Im Titelbild: Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder (links) mit Projektassistentin Ottilie Ochs
22 Personen haben sich angemeldet. Das Projekt digiDEM machte Station in Breitengüßbach – und wir haben mal vorbeigeschaut, um zu sehen, warum das Datensammeln zum Thema Demenz so wichtig ist.
Montagmorgen, kurz vor neun Uhr. Projektassistentin Ottilie Ochs richtet sich in einem Raum im b-treff im Breitengüßbacher Zentrum ein. Auch Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder schaut vorbei und nimmt ein paar Informationen zum Thema Demenz mit. Insbesondere, dass Demenz deswegen eine so schwierige Sache ist, weil die Betroffenen die mit ihr einhergehende Vergesslichkeit aufs Alter schieben und die Krankheit unbewusst zu kaschieren versuchen. Ja, sie entwickeln geradezu Strategien, wie die Demenz möglichst niemandem auffällt, weiß Ochs. Rund 20 Minuten wird sie jedem, der sich vorab angemeldet hat, an diesem Tag widmen. Und im Nachgang finden regelmäßig Gespräche statt, um die Personen weiterhin zu begleiten.
Warum das Ganze? Das Digitale Demenzregister Bayern, kurz „digiDEM Bayern“, ist ein Forschungsprojekt, das es sich zum Ziel gesetzt hat, die Versorgungssituation von Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und Demenz sowie ihrer pflegenden Angehörigen zu verbessern. Gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege setzt das Projekt auf eine Kombination aus Datenerhebung und digitalen Unterstützungsangeboten, um die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu erhöhen.
Unterstützung im Alltag
Im Rahmen von digiDEM Bayern werden Langzeitdaten von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und deren pflegenden Angehörigen gesammelt. Durch regelmäßige Befragungen sollen der Verlauf der Erkrankung, die Belastung der Pflegenden sowie die Nutzung und der Bedarf an Unterstützungsangeboten erfasst werden. Diese Daten dienen dazu, Versorgungslücken zu identifizieren und die Angebotsstruktur in Bayern gezielt zu optimieren. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den ländlichen Regionen.
Die Teilnahme steht bayernweit Menschen mit Gedächtnisbeeinträchtigungen sowie deren Pflegepersonen offen. Die Befragungen werden von geschulten Forschungspartnern durchgeführt, die aus verschiedenen Versorgungseinrichtungen wie Beratungsstellen, Gedächtnisambulanzen und ambulanten Pflegediensten stammen. Neben der Datenerhebung entwickelt digiDEM Bayern digitale Angebote, die Betroffenen und ihren Angehörigen im Alltag unterstützen sollen.
Ottilie Ochs führte die Befragungen in Breitengüßbach durch.
Einsamkeit begünstigt Demenz
Demenz stellt eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft dar. Aktuell leben in Deutschland etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenz, Tendenz steigend. Projekte wie digiDEM Bayern sind damit wichtig, um fundierte Daten zu sammeln, die es ermöglichen, die Versorgung und Lebensqualität der Betroffenen kontinuierlich zu verbessern. Durch die Kombination von wissenschaftlicher Forschung und praxisnahen digitalen Lösungen leistet digiDEM Bayern somit einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe.
Präventiv gegen Demenz zu arbeiten ist nur vor oder ganz am Anfang der Erkrankung möglich, erklärt Ochs noch, bevor der erste Teilnehmer den Raum betritt. Entscheidend sei, sich auch nach Schicksalsschlägen nicht abzukapseln, nicht zu vereinsamen. Denn Einsamkeit begünstige, neben der Schwerhörigkeit, eine Demenz ganz besonders.