Fühle mich der Bevölkerung sehr verbunden …

Im Titelbild: Apotheker Dr. Sebastian Schmidt am Tag der Einweihung im September 2021.

Vor zwei Jahren belebte Apotheker Sebastian Schmidt die Apotheke in Breitengüßbach wieder. Wie erlebt er seine Arbeit? Und was wird nächster Zeit wichtig für den Erhalt einer Apotheke auf dem Land sein? Wir haben mit dem Apotheker gesprochen …

Nachrichten am Ort: Seit zwei Jahren führen Sie die Apotheke in Breitengüßbach. Sind Sie hier schon „heimisch“ geworden?

Sebastian Schmidt: Breitengüßbach liegt zwischen meiner Geburtsstadt Bamberg und meinem Elternhaus in Baunach, verfügt über drei Autobahnausfahrten, einen Bahnhof an der Strecke München-Berlin, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Tankstellen, Bäckereien und vieles mehr, was eine gewisse Attraktivität darstellt. Für mich persönlich ist es ein „Heimspiel“, weil ich den Ort und das Umland seit über 30 Jahren kenne. Meiner Frau, deren Wurzeln in Regensburg liegen, fällt es nicht ganz so leicht …

Sie kommen ursprünglich aus Baunach. Nach der Promotion in Regensburg war Breitengüßbach eine gute Lösung für Sie, oder?

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als mir im Frühsommer 2021 telefonisch mitgeteilt wurde, dass die Apotheke in Breitengüßbach möglicherweise geschlossen werden muss. Der Grund: „Die Pächterin Frau Iris Schmidt-Pohlig sei plötzlich verstorben, die Zeit drängt, es muss eine schnelle Entscheidung her!“ Nach kurzen, intensiven Beratungen mit meiner Frau und meinem Bankberater stand fest: Wir retten die St. Nikolaus Apotheke inklusive aller Mitarbeiterinnen und ich erfülle mir doch noch meinen großen Traum von der eigenen
Apotheke.

Sebastian Schmidt am PC in seiner Apotheke in Breitengüßbach. Er zeigt am Bildschirm, wie problematisch die Situation unter anderem mit Lieferengpässen oft ist.

Vor zwei Jahren fand zur Eröffnung ein Fest im Garten hinter der Apotheke statt, viele Besucherinnen und Besucher, Gemeinderätinnen und Gemeinderäte und auch die Bürgermeisterin waren gekommen. Wie viel ist von dieser positiven Stimmung hängen geblieben?

Nochmals herzlichen Dank fürs Kommen an alle, die so zahlreich erschienen sind! Das hat schon sehr gut getan und gezeigt, wie wichtig der Erhalt der Vor-Ort-Versorgung ist! Witzigerweise gab es an diesem Tag einen Wolkenbruch, und zwar genau zu dem Zeitpunkt, als die beiden Pfarrer der Gemeinden Breitengüßbach und Hallstadt die Segnung der Apotheke vornahmen. Damals hat man mir gesagt, das sei „ein gutes Zeichen von oben“. Somit war die Stimmung, auch dank Binkert-Bier und fränkischen Bratwürsten bestens. Auch nach zwei Jahren herrscht eine gute bisweilen sehr gute Stimmung in der St. Nikolaus Apotheke.

Was sind die größten Herausforderungen für eine Apotheke auf dem Land?

Als „Einzelkämpfer“ auf dem Land wird es immer schwieriger, dem Online-Handel die Stirn zu bieten. Es ist schon frustrierend, wenn sich Kunden an holländische Versender wenden, um ein paar Euro zu sparen. Die Politik scheint machtlos beziehungsweise ohnmächtig zuzuschauen, wie das Apothekensterben weiter an Fahrt aufnimmt. Aber: Wir geben nicht so schnell auf und werden auch in den nächsten Monaten verstärkt den politischen Entscheidungsträgern deutlich machen, wie wichtig der Erhalt der Landapotheken ist!

Die Apotheke ist ein wichtiger Bestandteil für die (medizinische) Versorgung im Ort.

Wie erleben Sie die Breitengüßbacherinnen und Breitengüßbacher?

Ich fühle mich der Bevölkerung in Breitengüßbach und Umgebung sehr verbunden, weil es ein herzlicher und ehrlicher Menschenschlag ist. Man begegnet mir sehr freundlich, offenherzig und dankbar. Besonders freue ich mich über nette Aufmerksamkeiten, die mir ab und zu über den Tisch gereicht werden. Überwiegend handelt es sich dabei um Selbsteingemachtes, -gebackenes oder -gebasteltes. Sowas gab’s in Regensburg nicht!

Was wünschen Sie sich für die kommenden Jahre – vor Ort, aber auch mit Blick auf die große Politik?

Im Ort wünsche ich mir eine Beschilderung und Parkplätze. Beides ist bereits beantragt, aber so richtig voran geht’s nicht. Von der „großen“ Politik wünsche ich mir bessere Rahmenbedingungen und eine Perspektive, um Arbeitsplätze zu erhalten und für die Menschen in der Region auch weiterhin persönlich da sein zu können. Bleiben uns die Kunden treu, ist mir nicht bange um die Zukunft der St. Nikolaus Apotheke.

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Wird es zum Zweijährigen besondere Angebote oder Aktionen geben? Oder auch mit Blick Richtung Herbst und Winter?

Ich darf auf unsere attraktiven Angebote hinweisen, die monatlich wechseln. Zu finden sind diese in jeder Ausgabe des gemeindlichen Mitteilungsblattes, wo man sich auch einen Zehn-Prozent-Gutschein ausschneiden und bei uns einlösen kann. Aktuell planen wir die Aktionen für den Winter. Es wird neben der beliebten Nikolaus-Aktion für die Kinder eventuell eine Hautanalyse-Woche geben, sofern die Umbaumaßnahmen im Verkaufsraum rechtzeitig abgeschlossen sind. Man darf gespannt sein! 😊

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