Es war ein bizarrer Kontrast, der sich da am Montag Abend in Kemmern abspielte: Während die einen draußen bei 30 Grad im Biergarten die anstehende Ferienzeit genossen, saßen über 30 Kemmerner Bürgerinnen und Bürger im Saal des Landgasthofes „Elling“ und setzen sich mit dem Thema „Pflege von Angehörigen“ auseinander.
Aber der Reihe nach. Warum tun sich Menschen das an, sich freiwillig mit einem Thema zu beschäftigen, dass in unserer Kultur immer noch tabuisiert wird? „Weil Sie Weitsicht und Mut beweisen“ beglückwünschte die Referentin des Abends, Pia Schlee, langjährige Leiterin der Fachstelle für pflegende Angehörige in Bamberg, die Zuhörer. Denn Pflege betrifft nicht immer nur die „Alten“, sondern aktuell werden bundesweit knapp 500.000 Menschen unter 65 Jahre gepflegt. Zudem sind die Prognosen für die nächsten Jahrzehnte dramatisch, so dass über kurz oder lang alle damit rechnen müssen, mit einem Pflegefall konfrontiert zu werden. „Und dann sind die im Vorteil, die sich schon im Vorfeld Gedanken gemacht haben, was ich dann alles tun kann“ so Schlee.
Infolgedessen bekamen die Kemmerner Bürger von ihr in gut 90 Minuten alle relevanten Informationen im Umfeld der häuslichen und der stationären Pflege. Von den niedrigschwelligen Angeboten über den Besuch des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse bis hin zu den verschiedenen Betreuungsmöglichkeiten der Angehörigen in Heimen – Pia Schlee gab viele wertvolle Tipps, klärte auf und gab auch immer wieder Trost und Hoffnung.
Der Vortrag stieß auf reges Interesse.
Stellenweise gebannt folgten die Anwesenden dem Vortrag und brachten sich mit vielen Fragen ein, so dass am Ende eine lebhafte Diskussion entstand. Fazit der Teilnehmer: Selten wurden 90 Minuten des eigenen Lebens so sinnvoll investiert. Große Zustimmung fand es bei den Teilnehmern, dass Helmut Wild, Vorstand des Vereins „Zukunft für Kemmern“, für den Herbst einen weiteren Vortrag mit dem Titel „Vorsorgevollmachten und Patientenverfügung“ ankündigte.