Klosterchronik – und viel Neues über die Geschichte von Rattelsdorf

Im Titelbild: Manfred Jungkunz und Bürgermeister Hans-Jürgen Scheerbaum mit der Chronik.

Ja, es gibt schon eine Chronik über den Markt Rattelsdorf. Solche Werke haben aber natürlich einen Nachteil: Sie enden an einem bestimmten Punkt – und müssen fortgeschrieben werden. Genau das ist nun passiert. Ein echter Glücksfall …

Manfred Jungkunz ist in Rattelsdorf kein Unbekannter. Schon seit vielen Jahrzehnten engagiert er sich in der Kirchengemeinde, war lange Jahre Vorsitzender des St. Michael-Vereins sowie des Ortskulturrings und ist als Gemeindearchivar tätig. Und nicht zuletzt stammt auch die Rattelsdorfer Chronik aus dem Jahr 2004 („Rattelsdorf – Kleinod im Itzgrund“). Seitdem ist viel passiert – und Jungkunz setzt nun mit der Fortschreibung der Chronik unter dem Titel „Klosterstruktur im Wandel der Zeit – Klosterhof Rattelsdorf“ neue Akzente.

Präsentiert wurde das Werk am Sonntag, 21. Juli 2024 im Rahmen des Sommerfests der AWO, natürlich in passender Umgebung – im Klosterhof. Hausleiter Markus Metz begrüßte zahlreiche Gäste und richtete Dank an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ein solches Fest neben dem anspruchsvollen Alltag stemmen. Dann kam Manfred Jungkunz an die Reihe – er begrüßte zunächst die anwesenden Oberzeller Schwestern, die früher hier die Hausherrinnen waren. „Nach dem Wegzug der Schwestern haben sich viele Informationen aufgetan, die eine neue Chronik notwendig machten. Besonders das Original der Raab-Chronik, das lange als verschollen galt, gehört dazu“, erklärte Jungkunz. Viele Stunden habe er im Bamberger Diözesanarchiv verbracht, um die mehr als 600 Seiten auszuwerten. Und viele Details haben Eingang in die neue Chronik gefunden.

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Das soziale Thema

Nicht unerwähnt ließ Jungkunz, dass die Chronik nicht nur am Tag der Präsentation erworben werden könne, sondern jederzeit auch im Rathaus. Preis: 18 Euro. Bürgermeister Hans-Jürgen Scheerbaum startete seine Grußworte mit den Worten: „Wenn es nach mir gegangen wäre, würde die Chronik 18,60 Euro kosten, aber man hat mir gesagt, das sei keine gute Idee.“ Natürlich spielte er damit auf seine Fanliebe zu einem ganz bestimmten Fußballverein an. Das Kloster in Rattelsdorf stehe für das soziale Thema, auch heute noch – und es sei wichtig, diese Geschichte zu erzählen. In Richtung der Sozialverbände richtete er folgende Worte: „Die Sozialverbände müssen gegen Ungerechtigkeiten an einem Strang ziehen.“

Neben der Präsentation der Chronik konnten die Besucherinnen und Besucher beim Sommerfest auch die Gebäude besichtigen – inklusive der Kelleranlagen. Hier bot Altbürgermeister Georg Jäger Führungen an. Und Jungkunz hatte eine Fotowand aufgebaut, die Bilder aus der Vergangenheit des Klosters und seiner Bewohner zeigte.

Markus Metz und Matthias Kirsch (AWO), Manfred Jungkunz, Hans-Jürgen Scheerbaum, Altbürgermeister Georg Jäger, Pfarrvikar Philipp Janek und zwei der Oberzeller Schwestern im Klostergarten vor dem Prälatenbau.

Ort mit viel Geschichte

Vom 2019 sanierten Klostergarten aus bietet sich auch heute noch ein beeindruckender Blick auf die Gebäude. Hervor sticht der Prälatenbau, der im Jahr 1492 vollendet wurde, zwischenzeitlich aber im Schwedenkrieg niederbrannte. Aus welchem Jahr das aktuelle Gebäude stammt, ist nicht genau bekannt. Wenige Schritte daneben befindet sich der Kastenbau, Ende des 17. Jahrhunderts errichtet. Erneuerungsmaßnahmen aus den 1960er Jahren lassen die Historie aber nur noch im Ansatz erkennen.

Interessant ist noch die neuere Geschichte der Klosteranlage. Im Jahr 1902 ließen sich dort die Oberzeller Schwestern nieder. Eröffnet wurden eine Kinderbewahrschule, eine Werktagsschule und ein Altenheim, auch die Krankenpflege spielte hier immer eine große Rolle. Nach 102 Jahren, am 12. Dezember 2004, kam der große Abschied der Schwestern. Nur noch acht Bewohnerinnen, viel schwere Arbeit – das war nicht mehr zu leisten. Die Arbeiterwohlfahrt erwarb das rund 9.000 Quadratmeter große Areal. Heute betreibt die AWO hier das „Haus an der Itz“ – mit besonderen Wohnformen und ambulant betreuten Wohnformen für Menschen mit psychischer Erkrankung.


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