Die ersten Maßnahmen in Sachen ICE-Ausbau sind bereits vollzogen, sowohl in Breitengüßbach als auch in Zapfendorf. Zu sehen sind Vorbereitungen wie Rodungen oder das Anlegen von Deponieflächen. Durch den Planfeststellungsbeschluss hat die Bahn faktisch Baurecht. Was das bedeutet und wie es weitergeht? Diese Fragen standen im Mittelpunkt von Infoveranstaltungen in Breitengüßbach und Zapfendorf.
„Wir können das, was in den kommenden Jahren auf uns zukommt, nur gemeinsam stemmen“, sagte Breitengüßbachs Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder im Rahmen der bereits fünften ICE-Bürgerkonferenz, die am 22. September 2015 in der Gemeindeturnhalle stattfand. Sie informierte anhand einer Präsentation kompakt über die Inhalte des so genannten Planfeststellungsbeschlusses. Mit ihm habe die Bahn faktisch das Baurecht erworben und könne nun beginnen, auch wenn die Gemeinde Klage eingereicht habe. Eine solche stehe auch den Bürgern offen, die Gemeinde selbst könne Eigeninteressen von Privatpersonen nicht vertreten.
In der Nachbargemeinde Zapfendorf hatte Bürgermeister Volker Dittrich bei einer Informationsveranstaltung drei Tage zuvor die Pläne der Bahn erläutert. Ins katholische Pfarrheim waren so viele Besucher gekommen, dass Stühle zugestellt werden mussten. Hier wurde die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative „Das bessere Bahnkonzept“ durchgeführt. Auch Dittrich ging auf die speziell Zapfendorf betreffenden Themen ein und beantwortete zusammen mit Stefan Kabitz von der Bürgerinitiative die Fragen der Bürger.
Wir waren zu Gast bei den Infoveranstaltungen in Zapfendorf …
Die Gemeinde kann nicht für ihre Bürger handeln – Eigeninitiative nötig
Klar wurde einmal mehr – wie Reinfelder in Breitengüßbach betonte: „Man muss schon auch selber schauen, das die eigenen Interessen berücksichtigt werden.“ Die Bahn beziehungsweise die von ihr beauftragten Firmen kämen zwar in der Regel auf diejenigen Bürger zu, die zum Beispiel Anspruch auf passiven Lärmschutz (etwa Schallschutzfenster) oder ein Beweissicherungsverfahren hätten. Dennoch riet sie, bei Auffälligkeiten, etwa Bauarbeiten vor der Begutachtung des eigenen Hauses, auf die Bahn oder die Gemeinde zuzugehen.
Auch in Zapfendorf kamen diesbezüglich viele Fragen. Dittrich zeigte dort das regelmäßig von der Bahn aktualisierte Video mit dem Planungsstand, das schon seit mehreren Jahren über das Videoportal YouTube und über die Webseite des Bahnprojekts (www.vde8.de) angeschaut werden kann. Für viele Besucher der Infoveranstaltung war dieses Video allerdings etwas vollkommen Neues, genauso wie so Details der Planung, obwohl sowohl im gemeindlichen Mitteilungsblatt als auch in der Lokalpresse (unter anderem natürlich hier bei Nachrichten am Ort) jederzeit ausführlich und aktuell informiert wurde. Übrigens: Unsere Artikelsammlung zum Bahnausbau finden Sie unter dem Schlagwort VDE8.
Die meisten Fragen, die in beiden Gemeinden gestellt wurden, beschäftigten sich mit dem Lärmschutz, dem Baustellenverkehr sowie einem Verkehrskonzept insgesamt. Letzteres wird gerade vom Landratsamt Bamberg erarbeitet, da während der Vollsperrung der Strecke zwischen Januar und September sowie wohl noch länger darüber hinaus die Staatsstraße zwischen Breitengüßbach/Unteroberndorf und Zapfendorf vollständig wegfallen wird. Sie muss teilweise neu errichtet werden, da die viergleisige Bahnstrecke mehr Platz in Richtung Osten benötigt. Parallel wird die A73 zwischen Ebing und Unteroberndorf in beide Richtungen nur einspurig befahrbar sein, da hier ein zweiter Bahntunnel unter der Autobahn durchgeführt werden muss. Gerade für die Zapfendorfer, das wurde am Infoabend deutlich, wird das eine Herausforderung – der Weg in Richtung Bamberg könnte zur Geduldsprobe werden.
Bau in zwei Bauabschnitten
Ein positives Signal gibt es aber auch: Die Autobahnbrücke bei Kemmern, die für vier unterführende Gleise nicht ausreicht, bleibt erst einmal erhalten, da die Bahn den Streckenausbau vorerst nur bis Breitengüßbach Süd vollzieht. Der restliche Teil bis Bamberg und darüber hinaus soll erst später ergänzt werden. Das bedeutet aber: Auf Kemmern und Hallstadt kommen zwei Baustellen zu – jetzt und eben später. Sowohl Dittrich als auch Reinfelder betonten, die Gemeinden hätten mit ihren Einwendungen im vergangenen Jahr viel erreicht, etwa Verbesserungen beim Lärmschutz und die Barrierefreiheit der Bahnhöfe. Dennoch haben beiden Gemeinden angekündigt, gegen den Planfeststellungsbeschluss zu klagen (siehe unsere aktuellen Artikel zu Breitengüßbach und Zapfendorf).