Manchmal war es viel zu schade, einzuschlafen

Erst vor wenigen Tagen ist Wigald Boning 50 Jahre alt geworden. Mit Auszeichnungen wurde er schon überschüttet – bis hin zum Grimme-Preis. Er war Sänger bei der Band „Die Doofen“, moderierte Fernsehshows und ist so einer, der vor neuen Ideen nur sprudelt. Eine davon war es, einfach mal nicht im Schlafzimmer der Wohnung zu übernachten. Daraus wurde ein regelrechter „Schlaf-draußen-Marathon“. In Hallstadt erzählte Boning seine Geschichte.

Literatur hat immer auch unterhaltenden Charakter. Wer käme da besser als Autor in Frage als Wigald Boning, der ohne Frage zu den bekanntesten deutschen Fernsehgesichtern in der Unterhaltungsbranche zählt. Im Rahmen des Bamberger Literaturfestivals las Boning im Kulturboden in Hallstadt aus seinem Buch „Im Zelt. Von einem der auszog, um draußen zu schlafen“.

Der Abend begann ruhig – Boning hatte sich einige Kapitel aus seinem Buch ausgesucht, die er vortrug. Hatte er am Anfang noch mit einem eher wortkargen Publikum gerechnet („Ich wurde darauf hingewiesen, dass ich in Franken bin und dass die Leute da nicht einfach Fragen reinrufen“) –lag er damit allerdings falsch. Schnell interagierte das Publikum mit ihm – weil er mit einer Erkältung und etwas heißerer Stimme angetreten war, bekam er mehrfach Hustenbonbons gestellt und musste dann sogar ein Kapitel aus seinem Buch vorlesen, dass es bisher noch nie bei einer Lesung präsentiert hatte. Dabei ging es um Krankheiten, die einem nun einmal widerfahren, wenn man monatelang im Zelt campiert – bei Wind und Wetter.


Wigald Boning las in Hallstadt aus seinem aktuellen Buch.

Luftschacht und Dachterrassen

Die Idee für den Selbstversuch entstand im heißen Sommer 2015. Und aus der Not heraus, es aufgrund der viel zu warmen Temperaturen im stickigen Schlafzimmer mal mit der Übernachtung im Zelt draußen zu probieren, wurde eine fixe Idee. Am Ende kam Boning auf satte 204 Nächte außerhalb der Wohnung, zwei kleine Einmannzelte nutzte er dafür. Die Locations waren dabei gewöhnlich wie besonders – vom Garten über ein Luftschachtgitter, vom Zeltplatz bis hin zur Dachterrasse des Hundertwassergebäudes „Grüne Zitadelle“ in Magdeburg. „My tent is my castle“, resümierte Boning passenderweise.

Spannend waren vor allem die Reaktionen auf Bonings Campieren. Denn er setzte währenddessen seine Auftritte fort – und die meisten Veranstalter konnten es gar nicht verstehen, dass ihr Gast kein Hotelzimmer haben wollte. „Meine Managerin Steffi hatte ernste Sorgen um mich. Denn: Ist draußen schlafen nicht gefährlich?“ Dabei könne man im Zelt spannende ethnologische Studien durchführen, die meisten Menschen, die etwa auf einem Campingplatz unterwegs seien, schenkten schließlich einem kleinen Zelt (mit einem Menschen drin, was aber nicht offensichtlich ist) kaum eine Beachtung.

„Und schnell habe ich auch gelernt: Es gibt Schlafplätze, an denen wäre das Einschlafen Frevel“, meinte Boning etwa zu mehreren Dachterrassen, auf denen er nächtigen durfte.

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