Was kommt nach dem Tod? Warum lässt Gott Krieg und Leid zu? Und welche Rolle kann ich dabei einnehmen? All diese elementaren Fragen nach dem Sinn des Lebens wurden bei einer Spätschicht in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Rattelsdorf gestellt. Das Besondere daran: Die Fragen wurden von einem Kind namens „Nele“ in den Raum geworfen.
Das Kind nötigt in dem Werk „Neles Buch der großen Fragen: Eine Entdeckungsreise zu den Geheimnissen des Lebens“ sich und seiner Familie Antworten ab, die kindgemäß, aber keineswegs kindisch sind. Die Besucher der „Nachtschicht“ durften „Nele“ auf ihrem gedanklichen Spaziergang im Rahmen der musikalisch-literarischen Reise mit dem Titel „Wer denkt die Welt?“ begleiten.
Hauptverantwortlich für die Umsetzung der literarischen Vorlage ist Matthias Simon. Ute Walter und der Kronacher Pastoralreferent luden nach überaus erfolgreichen Auftritten im Landkreis Kronach nun auch in der Rattelsdorfer Pfarrkirche zur Entdeckungsreise durch die Geheimnisse der Welt ein. Mit im Gepäck hatte er dabei sein bewährtes Team, das aus einer musikalisch her vorragend besetzten Band und der Schülerin Lina Prell bestand, die einfühlsam die Rolle der Nele einnahm und all die elementaren Fragen des Lebens stellte.
Was ist im Leben wirklich wichtig?
Aus den Fragen und Antworten entwickelte sich ein kurzweiliger Abend, der passend zur Passionszeit einen meditativen Charakter mit einem wohltuenden inhaltlichen Tiefgang kombinierte. Dies schaffte das Kronacher Team vor allem dadurch, da es nicht plakativ Antworten auf diese Fragen des Lebens offenbarte, sondern stattdessen Anregungen zum Nachdenken lieferte, die von nüchternen wissenschaftlichen Fakten bis hin zur christlichen Glaubensbetrachtung reichten.
Nicht alle Fragen lassen sich auch beantworten
Zu jeder ihrer Überlegungen nahm sich Nele die Geschichten und Gedichte zur Hilfe, die sie in ihren Büchern gelesen hat und die ihr ihre Eltern gegeben haben. Daraus erwuchsen Fragen, wie „Wer hat uns gemacht?“ und „Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich mich in alltäglichen und nicht-alltäglichen Situationen anders verhalten hätte?“ Matthias Simon übernahm die Aufgabe des „Antwortgebers“, gab aber auch immer wieder durch offene Rückmeldungen zu verstehen, dass es für manche Fragen eben keine allgemeingültigen Antworten gibt.
Am Leitfaden der Kinderfragen wurde aber dennoch Stück für Stück eine Schöpfungstheologie mit Anschauung und Erfahrung gefüllt, und es wuchs nach und nach ein biblisch begründetes und zugleich entwicklungsoffenes Gottesbild heran. So wurde beispielsweise das vom Menschen durch Krieg und Mord verursachte Leid in die Verantwortung der Menschen gelegt, indem der Erzähler zur Antwort gab: „Wir kommen aus Gottes Händen, aber er hat uns nicht in der Hand.“ Und dennoch erwuchs an diesem Abend gerade in der christlichen Zuversicht, dass Gott immer bei den Menschen ist, eine lebensbejahende Hoffnung auf ein sinnvolles Leben. Bezeichnenderweise ist es aber nicht der Erzähler, sondern Nele, die letztlich zu diesem Trost spendenden Fazit des Abends kommt.
Musikalisch und gesanglich untermalt wurden die Fragen von einer Band.
Den passenden „Soundtrack“ zu diesen Inhalten lieferte die Band, die zwischen dem Frage-Antwort-Spiel der beiden Erzähler inhaltlich exakt abgestimmtes Liedgut präsentierte. Die Darbietungen von Ute Walter (Bass und Gesang), Wolfgang Wich (Gitarre und Gesang), Silke Welsch (Gesang) und Katharina Böhnlein (Gesang) waren nicht nur inhaltlich, sondern auch qualitativ ein echter Hörgenuss. Mit großem Einfühlungsvermögen und ebenso großem Können wanderten auch sie auf einer musikalischen Entdeckungsreise, die Country-Einflüsse, meditative Kirchenlieder und eingängige Pop-Balladen zusammenfügte. Ihnen war es auch vorbehalten, mit. dem Lied „Alles was geschieht, lege ich in Gottes Hand“ eine eindeutige Antwort auf die vielen Fragen des Abends zu geben.
Pfarrer Reinhold Braun bedankte sich besonders bei der Rattelsdorferin Ute Walter und beim Pastoralreferenten Matthias Simon für die eindrucksvolle Darbietung und wünschte, dass das gelegte Samenkorn aufgehe und vielen Menschen Halt und Zuversicht gebe. Den lang anhaltenden Applaus erwiderte die Band mit der abschließenden und erneut passenden Darbietung des Leonard Cohen-Klassikers „Hallelujah“.
Im Bild: Ute Walter, Wolfgang Wich, Katharina Böhnlein, Silke Welsch, Lina Prell,
Pastoralreferent Matthias Simon und Ortspfarrer Reinhold Braun.
Manfred Jungkunz