Bogenschützen, hätte fast einmal bei Olympischen Spielen teilgenommen, war Landestrainer und ist seit 1985 nationaler Kampfrichter. Bereits seit 1960 ist er aktiver Bogenschütze. „Es ist ein absoluter Glücksfall für uns, einen solch erfahrenen Sportler bei uns zu haben“, sagt Stefan Spielmann, Zweiter Vorsitzender des Vereins.
Gleich zu viert sind wir zum Sportgelände des PBC nach Breitengüßbach gekommen, um einmal selbst das Bogenschießen auszuprobieren. Mit dabei: Nachrichten-am-Ort-Redakteurin Lena Thiem mit ihrem Sohn Lars sowie meine Frau Myriam und ich. Zuerst erklärt uns Berthold Griebel einige Dinge zum Sportgerät an sich. Allein schon optisch sind die Bögen mit ihren Vorgängern aus den Robin-Hood-Filmen nicht mehr zu vergleichen. In die Hand bekommen wir einen so genannten Recurvebogen. „Bei einem Gewehr gibt es Kimme und Korn zum Erfassen des Ziels. Beim Bogenschießen entspricht das komplette Visier dem Korn und der Bogenschütze, oder besser das solide Ankern des Bogenschützen, der Kimme. Somit erfordert das Treffen in erster Linie die Stabilität des Bogenschützen in einem konstanten Bewegungsablauf“, erklärt uns Berthold Griebel. Spätestens ab diesem Moment wird uns klar: Es ist alles nicht so einfach, wie es aussieht…
Ein fester Stand und die richtige Haltung müssen erlernt werden. Berthold Griebel zeigt, wie’s geht.
Üben, üben, üben – vor allem den Bewegungsablauf
15 bis 18 Kilogramm Gewicht belasten beim Spannen des Bogens die Finger. Aus diesem Grund ist es wichtig, einen Fingerschutz anzulegen – genauso wie einen Armschutz, damit die Sehne beim Abschuss nicht den Arm streifen kann. Die Pfeile, die uns Griebel zeigt, sind nicht mehr aus Holz, sondern aus Aluminium oder Karbon gefertigt, Federn dienen als Stabilisatoren. Nach diesen Erläuterungen geht es noch nicht direkt zum Schießen, sondern erst einmal wird mit einem Theraband geübt, eine typische „Trockenübung“ für Bogenschützen.
Dann dürfen wir uns ausprobieren. Nach und nach kommt jeder einmal dran und wir lernen vor allem, die Angst – oder besser: den Respekt vor dem Bogen und der vor uns aufgestellten Scheibe zu verlieren. Es ist schon ein tolles Gefühl, die Sehne bis unters Kinn zu spannen, dort zu „verankern“ und so die notwendige Stabilität zu erzeugen. Richtig befreiend ist es, als der Pfeil losschießt und gefühlt noch im gleichen Augenblick in der Scheibe steckt. Gut, die netten Bogenschützen machen es uns auch einfach, steht die Zielscheibe doch gerade mal zehn Meter entfernt. Aber, das erfahren wir schnell: Auch auf diese kurze Distanz kann man vorbei schießen. Wie muss es dann erst sein, wenn die Scheibe 90 Meter entfernt ist?
Befreiend: Der Pfeil wurde abgeschossen, der Blick zielt auf die Scheibe.
Währenddessen füllt sich das Vereinsgelände zunehmend. „Zurzeit haben wir um die 25 aktive Schützen, die auch an Wettkämpfen teilnehmen und daher regelmäßig hier trainieren. Für mich ist das Bogenschießen aber nicht nur ein Turniersport, sondern ein Ausgleich zur Arbeit. Wenn ich nach einem Arbeitstag hierher komme und eine Stunde schieße, habe ich den Stress des Tages vergessen, kann vollkommen abschalten“, sagt Stefan Spielmann. Womit wir wieder bei der Überschrift wären: Das Problem befindet sich immer hinter der Sehne! Den Kopf frei haben, sich konzentrieren ist die wohl wichtigste Komponente beim Bogenschießen, eine weitere Voraussetzung ist ein koordinierter und immer wieder nachvollzogener Bewegungsablauf, den der Schütze üben und auch im Schlaf können muss. Trainiert wird in Breitengüßbach an drei Tagen in der Woche: Montag und Mittwoch zwischen 17 und 19 Uhr und Samstag von 14 bis 16 Uhr kommen die Bogenschützen auf ihrem Vereinsgelände zusammen. Dann ist immer ein Ansprechpartner auf der Anlage, der auch für die Fragen von Interessenten zur Verfügung steht. In den Wintermonaten (Oktober bis März) trainieren die Schützen zumeist in der Gemeindeturnhalle.
Auch einen klassischen Bogenschützen konnten wir beobachten.
Einmal selbst ausprobieren? Gerne…
Auf die Zielscheibe ganz links schießt nun auch ein Bogenschütze, dessen Bogen aber irgendwie anders aussieht als die anderen. Wir fragen Berthold Griebel und er informiert uns über die verschiedenen Bogentypen. Zumeist wird in Wettkämpfen mit dem Recurvebogen geschossen, den auch wir ausprobieren durften. Ein weiterer Wettkampfbogen ist der Compoundbogen, an dessen Bogenenden zwei kleine Räder befestigt sind, die wie ein Flaschenzug wirken. Dadurch reduziert sich das Zuggewicht, der Bogen kann ruhiger gehalten werden und das Zielen fällt leichter. Auch ein Bogenschütze mit einem klassischen Holzbogen trainiert auf der Anlage. Diese Bogenart wird Blankbogen genannt, da er sozusagen „blank“ ist. Hier muss ohne Visier (also ohne Korn) gezielt werden.
Nach zwei Stunden bei den Bogenschützen kennen wir die wichtigsten Begrifflichkeiten und wissen, was die Spieler, vor allem in Turnieren, wenn weit über hundert Pfeile geschossen werden, leisten müssen. Wir empfehlen jedem, der nach einem etwas anderen Sport sucht, das Bogenschießen einmal auszuprobieren. Dies ist, absolut unverbindlich, zu den Trainingszeiten in Breitengüßbach möglich. Das Material wird zunächst vom Verein gestellt. Später, wenn der Schütze sich selbst eine Ausstattung kauft, wird es, vom Bogen bis zu den Pfeilen, optimal auf die Person abgestimmt.
Johannes Michel, Lena Thiem
Wie der Bewegungsablauf beim Bogenschießen funktioniert, zeigt unser Video. Außerdem erhalten Sie auch Einblicke in das Vereinsgelände des PBC (Tipp: Wollen Sie das Video in HD-Qualität sehen? Dann klicken Sie im unteren Bereich des Videos einfach auf das Einstellungsrädchen und wählen dann 720p HD aus…).
Viele Fotos vom Besuch der Nachrichten-am-Ort-Redaktion beim PBC finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der linken Ecke oben wählen).
hallo Berthold,
ein toller Beitrag, du hast halt diese Erfahrung
Gruß Irene