Am 17. und 18. Mai findet in Hallstadt ein „Wettkampf“ der musikalischen Art statt. An die 1.300 Musiker messen sich an dem Wochenende bei den Wertungsspielen des Nordbayerischen Musikbundes und lassen sich und ihre musikalische Leistung von einer unabhängigen Jury bewerten.
Dem Musikverein Stadt Hallstadt steht an dem Wochenenden ein besonderer Kraftakt bevor – für den Nordbayerischen Musikbund richtet der Verein Wertungsspiele für den Bezirk Oberfranken aus und nimmt mit Blasbälgern, Jugendkapelle und Stadtkapelle gleich mit drei Orchestern selbst daran teil. Eine Herausforderung, die Klaus Hittinger, der sich für die Gesamtorganisation anbot und selbst die Stadtkapelle für die Höchststufe auf das Wertungsspiel vorbereitet, mit Gelassenheit annahm. Vor allem durch seine Initiative hat sich die Vorstandschaft des Vereins dazu entschieden, auf die Anfrage des Nordbayerischen Musikbundes die Wertungsspiele auszurichten. „Für den Musikverein Hallstadt ist es eine Auszeichnung, dass der Verband auf uns zugekommen ist. Wir haben den Ruf, solch große Veranstaltungen stemmen zu können, und es stehen uns gute örtliche Rahmenbedingungen zur Verfügung, so etwas durchzuführen,“ erklärt Thomas Müller, Vorsitzender des Musikverein Stadt Hallstadt. „Aber ohne das Engagement von Klaus Hittinger, dem ein ganz großer Dank gebührt, aber auch ohne unsere Mitglieder, die Stadt Hallstadt und Vereine, die uns tatkräftig unterstützen, wäre das auch nicht möglich.“
37 Orchester im 15-Minuten-Takt
Seit Januar steckt Klaus Hittinger intensiv in den Vorbereitungen für das Wertungsspiel-Wochenende im Mai. „Es ist wichtig, solch ein Großereignis wie ein Wertungsspiel in der Region auszurichten. Es ist immer für alle ein tolles Erlebnis, so viele gute Kapellen in dieser Dichte erleben und hören zu können,“ beschreibt Klaus Hittinger seine Motivation. Er hat schon an vielen Wertungsspielen und internationalen Wettbewerben als Dirigent mit der Stadtkapelle teilgenommen. Es hat ihn gereizt, auch einmal die planerische Seite kennenzulernen: „Wer meldet sich an, wie plane ich den Ablauf und den Spielbetrieb.“ Neben der handwerklichen Auf- und Abbauarbeiten und der Verpflegung der Musiker und Gäste über das gesamte Wochenende gelte es vor allem, den Spielbetrieb so vorzubereiten, dass die Vorträge und Bewertungen am Wochenende möglichst reibungslos laufen können, erläutert Klaus Hittinger seinen Schwerpunkt der Vorbereitung. Dafür stehen in der Hans-Schüller-Schule in Hallstadt zwei akustisch gute Turnhallen zur Verfügung, die am Sonntag parallel genutzt werden. Für den reibungslosen Ablauf wurde ein detaillierter Spielplan erstellt, bei dem auch Wünsche der Orchester berücksichtigt werden mussten. Vor allem wenn mehrere Gruppen eines Vereines spielen, benötigt das einiges an Feingefühl vom Planer. Wichtig für das Wochenende ist auch eine tragfähige Helferstruktur für die verschiedensten Aufgaben, hier wird der Verein auch durch den Kreisverband personell unterstützt. Denn ab Samstag früh um 8:00 Uhr bis Sonntagmittag werden ungefähr im 15-Minuten-Takt die insgesamt 37 teilnehmenden Orchester in der Schule eintreffen, beschreibt Thomas Müller aus seinen Erfahrungen. Vor dem Wertungsspiel ist den Musikern die Anspannung anzumerken. Alle wollen gut informiert und durch die unbekannte Schule zu den Einspielräumen und zum Wertungsspiel begleitet werden. „Das ist der wichtigste Termin für die Orchester im Jahr. Jedes einzelne Orchester möchte empfangen werden, als wäre es das wichtigste.“
Die Teilnahme am Wertungsspiel ist der wichtigste Termin im Jahr – auch schon für die jüngeren Musiker, wie hier die Blasbälger 2013 in Weismain.
Sabine Scheler hat bereits bei verschiedenen Musikfesten bei der Durchführung von Wertungsspielen mitgeholfen. Auch dieses Mal unterstützt sie ihren Hallstadter Verein im Backoffice. „Ein Wertungsspiel als Musiker zu spielen ist sehr relaxt verglichen mit dem, was im Hintergrund alles los ist. Aber hier erfährt man die Ergebnisse als erstes,“ freut sie sich auf ihren Einsatz am Wochenende. Sie wird mit zwei weiteren Helfern die Bewertungen der Jury-Mitglieder für die einzelnen Orchester in der EDV erfassen und die erreichten Punktzahlen in das vom Verband erstellte Datenblatt eintragen, um die Endergebnisse zu errechnen. Hier werden auch die Urkunden für die Teilnehmer gedruckt und jeweils Ende des Wertungsspieltages den Orchestern feierlich überreicht.
