Gleich zwei Besonderheiten hielt der letzte Gottesdienst im Oktober in Lauter bereit: Auf den Tag genau 150 Jahre zuvor war Lauter zur Pfarrei erhoben worden. Aus diesem Grund gibt es nun eine umfangreiche Chronik. Und Vincent Moolan Kurian wurde als neuer Pfarrer von Hildegard Weigmann offiziell begrüßt.
Josef Weigmann hat sich viel Arbeit gemacht. Mehrere Besuche im Diözesanarchiv in Würzburg, wo auch das Archiv der Pfarrei Lauter untergebracht ist, haben zahlreiche Details ans Licht gefördert. Die Informationen aus Dokumenten, Urkunden und Protokollbüchern hat Weigmann zu einer mehr als 50-seitigen Chronik zusammengefasst. Seine Arbeit stellte er nach der Vorabendmesse am 30. Oktober 2021 der Pfarrgemeinde vor.
Ab wann in Lauter ein Gotteshaus existierte, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Klar ist aber: Im 15. Jahrhundert wurden hier in einer Kapelle Messen abgehalten, ein kirchliches Leben gibt es also schon viele Jahrhunderte lang. „Die Kirche prägt unseren Ort. Alles, was hier passiert ist, war immer auch mit dem kirchlichen Leben verbunden“, so Josef Weigmann. „Heute ist vieles anderes, es gibt aber keine Zukunft ohne Vergangenheit.“ Ab dem Jahr 1741 bekam Lauter einen Kaplan, der allerdings im Baunacher Pfarrhaus wohnte. Voraussetzung für die Erhebung zur Pfarrei war ein Pfarrhaus, das um 1870 dann auch gebaut wurde, so dass Lauter mit der Erhebungsurkunde vom 30. Oktober 1871 schließlich Pfarrei wurde.
Josef Weigmann
Abschrift der Erhebungsurkunde vom 30. Oktober 1871
Wir Johann Valentin durch Gottes Barmherzigkeit und des apostolischen Stuhles Gnade Bischof von Würzburg haben nach erfolgter landesherrlicher Genehmigung vom 19. März 1871 Uns bewogen gefunden, in Gemäßheit des Concordates Art. XII. lit. f. der Errichtung einer eigenen Pfarrei in dem Orte Lauter, woselbst eine zur Pfarrei Baunach gehörige Lokalkaplanei bestand. Unsere bischöfliche Sanction und Confirmation zu ertheilen. Demgemäß wird
1.) der Bezirk der bisherigen Lokalkaplanei Lauter mit Ausnahme von Priegendorf, welches vorerst noch im Parochialnexus mit Baunach verbleibt, von dem Verbande der Pfarrei Baunach förmlich dismembrirt und zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben mit den ihr annexen Rechten und Pflichten;
2.) der Pfarrer zu Lauter hat alle geistlichen und gottesdienstlichen Functionen sowohl nach dem allgemeinen kirchlichen als besonderen Diocesanvorschriften vorzunehmen;
3.) die Dotation der Pfarrei Lauter gründet sich auf das Vermögen und die stiftungsmäßigen Bezüge der bisherigen Lokalkaplanei, auf das aus dem Erlöse des Holzhiebes im Heiligenwalde überwiesenen Stiftungskapital von 10.000 fl, auf die Stolgefälle den Ertrag der gestifteten Gottesdienste, der herkömmlichen Gaben und Reichnisse. Das reine Einkommen der Pfarrei Lauter wird einschließlich des Anschlages der freien Wohnung und nach Abzug der Lasten vorbehaltlich definitiver Feststellung der Fassion auf 819 fl. 46 tr. jährlich veranschlagt.
4.) Als Pfarrwohnung dient das zu Lauter neu erbaute Pfarrhaus, die Baulast trägt die Kirchenstiftung Lauter und wird zur Erleichterung dieser Verpflichtung ein Baufond von 500 fl. aus dem Erlöse des Holzhiebes gebildet.
5.) Für Diöcesanzwecke sind von der Pfarrei Lauter jährlich zu entrichten: 4 fl. subsidium Charitativum, 1 fl. 31 1/4 tr an Commende.
6.) Hinsichtlich des Besetzungsrechtes tritt die libera collatio des Diocesanbischofs in Kraft.
Vorstehende Errichtungsurkunde soll in tripolo ausgefertigt, ein Exemplar der Königlichen Regierung übersendet, das zweite der Pfarrei-Registratur zu Lauter übergeben, das dritte im bischöflichen Ordinariatsarchive hinterlegt werden.
Würzburg 30. October 1871.
Johannes Valentin Epps. Hohn Actuar
Begegnungen nach dem Gottesdienst
Die heutige Kirche wurde im Jahr 1776 nach neun Jahren Bauzeit eingeweiht und von 1962 bis 1964 um neun Meter in südliche Richtung erweitert, da das alte Gotteshaus die Gläubigen an Sonn- und Feiertagen nicht mehr fassen konnte. Neu ist seitdem auch die heutige Empore.
In der Chronik sind auch viele historische Fotos enthalten, welche die Geschichte der Pfarrei Lauter, zu der neben der Pfarrkirche St. Laurentius auch die Filialkirche Mariä Geburt in Deusdorf, die Kapelle St. Vitus in Leppelsdorf und die Kapelle zu den Fünf Wunden in Appendorf gehören, anschaulich illustrieren. Einen expliziten Dank sprach Weigmann daher allen aus, die bei der Erstellung der Chronik halfen – insbesondere dankte er Dr. Norbert Kandler, der intensiv zuarbeitete und sein Expertenwissen beitrug.
Am 30. Oktober 2021 hielt zudem Vincent Moolan Kurian seien ersten Gottesdienst als Lauterer Pfarrer. Im Namen des Pfarrgemeinderats wurde er daher von Hildegard Weigmann nochmals herzlich willkommen geheißen. Nach der Vorabendmesse nutzten viele Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, vor dem benachbarten Rathaus zu verweilen und Kleinigkeiten zu trinken und zu essen. Pfarrer Vincent freute sich besonders über diese Gelegenheit, mit den Lauterern ins Gespräch zu kommen. Denn seit dem Beginn der Corona-Pandemie hatte es eine solche Agape nicht mehr gegeben …
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