Eigentlich wollte er ja Journalist werden: „Ich habe aber den Kaffee einfach nicht vertragen!“ Klaus Neumann arbeitet als Wirtschaftsprüfer – und wird plötzlich über Nacht im Tresor einer Bank eingesperrt, als er das Schließfach seines Vaters überprüft. Klaus Neumann, das war am Samstagabend in Baunach der Kabarettist Claus von Wagner, bekannt aus „Die Anstalt“ im ZDF. Er unterhielt einen ausverkauften Saal im Bürgerhaus, oft auch mit Tönen, die nachdenklich stimmten.
Samstag, 14. Januar 2017, 20.00 Uhr. Pünktlich betritt Claus von Wagner den Saal im Bürgerhaus Lechner Bräu in Baunach. Er stellt sich mitten ins Publikum – und beginnt sein Kabarettprogramm genauso, wie ihn viele Zuschauer aus der ZDF-Sendung „Die Anstalt“ kennen. „Es ist gar nicht mehr so leicht, heute Satire zu machen“, sagt er mit Verweis auf Trump oder die Türkei. „Ich bin froh, dass sie es nicht geworden ist, aber über ihn bin ich auch nicht froh“, meint er zum Wahlsieg von Donald Trump über Hillary Clinton. Und: Trumps kürzlich präsentierte 17 Kabinettsmitglieder besäßen mehr Vermögen als die 43 Millionen ärmsten Haushalten in den USA zusammen.
Vorspiel: Claus von Wagner leitet kurz in sein Programm ein.
Dann betritt Claus von Wagner die Bühne – und wird für sein Programm „Die Theorie der feinen Menschen“ zu Klaus Neumann, einem Wirtschaftsprüfer, der bei der Kontrolle des Bankschließfachs seines Vaters in einer Filiale der Deutschen Bank im Tresorraum eingesperrt wird. Ein Versehen, das sich so schnell nicht rückgängig machen lässt. Denn, wie ihm ein Sicherheitsmitarbeiter über das Telefon, das auf einem kleinen Tisch im Tresorraum steht, mitteilt: Das Zeitschloss gibt die Panzertür erst am nächsten Morgen wieder frei. Mehr als 13 Stunden liegen somit vor Herrn Neumann – und einen Teil davon lässt er nun sein Publikum miterleben.
Die Triebwerke summen doch sonor weiter …
Für den nächsten Tag muss er noch die Trauerrede für seinen verstorbenen Vater schreiben – und dafür will er sich nun die Zeit nehmen. Irgendwie will das aber nicht klappen, denn im Schließfach stößt er auf Dokumente, die eine Verwicklung seines Vaters in hochspekulative Finanzgeschäfte mit Derivaten zeigen. Und so lässt er einen Teil seines eigenen Lebens Revue passieren, vom eigentlichen Berufswunsch Journalist über seinen Werdegang als Wirtschaftsprüfer, obwohl er dem Kapitalismus kritisch gegenübersteht: „Wir lassen den reichen Teil der Menschen darüber entscheiden, was mit dem Geld passiert“, sagt er mit Blick auf durchaus spendable Millionäre, die mit Sicherheit Gutes mit ihrem Geld tun.
Schnell beißt er sich am Thema Wirtschaft fest. Zum Beispiel an den Volkswirtschaftlern, die jährlich mit Prognosen in die Zukunft schauen (wollen) – dabei verfügen sie nur über Daten aus der Vergangenheit, die sie in die Zukunft hochrechnen. Ein passendes Beispiel hat Klaus Neumann ebenfalls parat: Das wäre, als würden im Auto die Wissenschaftler auf der Rückbank, permanent nach hinten schauen – und dem Fahrer aufgrund des bisherigen Straßenverlaufs vorschlagen, wann er links oder rechts abbiegen soll. Dabei dürfte die Welt aufgrund der zahlreichen Horrormeldungen in letzter Zeit eigentlich gar nicht mehr existieren. Als „normaler“ Mensch wundere man sich da schon – denn es sei, als befinde man sich in einem Flugzeug, höre das leise Brummen der Triebwerke, und ständig verkünde der Kapitän aus dem Cockpit übers Mikrofon Meldungen über Stürme draußen und einen bevorstehenden Absturz, zu dem es aber nie komme.
Eingesperrt im Tresorraum gräbt Klaus Neumann (Claus von Wagner) in der Vergangenheit.
Vieles läuft schief
Rund drei Stunden mit einer kurzen Pause unterhält Claus von Wagner das Publikum, das bei Betrachtung der vielen verschiedenen Kfz-Kennzeichen rund ums Bürgerhaus und auf dem Altstadtparkplatz nicht nur aus Baunach kommt, sondern teilweise weit angereist ist. Immer wieder streut er Witze ein, etwa über das Mineralwasser, dass er auf dem Tisch im Tresorraum vorfindet – und das laut Etikett sogar für Veganer geeignet ist. Eine wichtige Info: „Sonst würden die Veganer denken, dass es Ziegenspucke ist, und dann verdursten.“
Etwas langatmig wird es höchstens einmal kurz vor Schluss, schon während des ganzen Abends bleibt den Zuschauern aber oft das Lachen im Hals stecken. Denn sicher: Vieles, was von Wagner erzählt, ist lustig, mit bestimmten Themen hält er seinem Publikum aber auch den Spiegel vor und zeigt, was in Deutschland und der Welt vollkommen schiefläuft. Eben ganz in der Manier seiner ZDF-Auftritte.