Vom Wandel der Friedhofskultur

„Heimat ist dort, wo wir die Namen der Toten kennen.“ Dieses Zitat von Theologe Fulbert Steffensky verrät viel über die Bestattungskultur, wie sie bei uns gepflegt wird. In den vergangenen Jahren allerdings deutet sich ein Wandel an: Durch die demografische Entwicklung und die Mobilität der Bevölkerung brauchen auch Friedhöfe neue Ideen. In Hallstadt wurde im Stadtrat über die Weiterentwicklung des Friedhofs diskutiert.

Friedhöfe sind nicht einfach ein Ort, wo wir unsere Verstorbenen bestatten, sondern vielmehr ein Ort der Trauer und ein Treffpunkt für die Hinterbliebenen, die Trauerarbeit leisten. Claudia Kühnel, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege, eröffnete ihren Vortrag im Hallstadter Stadtrat mit grundsätzlichen Gedanken zu Friedhöfen und deren Funktion. Sie ging auch auf die geschichtliche Entwicklung der Friedhofskultur ein – von der Verlagerung der Friedhöfe weg von den Kirchen bis hin zur individuellen Gestaltung der Gräber, die es so erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gibt.

Während bis vor Kurzem Familiengräber die Regel waren, etablieren sich heute immer mehr Einzel- oder Urnengräber. Dieser „Trend“ sei überall zu beobachten, so Kühnel. Für die Friedhofsträger, also die Städte und Gemeinden, sei daher wichtig, diese Entwicklungen zu erkennen und rechtzeitig zu reagieren. In Hallstadt bietet sich dazu gerade die Möglichkeiten: Das Grabfeld D steht seit Anfang 2017 für eine Neuanlage zur Verfügung, gleich daneben befinden sich die Bereiche des Priestergrabs sowie die Friedhofskapelle. Auch diese könnten in die Planung integriert werden.

So könnte das Grabfeld D neu gestaltet werden. Grafik: Claudia Kühnel
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Keine Zukunft für Urnenwände

Kühnel stellte daher verschiedene Varianten vor, wie sich die Bereiche gestalten ließen. Neben einigen Einzelgräbern wären insbesondere Möglichkeiten für Urnenbestattungen sinnvoll. Die könnten in den verschiedensten Arten realisiert werden. Kühnel empfahl, von den bisher verbreiteten Urnenwänden, auch in Hallstadt gibt es solche, Abstand zu nehmen. Einerseits seien sie wenig ästhetisch („Schließfachcharakter“), andererseits erforderten sie nach einer gewissen Zeit bauliche Maßnahmen. Und nach der Belegungszeit seien die Urnen noch immer vorhanden. „Eine Urnenwand ist damit eigentlich nur eine zeitliche Verschiebung der Bestattung“, meine Kühnel.

Als Alternative böten sich einzelne Urnengräber an, bei denen verrottbare Urnen Vorschrift sein sollten. Auch größere Urnenbestattungsflächen, angelegt als Urnenhain oder Gemeinschaftsanlagen wären denkbar. Solche Möglichkeiten hätten den Vorteil, dass es keine individuelle Grabfläche für jede Urne gebe, sondern eine einheitliche Gesamtgestaltung. Der Bedarf für solche Lösungen wachse – durch die demografische Entwicklung, aber auch die Mobilität der Bevölkerung. Es sei in Zukunft nicht mehr selbstverständlich, dass ein Familienmitglied zur Grabpflege vor Ort sei. Darauf müssten die Friedhofsträger reagieren.

Diese Flächen im Friedhof Hallstadt sind betroffen. Luftbild: Google Earth

Angeboten werden könnten dann auch Gemeinschaftsflächen, für die die Pflege an einen Gärtner vergeben werde – Gestaltung und Pflege würden direkt bei der Auswahl der Grabstätte mitverkauft. „Die Herausforderung ist, individuelle und zugleich pflegearme Lösungen zu fairen Preisen zu schaffen“, fasste Kühnel zusammen.

Welcher Bedarf in Hallstadt vorliegt und wie sich die Bestattungen in den zurückliegenden Jahren entwickelte, solle die Friedhofsverwaltung dem Stadtrat vorlegen, meinte Stadtrat Joachim Karl (CSU). Harald Werner (SPD) schlug vor, die drei Felder (Grabfeld D und die Bereiche Priestergrab/Kapelle) zu einer großen Fläche zusammenzufassen. Über die verschiedenen von Kühnel vorgestellten Varianten sollen nun die Fraktionen diskutieren, auch Ortstermine sind vorgesehen.

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