Ein Wertungsspiel ist für Musiker wie ein Endspiel für Fußballer
Vorstand Thomas Müller vom Musikverein Hallstadt zieht den Vergleich zum Sport: „Wertungsspiele sind für die Orchester wie ein Endspiel um den Pokal beim Fußball. Die einzelnen Orchester messen sich in ihrer Liga (Unter-, Grund-, Mittel-, Ober- und Höchststufe) mit dem Unterschied, dass es nur Gewinner gibt. Abschließend gibt es in Form der Urkunde und des Bewertungsbogen eine Einschätzung des Niveaus durch unabhängigen Wertungsrichtern.“
Bei diesem musikalischen Wettkampf gilt es, die musikalische Leistung des Orchesters und der einzelnen Musiker auf den Punkt abzurufen, und die beiden eingeübten Musikstücke nicht nur möglichst perfekt, sondern auch noch musikalisch und mit Spielfreude vorzutragen. Die hochkarätigen Wertungsrichter, unter ihnen Stefan Fritzen, Leiter der Dresdner Bläserphilharmonie und Dozent für Dirigenten, beurteilen die von den Orchestern vorgetragenen Stücke und vergeben in jeweils zehn verschiedenen musikalischen Gebieten ihre Wertung von 1-10 Punkten. Mit kritischem Ohr lauschen Sie auf das Zusammenspiel der Musiker, die Klangvielfalt, die Ausgestaltung und die Rhythmik, um nur einige zu nennen. Diese Differenziertheit bei der Bewertung ist wichtig für die Orchester, um eine objektive Einschätzung zu bekommen. Dafür geht es für die Dirigenten im Anschluss des Vortrages auch zum Beratungsgespräch mit einem Jury-Mitglied, der Stärken und Schwächen anspricht. „Bei guten Wertungsrichtern kann der Orchesterleiter viel für sich persönlich und seine Orchesterarbeit mitnehmen. Und in der Zukunft daran arbeiten, noch besser zu werden“, erklärt Klaus Hittinger die Motivation der Orchester, jährlich an ein bis zwei Wertungsspielen teilzunehmen. Die unabhängige Beurteilung des Leistungsstandes auch im Vergleich mit den anderen Orchestern in der gleichen Stufe ist ein wichtiger Hinweis auf die eigene Arbeit und den Stand der Musiker.
Hochwertige Blasmusik an einem Wochenende
Gerade der Bezirk Oberfranken verfügt über eine Vielzahl leistungsstarker Musikkapellen. Im Teilnehmerfeld für das Wertungsspiel in Hallstadt ist vor allem die große Anzahl an Nachwuchsorchestern und Bläserklassen auffällig. „Sie machen ungefähr die Hälfte der Teilnehmer aus, das ist die dicke Basis der Vereine“, meint Klaus Hittinger. Hier zeigt sich zudem, wie attraktiv gerade Wertungsspiele auch schon für die jungen Musiker sind. Werner Pörner, Bezirksvorsitzender Oberfranken des Nordbayerischen Musikbundes, stellt die Leistungsbereitschaft der jungen Orchester heraus. „Die Vorbereitung auf ein solches Wertungsspiel ist eine besondere Motivation und eine ganz andere Intention für die Proben. Durch die intensive Vorbereitung bleibt das Erarbeitet für die zukünftige musikalische Arbeit auch nach dem Wertungsspiel, das bringt das Orchester voran.“ Das schätzen auch die teilnehmenden Vereine, wie Jürgen Sperber, Vorsitzender des Musikverein Priesendorf, bestätig: „Wir versuchen immer, auch unseren Nachwuchsorchestern eine besondere Motivation zu bieten.“ Die Priesendorfer treten in Hallstadt mit Schülerorchester, Jugendorchester und Hauptorchester in Grund-, Unter- und Oberstufe an. In der Höchststufe stellen sich bei diesem Wertungsspiel nur zwei Orchester aus ganz Oberfranken, beide aus dem Landkreis Bamberg, den Juroren: das Jugendblasorchester Pödeldorf und die Stadtkapelle Hallstadt selbst.
Klaus Hittinger wünscht allen teilnehmenden Orchestern für das Wochenende, dass sie ihre Leistungen auf den Punkt bringen können, eine gerechte Bewertung und pädagogisch wertvolle Gespräche. Werner Pörner lädt die gesamte Bevölkerung ein, sich die Vorträge der Orchester anzuhören, denn „nur bei Wertungsspielen ist die ganze Bandbreite qualitätvoller Blasmusik mit attraktiver zeitgenössischer Literatur in dieser Dichte zu hören.“
Das gesamte Programm des Wochenendes können Sie sich bei uns als pdf-Datei herunterladen.