Kunstwerke ausleihen – genauso einfach wie eine Buchleihe …

Mal Hand aufs Herz: Wer besucht regelmäßig – und nicht nur bei einer Reise in eine Großstadt – Kunstmuseen, oder Galerien? An sich haben viele Menschen Interesse an Kunst, die Hemmschwelle ist aber oftmals hoch, wirklich reinzugehen. Dass Kunst nichts Abgehobenes sein muss, beweist nun die Artothek in Hallstadt – eine Einrichtung, die es so in der näheren Umgebung kein zweites Mal gibt.

München hat eine. Oder Nürnberg. Und jetzt kann sich Hallstadt auf die Fahne schreiben, die erste Artothek in Oberfranken eröffnet zu haben. Den Startschuss gab am Sonntag, 12. November, Bürgermeister Thomas Söder im Rahmen des Herbstmarktes. Bevor die Artothek im Jahr 2019 in eigene Räume in der Fischergasse 6 einziehen kann, übernimmt die Stadtbücherei die Ausleihe. Und gerade hier ergeben sich interessante Anknüpfungspunkte.

„Schon viele Jahre lang machte ich mir Gedanken, wie Kunst neue Räume erschließen kann“, erklärt die Hallstadter Künstlerin Waltraud Scheidel. „Denn die Hemmschwelle, in Galerien zu gehen, ist für viele Menschen doch einfach zu groß. Kunst sollte aber alle Bevölkerungsschichten ansprechen, sie sollte für jeden zugänglich sein.“ Und so stellte sie der Stadt Hallstadt die Idee vor, eine Artothek zu eröffnen. Das war vor zwei Jahren. Bei Bürgermeister Thomas Söder und auch dem Stadtrat stieß der Vorschlag auf offene Ohren. Denn für das Anwesen in der Fischergasse, das gerade saniert wird, passt ein solches Konzept ebenfalls.


Zum Startschuss für die Artothek waren viele Interessierte in die Stadtbücherei gekommen.

Kunst muss nichts „Großes“ sein

Ganz anders als in Museen stehen die Künstler bei der Artothek nicht im Vordergrund. „Vielmehr ist uns die Kunstvermittlung wichtig. Wir ermöglichen Jung und Alt, sich der Kunst zu nähern, Gegenwartskunst auf einer neuen Ebene zu entdecken.“ Und das, so Scheidel, ist nur mit Zeit möglich. Bei Bildern gelte es, immer wieder Neues zu bemerken. Wer sich nur wenige Minuten mit einem Kunstwerk beschäftige, dem gelinge dies nicht. Und hier setzt das Konzept Artothek an: Die Bilder können jeweils für ein Quartal ausgeliehen werden – zum moderaten Preis von sieben Euro (zehn Euro für Gewerbekunden). Wie bei einer Bücherei können die Werke anschließend mit nach Hause genommen werden – und Zuhause sei eine ganz andere Entdeckung der Kunstwerke möglich als woanders, meint Scheidel.

43 Bilder hat die Stadt angeschafft, in den kommenden Jahren soll die Anzahl aufgestockt werden. Im Rahmen einer Ausschreibung konnten sich insbesondere Künstler aus der Region beteiligen, eine Jury wählte anschließend die ersten Bilder für die Artothek aus. Dabei galt es ganz bewusst, die mögliche „Nutzung“ zu berücksichtigen: Die kleinsten Bilder messen gerade einmal 20 auf 20 Zentimeter, die größten an der längeren Seite einen Meter. Kunst also, die nicht eine Altbauwohnung mit hohen Räumen voraussetzt.

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Besonderheit: Kaufoption

„Kunst und Kultur sind wichtige Aufgaben für eine Kommune“, meint auch Bürgermeister Thomas Söder. „Wir haben hier Potenzial in Hallstadt, vor allem, weil die bildenden Künste in unserer Region noch eine eher untergeordnete Rolle spielen. Das macht unser Angebot einzigartig – als einzige Artothek in Oberfranken.“ Doch was, wenn die Bilder dem Ausleiher so gut gefallen, dass er sie gar nicht mehr hergeben möchte? Dann kann die Ausleihe um einen Monat verlängert werden, außerdem gibt es eine Kaufmöglichkeit für alle Bilder. Damit erhofft sich die Stadt auch, einen Teil der 20.000 Euro, die zunächst bereitgestellt wurden, zu refinanzieren. Wie bei einer Bücherei auch steht aber nicht die Gewinnabsicht im Mittelpunkt.

Apropos Bücherei: Bis die Artothek in ihre eigenen Räume umziehen kann, übernimmt die Stadtbücherei die Ausleihe. Welche Bilder vorhanden und ob sie gerade entleihbar sind, lässt sich über einen Onlinekatalog herausfinden. Da nicht alle Bilder in der Bücherei hängen, sondern auch im Rathaus nebenan, empfiehlt Büchereileiterin Claudia Helmreich einen kurzen Anruf. Das erspare dem Interessenten, zweimal vorbeizukommen. Für die Ausliehe ist lediglich die Vorlage eines Personalausweises nötig. Entleihen können nicht nur Hallstadter, sondern auch Bürgerinnen und Bürger aus dem gesamten Umkreis.

Schon am Tag der Eröffnung wurden die ersten Bilder entliehen und reserviert. Und über die in der Bücherei ausgestellten Kunstwerke wurde anregend diskutiert. Ganz im Sinne der Ideengeberin Waltraud Scheidel …

Öffnungszeiten der Stadtbücherei St. Kilian
Dienstag: 15.30 bis 18.00 Uhr
Mittwoch: 8.30 bis 11.00 Uhr
Donnerstag: 15.30 bis 18.30 Uhr
Samstag: 16.30 bis 18.30 Uhr
Sonntag: 10.00 bis 11.30 Uhr

Online-Katalog: www.artothek.hallstadt.de

 

Fotos von der Eröffnung der Artothek-Ausleihe finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der Ecke oben wählen).

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