„Braurausch“ in Dörfleins und Kemmern

Eine solche Zusammenarbeit ist wohl einzigartig. Zwei junge Braumeister aus Dörfleins und Kemmern haben sich zusammengetan und ein gemeinsames Bier auf den Markt gebracht. Weitere sollen folgen. Das erste „Braurausch“-Bier hebt sich von der Masse ab – und knüpft doch an die Traditionen der Region Bamberg an …

Alexander Eichhorn und Tobias Wagner. Beide kommen aus Brauereifamilien – aus Orten, die nur drei Kilometer auseinanderliegen. Und beide sind fast gleich alt, Pardon: gleich jung. Zusammen haben Sie die Meisterschule Doemens in München absolviert und kamen auf die Idee, zusammen ein Bier zu brauen. Was dahintersteckt und wie es weitergeht: Nachrichten am Ort hat mit den beiden jungen Braumeistern in Kemmern gesprochen.

Nachrichten am Ort: Erzählt mal: Wie kommt ihr beiden zusammen und wie entstand die Idee eines gemeinsamen Bieres?

Tobias Wagner: Irgendwann im Laufe des vergangenen Jahres haben wir beschlossen, zusammen ein Bier zu brauen, wenn wir mit unserer Meisterschule fertig sind. Eigentlich wollte erst einmal jeder von uns einen Meistersud machen. Nachdem wir uns zusammengetan haben, entstand die Idee eines gemeinsamen Kellerbiers. Unser Grafiker, der die Etiketten designt hat, meinte dann, wir sollten das alles doch etwas größer aufzuziehen. Geplant war zunächst, ein Bier zu brauen, es zu verkaufen – wenn weg, dann weg – und dann eine neue Sorte zu kreieren. Nachdem das Kellerbier aber so gut ankommt, werden wir es beibehalten und zusätzlich weitere Biere brauen.

Eure Zusammenarbeit ist aber auch aus einem anderen Grund spannend …

Alexander Eichhorn: Klar, spannend ist vor allem, dass wir aus zwei Brauereien kommen, die nahe beieinanderliegen und demnach natürlich eigentlich Wettbewerber sind. Durch unsere Freundschaft stand dem gemeinsamen Bier aber nichts entgegen.

Tobias Wagner: Eine ähnliche Kooperation ist mir bisher nicht bekannt, vor allem, wenn sich die mögliche Kundschaft überschneidet.


Fotoshooting: So setzt ein Fotograf das Bier in Szene …

Habt ihr euch vorher gekannt?

Tobias Wagner: Nicht wirklich, beim Fest „500 Jahre Reinheitsgebot“ in München waren wir zusammen an einem Stand und sind da erstmals richtig ins Gespräch gekommen. Und dann folgte die gemeinsame Zeit an der Meisterschule.

Alexander Eichhorn: Wir wurden häufig darauf angesprochen, dass wir nach der Meisterschule sicher einen Meistersud bei uns zuhause in der Brauerei machen würden. Und irgendwann meinten wir: Das ginge doch auch zusammen. Wie gesagt: Uns ist nicht bekannt, dass es ein solches gemeinschaftliches Bier bereits irgendwo anders gegeben hätte.

Kommen wir zum Bier: Warum ist es gerade ein Kellerbier geworden – und was ist seine Besonderheit?

Tobias Wagner: Wir wollten etwas Außergewöhnliches machen. Daher haben wir uns für ein Hopfen-gestopftes Bier entschieden, bei dem der Hopfen im Kaltbereich gegeben wird. Ein Kellerbier dagegen ist etwas sehr Traditionelles und gerade bei uns in der Region typisch. Und so entsteht eine tolle Verbindung zwischen Craft-Bier und traditionellem Bier.

Für den Laien: Was bedeutet diese Brauvariante genau?

Tobias Wagner: Normalerweise wird der Hopfen im Sudhaus mitgekocht. Wir haben für unser Bier eine Hopfengabe im Sudhaus gemacht, also ganz traditionell, und zusätzlich noch kalten Hopfen im Bier lagern lassen. So bekommt das Bier dann einen ganz besonderen Geschmack.


Tobias Wagner (Mitte) und Alexander Eichhorn (rechts) im Gespräch mit Johannes Michel von
Nachrichten am Ort.


