Es ist zwar eines der kleineren Projekte von „Oberfranken leuchtet“, betont Michael Müller von der Hochschule Coburg. Dennoch beeindruckt es nicht minder – denn passend gesetzte Lichtpunkte zeigen: Reckendorf hat so einiges zu bieten …
Fünf Tage Aufbau. Über zweieinhalb Kilometer Stromkabel, die 100 Leuchten miteinander verbinden. Hinter „Reckendorf leuchtet“ steckt viel mehr, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. „Knochenarbeit“, wie Michael Müller im Rahmen seiner Führung betont. Aufgebaut und natürlich getestet wird zu großen Teilen nachts, auch bei Minusgraden und, in diesem Fall glücklicherweise nicht, bei schlechtem Wetter. Dennoch schleppen Müller und die zahlreichen Studentinnen, Studenten und anderen Personen, die am Projekt mitarbeiten, tonnenweise Material durch die Gegend. Und der Muskelkater verrät am Ende, dass echt viel geleistet wurde. Diesmal vielleicht sogar noch ein wenig mehr, denn, so verrät Müller: „Kurz vor dem Start haben wir das Konzept nochmal über den Haufen geworfen.“ Warum? Weil weniger manchmal mehr ist. Denn Licht überstrahlt oft vieles statt zu inszenieren.
„Unsere Augen fokussieren in der Dunkelheit immer auf den hellsten Punkt. Das lässt oft die Sicht auf die Umgebung gar nicht mehr zu“, erklärt Müller. Die typische Straßenbeleuchtung, die wir überall finden, ist auf Sicherheit bedacht – wir sollen etwa auf dem Gehweg nicht stolpern. „Daher sind unsere Innenstädte meist überstrahlt.“ Dabei reiche oft eine geringe Lichtstärke aus, um Effekte zu erreichen. Auch eine Fassadenbeleuchtung mit nach oben gerichteten Scheinwerfen sorge dafür, dass der Weg vor dem Gebäude durch die Reflexion beleuchtet werde. Daraus lasse sich auch fürs private Anwesen einiges lernen.
Michael Müller führte Interessierte durch die Lichtinstallation.
Einige Ideen übernehmen?
In Reckendorf fokussiert sich die Lichtinstallation vor allem auf den Bereich rund um die Kirche. Dorthin hatte die Gemeinde zusammen mit dem organisierenden Verein „Oberfranken Offensiv“ am 4. April zur Eröffnung der Veranstaltung geladen. Bürgermeister Manfred Deinlein bezeichnete das Licht als den ersten Sinn, der laut Schöpfungsgeschichte die Welt erlebbar gemacht habe. Wie wichtig es für viele Menschen sei, hätten die vergangenen Jahre gezeigt: Aufgrund teurer Strompreise habe der Gemeinderat beschlossen, nachts die Lichter in Reckendorf auszuschalten. Drei Tage lang hielt dieser Beschluss, dann strahlten die Lampen wieder. „Reckendorf war irgendwie gar nicht mehr da“, so Deinlein.
Auch er griff einen der Gedanken von Michael Müller auf. Denn auch in Reckendorf würden bislang vor allem Straßen, Asphalt und Pflaster beleuchtet – aber nicht das, was Reckendorf ausmache. Nämlich die von Menschen gebauten und bewohnten Gebäude. Diese gelte es sichtbar zu machen. Und vielleicht könnten einige der Ideen aus „Reckendorf leuchtet“ auch für die Zukunft übernommen werden, schließlich böten sich die laufenden Baustellen an, um hier Verbesserungen zu erreichen. „Das aber geht nur mit den Anwohnern.“ Denen dankte der besonders für das Verständnis für die Aufbauarbeiten rund um ihre Anwesen. Und auch die Reckendorfer Musikanten, die vor der Kirche aufspielten, durften sich ein großes Dankeschön abholen.
Tipp zum Weiterlesen:
Vor zehn Jahren gastierte „Oberfranken leuchtet“ auch in Hallstadt. Viele Bilder finden Sie in unserem Artikel zum dortigen Event.
Installation ist bis 13. April zu sehen
Für den Landkreis sprach der stellvertretende Landrat Bruno Kellner. Er freute sich, dass „Oberfranken leuchtet“ nach längerer Pause wieder in der Region angekommen sei. Solche Veranstaltungen seien aber nur dank funktionierender Demokratie und in Friedenszeiten denkbar – und daher nicht selbstverständlich. Auch Bezirkstagspräsident Henry Schramm trat ans Mikrofon – und lud zur mittlerweile 55. Lichtinstallation von „Oberfranken Offensiv“ ein. „Durch Licht erkennen wir Details, die sonst nie aufgefallen wären.“ Und aufgrund der vielen schönen Häuser und Kirchen gebe es im lebenswerten Oberfranken auch so einiges zu zeigen.
Bis Sonntag, 13. April 2025, werden der Dorfplatz rund um die Kirche und ein Teil der Bahnhofstraße ab Einbruch der Dunkelheit auch weiterhin die beleuchtet. Weitere Führungen mit Michael Müller werden am Mittwoch, 9. April 2025, und Freitag, 11. April 2025, jeweils um 21 Uhr angeboten. Treffpunkt ist am Dorfplatz.
Viele Fotos von „Reckendorf leuchtet“ finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der Ecke oben wählen).



























