„Wir wollen Segen bringen und Segen sein.“ Strahlend funkelt Ramonas goldene Krone, kostbar mutet ihr buntes Gewand an. Mit ihren Freundinnen Selina, Lea und Sophie schreibt die Elfjährige auf einen Fußabdruck aus Papier, was ihr zum Thema „Flucht“ einfällt. Dann heftet sie ihn auf ein Banner zu unzähligen anderen. Jenes überdimensionale Banner hinterlässt Spuren: In Kulmbach und der Welt. Begleitet von über 700 Kindern und Jugendlichen und Erzbischof Dr. Ludwig Schick wurde es am Montag der vergangenen Woche durch die Innenstadt von „Sankt Hedwig“ zu „Unsere Liebe Frau“ getragen.
Könige mit funkelnden Kronen, prächtigen Gewändern und leuchtenden Sternen waren aus der gesamten Erzdiözese zur Diözesanen Eröffnung der 56. Aktion Dreikönigssingen nach Kulmbach geströmt. Das Referat Weltkirche um Michael Kleiner sowie der „Bund der Deutschen Katholischen Jugend“ (BDKJ) mit Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl hatten die Diözesane Sternsinger-Aussendung vorbereitet. Auch, damit sich die Sternsinger als große Gemeinschaft erleben, die gemeinsam viel bewegen können. „Ihr selbstloses Engagement macht die Aktion Dreikönigssingen zur größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder“, freut sich Pötzl.
Auch Sternsinger aus Zapfendorf waren in Kulmbach mit dabei.
Um den Tag des Festes der Erscheinung des Herren, dem sechsten Januar, ziehen die Dreikönige von Haus zu Haus, um für die Ärmsten der Armen in der Welt Spenden zu erbeten. „Wir kommen in die Häuser. Die Leute freuen sich“, erzählt die elfjährige Sophie. Ihren Spruch können die vier aus der Pfarrei Sankt Pankratius in Steinberg schon auswendig: „Wir wollen keine Welt in Scherben, wir wollen für den Frieden werben. Friede beginnt bei dir und mir, beginnt an jeder Wohnungstür.“ Länger ist der Spruch, den die Sternsinger aus Sankt Vitus in Hirschaid aufsagen. „Die Leute finden es gut, dass wir Sternsinger sind“, erklärt Marcel und Kristina ergänzt: „und dass wir für die Armen sammeln.“
Mit einem Film bereiteten sie sich auf die Aktion vor. Darin wurde das diesjährige Beispielland Malawi vorgestellt. Noch eindringlicher tut es Gereon Wagener in der Hedwigskirche: Er hat das 49 Kilometer nahe der Hauptstadt Lilongwe gelegene Flüchtlingslager in Dzaleka besucht. Hautnah erlebte der Mitarbeiter der Regionalstelle Süd des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ das Leid. „Viele Kinder verlieren auf der Flucht alles, was sie besitzen – den Teddy und sogar die Eltern.“ Mehr als 45 Millionen Menschen waren im letzten Jahr weltweit auf der Flucht. „Das ist mehr als die Hälfte von Deutschland“, verdeutlichte er. 46 Prozent der Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Mit einem Teil des Sammelerlöses wird den 4700 Kindern im Flüchtlingslager in Malawi Schulbesuch ermöglicht und Trauma-Therapien angeboten. „Ihr Sternsinger bringt Licht ins Dunkel“, so Wagener in der Pfarrkirche St. Hedwig.
In der Pfarrkirche Unsere Liebe Frau knüpfte Erzbischof Dr. Ludwig Schick an: Im Namen Gottes seien die Sternsinger unterwegs. Sie tragen den Segen der Krippe und mit Jesus den Wunsch nach Frieden auf Erden in die Häuser. „Ihr seid Segen. Ihr seid Hoffnungsträger für die Menschen, zu denen ihr geht. Ihr sagt den Menschen: Der gute Gott ist für euch da!“ Schick weiß, dass die Sternsinger „andere anstecken, mitzumachen“. Indem sie zeigen, dass man solidarisch füreinander einstehen und hilfsbereit sein müsse, seien sie „Hoffnungsträger für eine bessere Welt“.
Philipp Fischer
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