Das Bier gibt es ausschließlich in der Flasche, ein spezielles Glas soll den besonderen Geschmack unterstreichen.

Wenn ihr mal hochrechnet: Wie lange beschäftigt ihr euch schon mit diesem Projekt?

Alexander Eichhorn: Die Planungen begannen vor über einem Jahr. Denn es geht ja nicht nur darum, das Bier zu brauen, auch die Etiketten, eine mögliche Vermarktung und die Präsentation sind wichtige Fragen, die wir uns stellen mussten. Und als junge Brauer wollen wir selbstverständlich auch im Internet und in den sozialen Netzwerken präsent sein.

Auf den Punkt gebracht: Wie sind die Rückmeldungen und wie schmeckt’s im Vergleich zu einem „normalen“ Kellerbier?

Tobias Wagner: Bisher haben wir nur Gutes über unser gemeinsames Kellerbier gehört – daher auch die Entscheidung, es nicht nur wie geplant bei einem Sud zu belassen.

Alexander Eichhorn: Entscheidend für den Geschmack unseres Bieres ist das Hopfenaroma, das durch die spezielle Kalthopfung entsteht. Hinzu kommt dann die für ein Kellerbier besondere Farbe: Wir haben es nicht mit einem hellen, sondern einem bernsteinfarbenen Bier zu tun.


Welches Bier 2018 hinzukommt? Das verraten Alexander Eichhorn und Tobias Wagner noch nicht.

Immer wieder ist in den Medien zu lesen, wir Deutschen trinken weniger Bier, die Industriebraueren verzeichnen rückläufige Ausstöße. Wo seht ihr die Herausforderungen für die Zukunft?

Tobias Wagner: Früher hatte jede Brauerei die gleichen drei Biersorten im Angebot. Heute sind aber vor allem Spezialbiere gefragt, etwa zu besonderen Anlässen. In unserer Region entscheiden sich kleinere Brauereien zum Beispiel vermehrt dazu, ein Rauchbier zu brauen. Und, das ist für uns natürlich ein großer Standortvorteil: In Franken werden Industriebiere deutlich weniger verkauft, weil es eben noch viele Brauereien und damit ein vielfältiges Angebot gibt.

Alexander Eichhorn: Wir merken schon, dass unsere Kunden sehr starken Wert auf die Regionalität legen und gerne ein Bier trinken, von dem sie wissen, dass es aus der Nachbarschaft kommt.

Tobias Wagner: Trotzdem ist es natürlich wichtig, sich von der Masse abzuheben. Und unser gemeinsames Bier soll schon etwas Besonderes sein. Es ist daher auch nicht in jedem Getränkemarkt, sondern nur bei uns in den Brauereien zu haben, eventuell kommen noch spezielle Bierfachgeschäfte hinzu, die auf Craft-Biere spezialisiert sind.

Wie geht es mit eurer Zusammenarbeit weiter?

Alexander Eichhorn: Das nächste Bier ist noch in der Planung, was es wird, wird noch nicht verraten. Es soll aber auf jeden Fall noch in diesem Jahr soweit sein.

 

Wer jetzt neugierig geworden ist: Weitere Informationen zum Bier und zu den Bezugsmöglichkeiten gibt es unter www.braurausch.de.

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3 Kommentare

  1. Tolles Projekt,
    sehr gutes Bier (habs schon probiert) und eine tolle Webside.
    Herzlichen Glückwunsch Euch beiden und viel Erfolg!

  2. Schon beim einschenken des Braurausch Bieres. Merkt man dass es ein ausgergewöhnliches Bier ist. Ich habe noch kein vergleichbares Bier verkostet.
    Der Geschmack ist vollmundig und im Abgang etwas bitter genau meinen Geschmack getroffen.
    Ich werde es sicher meinen Bekannten weiterempfehle. Da ich nur 2 Flaschen davon geschenkt bekam bin ich auf der auch nach der Quelle. Wo ich es erwerben kann .
    Weiter so bin schon auf das nächste Bier der Jungen Braumeister gespannt.
    Mit freundlichen Grüßen
    Harald Kern

  3. Es gibt nichts schöneres als die Fortführung der Arbeit und Tradition durch die nachfolgende Generation!
    Neue Herausforderungen meistern.
    Ideen verwirklichen. Altes bewahren.
    Neues erfinden.
    Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Braurausch und auf das neue Bier.

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