Nachdem in der letzten Gemeinderatssitzung in Kemmern vor allem die Bahn die Tagesordnung bestimmte, griff der Gemeinderat dieses Mal ganz andere Themen auf. Es ging vor allem um die umstrittene Gleichstrompassage Süd-Ost und um einen Antrag auf Änderung der Geschäftsordnung für den Gemeinderat. Doch stand auch eine Verabschiedung auf der Tagesordnung.
Der Gemeinderat nahm Stellung zu den geänderten Netzentwicklungsplänen der Bundesnetzagentur in Hinblick auf die Gleichstrompassage Süd-Ost. Hintergrund dafür ist der geplante Korridor für Gleichstrom, der den Landkreis Bamberg und eventuell auch Kemmern durchziehen soll. Allerdings bleibt vieles noch offen und es ist auch noch nicht klar, wie genau die Trasse verlaufen soll. Der Kemmerner Gemeinderat hatte sich schon im April 2014 in einer Resolution, die in der Mai-Ausgabe des Amtsblattes zu finden ist, gegen diese Trasse ausgesprochen. Dabei wird vor allem die Mehrfachbelastung durch ICE und Autobahn angesprochen, die Kemmern sowieso schon betrifft. Außerdem diene die Trasse „nicht der Versorgung im Raum, sondern nur der Gleichstromversorgung Nord-Süd“, so Bürgermeister Rüdiger Gerst (CSU). Sie wäre also eine Belastung ohne Nutzen, wie auch schon in der Resolution kritisiert wurde. Des Weiteren wurde bemängelt, dass die Informationslage gerade auch für Kommunen eher undurchsichtig ist.
Akteneinsichtsrecht für Gemeinderäte?
Auf der Tagesordnung stand auch ein Antrag auf Änderung der Geschäftsordnung für den Gemeinderat. Genauer gesagt ging es um das Akteneinsichtsrecht für Gemeinderatsmitglieder. Bisher orientiert sich die Gemeindeordnung in Kemmern an der Musterordnung des Bayerischen Gemeindetages, die dem Gemeinderat nur als Organ ein Akteneinsichtsrecht zuspricht. „Ich brauche einen guten Sachstand, um mich zu etwas äußern zu können“, so Gemeinderat Dr. Oliver Dorsch (ZfK), der den Antrag stellte. Ein Einsichtsrecht mache es für Gemeinderäte leichter, sich in bestimmte Themen einzuarbeiten, so Dorsch. Er betonte aber auch, dass damit nicht der Bürgermeister oder die Verwaltung kontrolliert werden soll.
Die Rechtslage zu einer solchen Änderung ist nicht ganz eindeutig, wie zum Beispiel eine Stellungnahme des Bayerischen Gemeindetages zeigte, der eine solche Änderung als bedenklich empfindet. Kritisiert wurden aber vor allem die datenschutzrechtlichen Auswirkungen, da mit einem solchen Recht auf alle Daten zugegriffen werden könne. Der Vorschlag wurde letztendlich abgelehnt, wenn auch nicht einstimmig.
Und noch eine positive Nachricht für Eltern und Pflegende: Säcke zur Entsorgung von Windeln sind ab jetzt gebührenfrei.
Ein rührender Abschied
Am Ende der Gemeinderatssitzung stand noch ein ganz besonderer Punkt auf der Tagesordnung: die Verabschiedung von Rolf-Günther Henkel. Henkel war nicht nur viele Jahre Geschäftsleiter der Gemeinde, sondern darüber hinaus auch Kämmerer, Leiter des Ordnungsamtes, des Bauamtes sowie des Standesamtes. Im Rahmen der Gemeinderatssitzung wurde er in den Ruhestand verabschiedet.
Rolf-Günther Henkel war lange Jahre fester Bestandteil der Gemeinde Kemmern.
Von links nach rechts: Hans-Dieter Ruß, das Ehepaar Henkel und Rüdiger Gerst.
„Heute ist natürlich ein Tag der Zäsur.“ Mit diesen Worten begann Gerst seine Rede. Sage und schreibe 35 Jahre stand Henkel im Dienste der Gemeinde, eine „interessante Zeit“, wie er selbst betont. Zum 1. Januar 1980 begann er in Kemmern in der Verwaltung, wo er vorher auch schon in Breitengüßbach tätig war. Über die Jahre hinweg gewann er einen großen Schatz an Erfahrungen und absolvierte ein Studium als Verwaltungs- und Betriebswirt. Kenntnisse, die „auch der Gemeinde zu Gute gekommen sind“, berichtete Gerst, der selbst seit 13 Jahren mit ihm zusammengearbeitet hat. So stand Henkel immer mit Rat und Tat zur Seite, war ein wichtiger Ansprechpartner für Kolleginnen und Kollegen, aber auch geschätzt unter den Bürgern. Auch ehrenamtlich war er engagiert, unter anderem bei den Maltesern und der evangelischen Kirche. So durfte er auch im September letzten Jahres ein Ehrenzeichen des Landkreises Bamberg für besonderes ehrenamtliches Engagement entgegennehmen
Bürgermeister Gerst (rechts) hatte selbst lange mit Henkel (links) zusammengearbeitet.
Henkel: „Wir können auf die gemeinsame Arbeit in Kemmern zufrieden schauen“
An Henkel selbst sind diese 35 Jahre natürlich nicht spurlos vorüber gegangen. Er sagte es selbst, „ihr merkt es sicher: ich bin bewegt“. Auch für ihn stellt der Eintritt in den Ruhestand eine Zäsur dar. Der Tag des Abschieds kommt nicht unerwartet, er hat sich davor schon viele Gedanken dazu gemacht, aber es waren bisher „alles Trockenübungen“. Kein Wunder, dass ein solcher Abschied schwer fällt. Aber Henkel macht doch eines deutlich: „Ich gehe zwar, aber ich verschwinde nicht“. Er bleibt Kemmern erhalten und der Bürgermeister ist sich sicher, dass ihm so schnell wohl nicht langweilig wird.