Kommunale Politik statt Starkbier

„Im Nachhinein hat sich der Termin für die Bürgerversammlung als ungünstig erwiesen“, begrüßte Bürgermeister Rüdiger Gerst die rund 40 BürgerInnen seiner Gemeinde. Doch der Nockherberg wird sicherlich nochmal wiederholt werden und das Bier im Gasthof Wagner floss in Maßen. Die in der Versammlung anwesenden Bürger bekamen reale Kommunalpolitik, Informationen und Antworten aus erster Hand.

In einem allgemeinen Bericht sprach Rüdiger Gerst ausführlich über die Entwicklungen im Jahr 2011 und belegte Einwohner- und Schülerstatistik, Haushalt, Umlagen und Steuern mit Zahlen, die er jeweils in Relation zu den Vorjahren brachte. Kemmern steht gut da: mehr Geburten, gleichbleibende Steuern sowie ein stabiler Haushalt und getilgte Schulden trotz Investitionen. So wurde der Kindergarten finanziell unterstützt, die Vereins-, Verbands- und Jugendarbeit durch Zuschüsse gefördert und ein neues Löschfahrzeug angeschafft.

Leidiges Thema: Bahn AG

Gerst berichtete merklich aufgebracht über die stockenden Planungsabsprachen mit der Bahn, die Beseitigung des Bahnüberganges und die geplanten Ersatzmaßnahmen im Zusammenhang mit der kommenden ICE-Trasse. Seit März 2011 wurden Nachfragen der Gemeinde nicht beantwortet. Gerst befürchtet, dass, wie in Altendorf und Bamberg, die eingebrachten Anliegen und berechtigten Wünsche Kemmerns nicht berücksichtigt werden. Es herrscht Funkstille und die von Kemmern favorisierte Bahnunterführung für Fußgänger und Radfahrer wird seitens der Bahn AG offensichtlich ignoriert. MdB Thomas Silberhorn und MdL Heinrich Rudrof sollen in die Problematik als Vermittler eingebunden werden.

Auf Nachfrage musste Gerst eingestehen, dass Kemmern keinerlei Möglichkeiten habe, auf die im Zuge des Baus der neuen Bahntrasse von der Naturschutzbehörde auszuweisende Ausgleichsflächen Einfluss zu nehmen. Der Behörde als öffentlichem Träger würde mehr Gehör geschenkt. Was besonders schlecht wäre, denn die bebaubare Fläche in Kemmern ist sehr begrenzt, sei es durch ausgewiesene (Hoch-)Wasserschutz- und Naturschutzgebiete oder die Verkehrsführung im Osten.

2012 Kemmern BürgerversammlungInteressiert zeigten sich die Bürger bei den Ausführungen des Bürgermeisters.

Schöner wohnen und besser lernen in Kemmern

Deshalb wird mit dieser Ressource sorgfältig umgegangen, Gewerbeansiedlungen und die Erschließung neuer Baugebiete behutsam durchgeführt. Dies soll Kemmern alle Optionen offen halten. Außerdem sollen passende Gewerbetreibende mit wenig Emissionen gefunden werden, wie die Firma Claas, die seit Februar 2012 in Kemmern eine Niederlassung unterhält. Ungünstige finanzielle Rahmenbedingungen im Bund beschränken zudem die Gemeinde in ihren Planungen. Gerst legte möglichen Bauherrn die Sanierung von historischen Bauten im Ortsteil ans Herz und machte auf den geplanten Ausbau der Wanderwege im Zückshuter Forst aufmerksam, was den sanften Tourismus und die Lebensqualität in Kemmern und den Nachbargemeinden noch verbessern wird. Die Busanbindung von Bamberg nach Kemmern müsste in den Abendstunden allerdings noch ausgebaut werden, wie ein Bürger anmerkte, dann wäre Kemmern als Wohnraum auch für Studenten attraktiver, die trotz Wohnungsnot den weiten Weg mit dem Fahrrad scheuten.

Die  in die Versammlung eingebrachte Idee, das bald ausrangierte Klärwerk zu einer Biogasanlage auszubauen, werde geprüft. Dies wäre ein Projekt im Zuge der im Moment geplanten Regionalwerke des Landkreises, an denen sich Kemmern bei jetzigem Planungsstand beteiligen werde.

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1. Bürgermeister Rüdiger Gerst und sein Stellvertreter Hans-Dieter Ruß
1. Bürgermeister Rüdiger Gerst (r.) und sein Stellvertreter Hans-Dieter Ruß.

Der Bürgermeister bedankte sich für die gute Zusammenarbeit bei den anwesenden Gemeinderatsmitgliedern und zog für 2011 ein positives Resümee. Besonders freute ihn die äußerst positive Evaluierung der Volksschule, die von den staatlichen Prüfern als besonders attraktiv gelobt wurde, vor allem die von der Gemeinde geschaffenen Rahmenbedingungen seien so selten zu finden. Aber auch die Goldmedaille des Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden“ auf Bezirksebene mache ihn stolz. Das ermögliche Kemmern, sich auf der Landesgartenschau 2012 in Bamberg zu präsentieren. Im Juli gelte es, die Landeskommission ebenso kreativ und ideenreich zu empfangen.

Lena Thiem

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